Große, vielfältige Marderfamilie

Viele Autobesitzer haben schon unliebsame Bekanntschaft mit Mardern gemacht. Was Viele nicht wissen: Zur dieser Gruppe gehören in Kärnten einige Tiere, die man als Laie auf den ersten Blick nicht dazuzählen würde.

Neben den „echten Mardern“ gehören zur Familie der hundeartigen Raubtiere auch Dachse und Fischotter, erklärt Christian Wieser vom Landesmuseum: „Das sind die beiden größten Vertreter dieser Gattung. Es geht dann weiter mit den Baum- und Steinmardern.“

Die Form des Brustflecks diene als Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Gattungen. Wieser: „Der Steinmarder hat einen schneeweißen Brustfleck, der meist gegabelt ist und bis zu den Pranten, also Vorderpfoten, hinab verläuft. Der Baummarder hingegen hat eher so ein goldgelben und rundlichen Halsfleck. Er wird daher auch oft als Goldkehlchen bezeichnet.“

Ebenfalls zur Familie der Marder zählen Iltisse, sowie große und kleine Wiesel. Auch Frettchen, eine vom Menschen für Jagdzwecke gezüchtete Form des Iltisses, gehört zu dieser Gattung der hundeartigen Raubtiere.

Marderbissschäden

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Flink und wendig

Die Verwandtschaft dieser Tierarten untereinander ist auf Grund des Aussehens meistens zumindest nicht zu leugnen: „Das sind meisten schlanke, längliche sehr flinke Tiere. Der Dachs ist zwar auch sehr flink, aber er hat eher ein plumperes Aussehen. Das sind zum Teil sehr wendige, prinzipiell räuberische Tiere.“

Die meisten Marder sind Allesfresser, aber auch sie haben bestimmte kulinarische Vorlieben: „Der Fischotter ist natürlich auf Fisch und Krebse spezialisiert. Die Stein- und Baummarder ernähren sich vorwiegend von Fleisch, nehmen im Sommer aber natürlich auch pflanzliche Stoffe, wie Früchte und Beeren, zu sich.“

Stadt bietet gute Nahrungs- und Lebensbedingungen

Die Mitglieder der Marderfamilie sind fast ausschließlich nachtaktiv. Sie zu Gesicht zu bekommen ist daher eher schwer, aber immer wieder hört man sie.

Sendungshinweis:

„Radio Kärnten Cabrio“, 25.7.16

Manche Marder fühlen sich besonders wohl in unserer Gesellschaft: „Er hat hier einen Lebensraum gefunden, vor allem aber auch Nahrungsgrundlagen. In vielen Gärten bleiben die halbvollen Futterschüsseln der Katzen und Hunde übrig. Da kann sich der Marder wunderbar bedienen. Dazu kommen die ganzen Komposthäufen oder Biotonnen. Sie sind ja nicht nur mit Abfällen gefüllt, wo er sich bedient, sondern es sind auch Mäuse und Ratten. Das ist eines der beliebtesten Jagdobjekte des Steinmarders.“

Das Stadtleben ist durchaus interessant für sie: "Marder unterliegen dem Jagdrecht. Das heißt, sie können bejagt oder gefangen werden. In städtischen Bereichen aber ruht die Jagd. Deshalb wird er auch nicht verfolgt. Er hat in der Stadt auch keinen richtigen Feind, außer, wenn er unter ein Auto gerät.

Baummarder

Alpenzoo Innsbruck

Baummarder

„Steinmarder“ ist „Automarder“

Apropos Auto: Die meisten Menschen haben am ehesten Probleme mit Baum- und Steinmardern. "Letzte werden zum Teil auch schon als ‚Automarder‘ bezeichnet. Sie fallen den Menschen auf, so Wieser: „Es ist aber nicht auszuschließen, dass auch einmal ein Baummarder reinschaut. Sie sind aber eher scheuer und weniger dem Menschen zugetan.“

Die anderen sind eher scheue Tiere, die in freier Natur unterwegs sind: „Es gleicht schon an einen Zufall, wenn man einen Dachs im Scheinwerferlicht sieht. Auch von Fischottern sieht man meist nur im Nachhinein das, was sie anrichten.“

Marder

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Vom Marder angebissener Motorschlauch

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Bissschaden an Kabel in Motorraum

Revier-Markierung zieht andere Marder an

Es gibt die unterschiedlichsten Theorien darüber, warum die Marder so gerne bei den Autos unter die Haube schauen. Es sei warm und die Kabel würden ihnen schmecken. Manche glauben auch, dass spezielle Autotypen gefragt sein.

Neueste Erkenntnisse lassen laut Wieser auf Folgendes schließen: „Dass es Revierprobleme untereinander sind. Manche Marder sind sehr territorial und markieren ihre Reviere. Autos sind für sie schöne Verstecke und wenn einmal ein Marder darin seine Markierung abgegeben hat, fängt dann auch gleich der nächste damit an, im Motorraum zu wüten. Dann passiert es, dass er in ein Kabel beißt oder Schäden macht.“

Viele Schäden erst auf ersten Blick nicht erkennbar

Oliver Weber, Technischer Leiter des ÖAMTC Kärnten, kennt das Problem mit den Autos und den Mardern. Die Schäden seien unterschiedlich groß: „Das fängt an bei komplett zerfetzten Dämmmatten im Motorraum. Dann geht es weiter bis hin zu kleinen Schläuchen und Kabeln, wo man den Schaden eigentlich im ersten Augenblick überhaupt nicht sieht. Deshalb ist auch eine Zuordnung zu Marderschäden als Ursache der Panne eher schwer.“

Mardergitter Auto Werkstatt

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Mardergitter gelten als eine der probate Methoden dafür, wie man den Motorraum vor unliebsamen „Eindringlingen“ schützen kann

Vertreibung durch Ultraschall und Elektroschocker

So mancher versucht den Marder vom Auto fernzuhalten. Dafür gibt es einige Methoden, schildert Weber: „Es gibt Ultraschallgeräte, die man im Motorraum montiert und die Ultraschallgeräusche mit wechselnder Frequenz aussenden. Das Gehör des Marders ist sehr empfindlich. Auch Elektroschocker kommen oft zum Einsatz, vergleichbar mit einem Weidezaun. Für Mensch und Tier ist das nicht gefährlich, aber es schreckt den Marder auch ab.“ Der ÖAMTC empfiehlt nach einer Marderattacke zusätzlich eine Motorwäsche.