Sprachstörungen im Babyalter vorbeugen

Immer häufiger haben Kinder Probleme mit Sprache und Hörwahrnehmung. Vorbeugen kann man schon im Babyalter. Singen etwa ist für die Sprachentwicklung unentbehrlich, großen Einfluss haben aber auch zu große Schnuller und häufige Mittelohrentzündungen.

Logopäden arbeiten mit Menschen von 0 bis 99 Jahren. Sprech- und Sprachauffälligkeiten lassen sich aber schon im Kleinkindalter erkennen, weiß Daniela Schoby. Die Görtschitztalerin ist seit 13 Jahren Logopädin und hat sich auf die Therapie von Kindern spezialisiert. Sie arbeitet vor allem in der Prävention und ist in Kindergärten unterwegs, wo sie Testungen macht. Die früheste Vorbeugung beginnt gewissermaßen schon im Babybauch: „Die meisten Eltern können sich nicht vorstellen, was die Logopädie mit ihrem Kind zu tun haben soll, wenn es gewissermaßen noch nicht einmal geschlüpft ist.“

Das Allerschlimmste? Fünf Schnuller 24 Stunden lang

Aber auch Schnuller und Babyflasche beeinflussen später das Sprechverhalten und können Störungen auslösen. „Der Schnuller sollte dem Kind nur wie ein Medikament angeboten werden. Das Allerschlimmste ist, dem Kind fünf Schnuller 24 Stunden am Tag anzubieten. Es sollte jedem bewusst sein, dass ein Schnuller das Kind beruhigt und ruhig macht. Aber warum weint ein Kind? Weil der Bauch weh tut, die Windel voll ist, das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung da ist. Die Beruhigung durch den Schnuller muss, einmal angewöhnt, erst mühsam wieder abgewöhnt werden.“

Sendungshinweis:

Family/Cabrio; 4.1.2017

Rein anatomisch verursache der Schnuller Kiefer- und Zahnfehlstellungen und ein falsches Schluckmuster. Weil Kinder aber ein starkes Saugbedürfnis haben, ist es schwierig, überhaupt keinen Schnuller zu verwenden – auch deshalb, weil dann oft als Ersatz der Daumen herhalten muss und dieser noch schwieriger abzugewöhnen ist als der Schnuller. Schoby: „Was ist also zu beachten? Es sollte ein Schnuller sein, der eine minimale Lippenauflage hat, damit die Kinder in der Ruheposition lernen, durch die Nase zu atmen.“

Singen sie dem Kind vor - egal wie falsch es klingt

Eltern sollten vor allem mit ihren Kindern singen - egal wie falsch es klingt - weil das für die Sprachentwicklung der Kinder unentbehrlich sei, so Schoby. „Es singen leider immer weniger Leute, weil sie glauben, es nicht zu können. Sie schalten dann Youtube ein, aber Kinder lernen in erster Linie durch Nachahmung. Eltern sollten singen, weil Kindern damit Rhythmik und Melodie – die Basis von Sprache – mitgegeben wird. Jede Satzstellung, Wortwiederholungen und Grammatik werden spielerisch mit den Kindern geübt.“

Sprachstörungen am Spielverhalten ablesbar

Im Kleinkindalter geht es vor allem um das berühmt-berüchtigte Lispeln. „Man kann Sprachstörungen und Sprachverzögerungen schon am Spielverhalten ablesen. Mein Vorteil ist, dass ich schon bei Geburtsvorbereitungen dabei bin und Eltern darüber aufklären kann, was sie machen können, damit es überhaupt nicht zu Sprachproblemen kommt.“

Kinder, die Konsonantenverbinden wie in dem Wort Drache nicht aussprechen können – hier wird das Wort z.b. wie Krache artikuliert – und sich das Problem nicht auswächst, sollten Hilfe bekommen. Immer häufiger treten auch Hörwahrnehmungsschwierigkeiten auf. Schoby: „Die Kinder hören gut, aber haben Schwierigkeiten Laute, die ähnlich klingen, auseinander zu halten.“

Geholfen werden kann diesen Kindern mit Hörwahrnehmungstraining und motorischen Übungen. „Mein Vorteil ist, dass ich meine Praxis am Land habe und es so die Möglichkeit gibt, mit den Kindern ins Freie hinaus zu gehen. Wenn es einen gewissen Grundstock an Therapie gibt, dann lässt sich vieles in der Spontansprache bearbeiten.“

Sprechen ist Feinmotorik

Aber was hat Motorik mit Sprechen zu tun? Schoby: „Sprechen ist die kleinste und feinste motorische Bewegung unseres Körpers. Wenn es in der Basis schon grobmotorische Schwierigkeiten gibt ist es natürlich an der Spitze der Feinmotorik, dem Sprechen, schwierig, Laute wie T und R nacheinander zu sprechen.“

Hier kommt erschwerend hinzu, dass viele Kinder in der heutigen Zeit zu wenig Bewegung – vor allem im Freien – bekommen. Kommunikationsschwierigkeiten werden immer häufiger. Früher war es so, dass Kinder Sprech- und Sprachauffälligkeiten hatten. Jetzt ist es so, dass Kinder schon Probleme damit haben, überhaupt Sprache aufzubauen, in Kommunikation zu treten und Blickkontakt herzustellen – was wiederum nicht viel mit der Motorik zu tun hat, aber damit, wie ich eine Kommunikation beginne. Die moderne Kommunikation, Handy, Tablet und Co haben hier einen negativen Einfluss.“

Nasenatmung hat Einfluss auf Konsonantenbildung

Woran merkt man Sprachstörungen? Kinder mit Mittelohrentzündungen atmen nicht mehr durch die Nase, sondern durch den Mund. Hier lässt sich ein Lymphstau bei den Augen erkennen und eine zu weit vorgelagerte Zuge. „Hier beginnen häufig schon die Probleme, weil Kinder durch häufige Mittelohrentzündungen manche Laute wie S und Sch oder P und K nicht mehr so gut erkennen und auseinanderhalten können.“

Hier sei darauf zu achten, dass das Kind keine Sprechschwierigkeiten bekomme. Das andere seien anatomische Veränderungen, wie Störungen im Hörbereich oder auch Kiefer- und Zahnfehlstellungen. Diese könnten vermieden werden, wenn Eltern rechtzeitig reagieren.