Sonderschulausbildung wird abgeschafft

Die Ausbildung des Sonderschullehrers wird abgeschafft und durch das Fach Integrationspädagogik ersetzt. Durch die Abschaffung der Sonderschulen gehen Kinder mit Förderbedarf und Behinderungen in Regelschulen. Nicht alle finden die Neuerung gut.

Die neue Ausbildung für das Volksschullehramt dauert künftig länger. Nach den ersten zwei Semestern Grundstudium gibt es die Möglichkeit, sich zu spezialisieren, auch ein Masterstudium ist möglich. Der neue Lehrplan überzeugt aber nicht alle.

„Breites Spektrum an Defiziten“

Martin Dumpelnik ist Direktor der Benediktinerschule Klagenfurt, in der seit Jahren Sonderschulpädagogen unterrichten. Er hofft, dass die Spezialisierung in die Tiefe gehe, dass die neuen Lehrkräfte umfassend ausgebildet werden. Die Herausforderungen werden künftig sicher nicht leichter, so Dumpelnik. Es gebe Herausforderungen bei der Sonderpädagogik, ein breites Spektrum von Behinderungen, Kinder, die Defizite im Sozialverhalten haben. Hier sollte der Lehrer in der Lage sein, das breite Spektrum abzudecken.

Sorge um Vielfalt der Ausbildung

Auch Bianca Wald, Absolventin des alten Sonderschullehrplans an der pädagogischen Hochschule, sieht den neuen Lehrplan kritisch. Man sei auf die Sonderschulkinder spezialisiert und sei intensiv vorbereitet worden. Es gebe Vermutungen, dass die Vielfalt in der Ausbildung nicht mehr gegeben sein könnte, so Wald.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagsjournal, 5.7.2016

Ganz anders sieht das die Leiterin der Pädagogischen Hochschule, Marlies Krainz-Dürr. Sie wies auf die Vorteile des neuen Lehramtsstudiums hin: „Aus meiner Sicht hat sich sowohl die Ausbildung für die Grundschullehrerinnen als auch für die Sonderpädagoginnen deutlich qualitativ vertieft und ausgeweitet.“ Die Ausbildung dauere länger, jeder künftige Lehrer komme mit diesem Thema zumindest in Grundzügen in Kontakt, so Krainz-Dürr.

Widerstand gegen Sonderschul-Schließungen

Gegen die Schließung der Sonderschulen regt sich unterdessen immer mehr Widerstand. Ausgehend vom steirischen Landes-Elternverein wurden österreichweit rund 24.000 Unterschriften gesammelt. Es geht darum, die Wahlfreiheit für Eltern zu erhalten. Denn durch die rigorose Abschaffung der Sonderschulen können sich Eltern nicht mehr für eine Integrationsklasse oder eine Sonderschule entscheiden, es bleiben nur mehr Integrationsklassen. Man sieht hier die UNO-Forderung der Inklusion falsch umgesetzt, denn die Wahlfreiheit sei in der UN-Konvention festgeschrieben.

Inklusion braucht mehr Platz

In Kärnten wünschen sich Brennpunktschulen nicht nur „fliegende“ Psychologenteams, wie sie der Landesschulrat implementierte, sondern ständige Beratungslehrer und Psychologen bzw. Sozialarbeiter an den Schulen. Durch die zunehmende Inklusion und Time-Out-Klassen brauche man auch mehr Platz, so ein NMS-Direktor. Denn Kinder mit besonderen Bedürfnissen brauchen oft Ruhe und Rückzugszonen oder auch Förderunterricht in ruhigeren Bereichen. Darauf müsse man Rücksicht nehmen, es fehlen aber die Räume dafür.

Landesschulrat: Kleinklassen als Ersatz

In einer Reaktion sagte der Landesschulrat für Kärnten, es gebe die von der UN-Konvention geforderte Wahlfreiheit der Eltern: Entweder Unterricht in der Kleinklasse in den Regelschulen (=kleine „Gutenbergklassen“) oder in Integrationsklassen. Die Kleinklassen mit vier bis sechs Schülern als „ASO“-Alternative haben zwei Personen im Unterricht, einen Lehrer und eine Assistenz. Es gebe hier auch Therapieräume, Mittagessen und Nachmittagsbetreuung, so der Landesschulrat. Derzeit gebe es dolche Kleinklassen in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt (Kühnsdorf, Völkermarkt), St. Veit (Friesach, St. Veit), Feldkirchen, Klagenfurt (VS14, VS10, NMS2), Klagenfurt-Land und Hermagor. Der Rest sei im Aufbau, hieß es.

Das Team Kärnten Stronach sprach sich am Dienstag einmal mehr für einen Erhalt der Sonderschulen aus. Landesrat Gerhard Köfer frage sich, warum man ein aktuell gut funktionierendes System mit optimaler Betreuung massiv verhindern wolle. In der Theorie höre sich ein gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf schön an, funktioniere aber in der Praxis nicht.