Der Mond: Unser „Spiegel“ im Weltraum

Der 20. Juli 1969 ist ein geschichtsträchtiges Datum. Die Mondlandefähre „Eagle“ landet am Mond, Neil Armstrong betritt als erster Mensch dessen Oberfläche. Von der Erde aus betrachtet fungiert der Mond als eine Art Spiegel im Weltraum, weil er die Sonnenstrahlen reflektiert.

Der Mond - unser ständiger Begleiter am Himmel. Man bringt ihn eigentlich nur mit der Nacht in Verbindung, er ist aber natürlich immer da. „Was wir vom Mond sehen, ist nichts anderes, als dass er von der Sonne angestrahlt wird und wie ein Spiegel im Weltraum das Sonnenlicht zur Erde reflektiert“, sagt Kurt Anetzhuber von der Astronomischen Vereinigung Kärnten. „Kurz vor und nach Neumond, wenn er sich nah der Sonne befindet, können wir den Mond auch am Tag sehen.“

Dobratsch Sendeanlage Mond

Helmut Gorenjak

Unser Gehirn macht den Mond „groß“

In den letzten Wochen könnte so manchen das Gefühl beschlichen haben, dass der Mond besonders groß und fast zum Greifen nah sei. „Meist ist es dann der Fall, wenn der Mond beim Auf- oder Untergehen ist. Das hat aber nichts mit dem Mond zu tun, sondern ausschließlich mit unserem Gehirn." Denn, so Anetzhuber: „Wir setzen alle Objekte, die wir sehen, in Relation zur Entfernung bekannter Objekte. Wenn der Mond sich im Gesichtsfeld mit einem bekannten Objekt - wie Baum, Haus oder Strauch – aufhält, dann erscheint er uns größer. Steigt er im Laufe der Nacht höher, entfernen sich diese bekannten Objekte aus unserem Gesichtsfeld. Plötzlich erscheint der Mond wieder klein.“

Sendungshinweis:

Family/Cabrio; 12.9.2016

Überprüfen lässt sich das ganz leicht: Man macht ein Foto vom Mond, wenn er einem sehr groß erscheint und man macht dann - natürlich in derselben Einstellung - etwas später ein zweites Foto, wenn man glaubt, er sei kleiner geworden. Legt man dann die Fotos am Computer übereinander, hat der Mond hat immer dieselbe Größe.

Kalt, dunkel und nicht alleine

Was macht unseren Mond zum Mond? Kurt Anetzhuber: „Ein Mond ist ein Himmelskörper, der nicht selbst leuchtet, also ein kalter Körper wie die Erde und die Planeten. Im Unterschied dazu kreist er aber nicht um einen Stern, sondern um einen Planeten."

Sichelgröße hängt vom Winkel ab

Auch seine runde Form ändert der Mond natürlich nicht, aber wie ist es dann erklärbar, dass wir einmal einen Vollmond sehen und ein anderes Mal der Mond in Sichelform am Himmel erscheint? „Das hat mit der Winkelsituation zwischen Sonne, Erde und Mond zu tun. Der Mond kreist in 28 Tagen um die Erde, das führt dazu, dass wir verschiedene Konstellationen zu sehen bekommen. Als Beispiel: Der Mond steht – von der Erde aus betrachtet – zur Sonne in einem Winkel von 90 Grad. Dann bekommen wir einen Halbmond zu sehen. Warum? Der Mond ist eine Kugel, wir sehen nur eine beleuchtete Hälfte. Die andere Hälfte ist im Schatten.“

Dobratsch Sendeanlage Mond

Helmut Gorenjak

Erde fängt Meteoriten von der Vorderseite ab

Von der Erde aus sehen wir immer nur die Vorderseite des Mondes. Erst seitdem man den Mond betreten hat, kennt man seine Rückseite. Hier gibt es viel mehr Krater als vorne, die Erklärung ist so einfach wie furchteinflößend: „Auf der Vorderseite ist die Erde, diese hält die Meteoriten ab“, so Kurt Anetzhuber von der Astronomischen Vereinigung Kärnten.

Neben den Bergen, Tälern, Rillen und Kratern als interessante Oberflächen-Formationen am Mond finden sich auch ausgedehnte dunkle Gebiete. Anetzhuber: „Das sind Basaltbecken, gefüllt mit Staub. Man vermutet, dass Vulkanausbrüche in der Frühzeit des Mondes diese Becken geformt haben.“

Hüftprothesen - eine Mondtechnologie

Wer eine Reise unternimmt, bringt sehr oft Souvenirs mit - so geschehen auch beim Flug zum Mond. Man hat etwa 300 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Aber nicht nur das hat der Mondflug der Menschheit gebracht. "Die gesamten Computer, die damals in den 60er Jahren ganze Räume und Säle füllten und enorme Mengen an Energie verbrauchten, mussten hinein in eine Zigarettenschachtel, um dieses zum Mond schießen zu können. Diese enorme Anstrengung des Mondfluges führte dazu, dass neue Technologien entwickelt wurden. Transistortechnik, integrierte Schalttechnik – wenn sie heute eine Hüftprothese eingepflanzt bekommen, ist Mondtechnologie drinnen.“

Ohne Mond ginge es auf der Erde „rund“

Unbestritten beeinflusst der Mond auch die Erde und das Leben darauf: Der Mond ist dafür verantwortlich, dass das ganze System Erde-Sonne sehr stabil abläuft und die Rotationsachse der Erde um die eigene Achse beibehalten wird. Außerdem hätten wir ohne Mond kein Magnetfeld. Anetzhuber: „Das Magnetfeld wiederum schirmt die kosmische Strahlung, insbesondere den Sonnenwind – also die Teilchenstrahlung – weites gehend ab.“

Mond in der Nacht

Gerhard Schöffmann

Nur so konnte sich das Leben auf der Erde in der heutigen Form entwickeln. Viele Menschen glauben aber an einen noch größeren Einfluss des Mondes auf unser Leben.Das fängt bei dem Glauben an, schlechter zu schlafen und geht über den richtigen Zeitpunkt für das Keksebacken und Wäschewaschen bis hin zur Gartenarbeit. Anetzhuber: „Es gibt alles mögliche, was man dem Mond in die Schuhe zu schieben versucht. Mir persönlich ist keine Studie bekannt - was Unfallhäufigkeit, Geburtenhäufigkeit oder Fruchtbarkeit, Gartenarbeit anbelangt – die irgendwo relevant bewiesen hätte, dass der Mond einen Einfluss auf unsere Biosphäre hat.“

Krähen im Baum bei Vollmond

dpa

Gehört der Mond auch E.T.?

Bleibt noch die Frage zu klären, wem der Mond eigentlich gehört. Eine große Frage nach der Mondlandung? Gehört er dem ersten der einen Fuß drauf setzt?

Anetzhuber: „In der Zwischenzeit gibt es eine UNO-Resolution in der festgeschrieben ist, dass der Mond zum Erbe der gesamten Menschheit gehört. Der Mond gehört also weder einer Nation, einer Person oder einem Konsortium, die den Mond kauft. Was nicht berücksichtigt worden ist: Was ist, wenn Außerirdische den Mond entdecken – haben sie nicht auch einen Anspruch?“ Gute Frage...