Zweiter Skuk-Roman: „Heimatverräter“

Ferdinand Skuk (78) ist im Jauntal aufgewachsen und lebt heute in Wien. Seit er in Pension ist, schreibt er Bücher. Nun hat er seinen zweiten Roman „Heimatverräter“. Es geht um die Liebe eines SS-Mannes zu einer Partisanin.

Ferdinand Spuk wuchs im Jauntal auf und sprach bis zum Schuleintritt nur slowenisch. Dann lernte er Deutsch und verließ im Alter von 18 Jahren Kärnten. Heute lebt er in Wien. Seit er in Pension ist, schreibt er Romane. In seinen bisher zwei Kriminalromanen lässt er „Chefinspektor Meissner“ ermitteln.

Roman schließt an erstes Werk an

Auf seinen ersten Roman „Der Heimat treu“ folgt nun der zweite Roman „Heimatverräter“ mit dem SS-Sturmmann Georg Berger in der Hauptrolle. Skuk: „Der Held ist derselbe geblieben, nämlich Georg, der später Juri - auf slowenisch - heißt. Es wird sein Schicksal beschrieben und das Buch schließt direkt an die Handlung des ersten Buches an.“ Georg Berger ist invalider SS-Sturmmann. Seine Liebe zu einer Partisanin während des Zweiten Weltkrieges bringt ihn in Schwierigkeiten.

Heimattreue und Heimatverrat - der Begriff der Heimat liegt Ferdinand Skuk am Herzen. „Meine Heimat Kärnten habe ich mit 18 verlassen, um zum Bundesheer zu gehen und bin in die weite Welt gekommen. Aber mein zu Hause war immer Kärnten. Ich glaube die Sprache ist die Heimat. Dort wo ich slowenisch oder meinen slowenischen Dialekt reden kann, dort bin ich zu Hause und habe mich auch immer wohl gefühlt.“

Erster Schultag ohne ein Wort Deutsch

Im Jauntal wuchs Ferdinand Skuk Anfang der 1940er-Jahre ohne ein einziges Wort deutsch auf. Als er am ersten Schultag in die Schule kam, sei die Lehrerin genauso verärgert und frustriert gewesen, wie er selbst, sagte Skuk: „Ich habe sie nicht verstanden, und sie mich nicht. Sie hat mir dann beim Hitlergruß eine Hieb über meine Hand gegeben, weil ich als Linkshänder die linke Hand erhoben hatte. Nicht einmal den Hitlergruß hat man mir beigebracht in diesem Dorf.“

Sendungshinweis:

SSC, 10. Mai 2016

Innerhalb weniger Wochen lernte der junge Ferdinand damals Deutsch und erlangte damit Zugang zu einer für ihn neuen Welt. „Ich war voll begeistert. Man hat es damals gut verstanden, die Ideologie einzuimpfen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich diesen schönen Geschichten nachgetrauert habe, die mich hinaufgehoben hätten, irgendwohin. Das war ganz ausgeklügelt.“

Schriftsteller erst nach der Pensionierung

Nach der Einberufung zum Bundesheer und dem Antritt einer Stelle als Kanzleiunteroffizier beim österreichischen Militär- und Luftattaché in Moskau, heiratete und lebte Ferdinand Skuk in Wien und arbeitete als Buchhalter. In der Pension begann er mit dem Schreiben von Romanen: „In der Pension habe ich Zeit gefunden und da habe ich mich auch auf meine Vergangenheit besonnen: Wo kommst du her, was ist aus dir geworden. Das Problem bei mir ist ja, das ich zwar sehr gut Deutsch gelernt habe und auch in Deutsch maturiert habe, aber ich habe nie Slowenisch gelernt. Ich lerne heute noch und ich lerne gerne Slowenisch, aber mit der Grammatik komme ich nicht zurecht. Sechs Fälle, weibliche Vergangenheitsform...“

Brisante Bezüge zu Kärntner Geschichte

Skuks Bücher haben immer brisante Bezügen zur Geschichte Kärntens und zum konfliktreichen Umgang zwischen Kärntnern und Kärntner-Slowenen. Seit 60 Jahren lebt Skuk nicht mehr in Kärnten, er kommt seine Heimat aber regelmäßig besuchen. Verwundert zeigte er sich darüber, wie sich die slowenischspachige Minderheit hierzulande entwickelt hat.

Skuk: „Anfang der 70er-Jahre, vor dem Ortstafelsturm, das waren die alten Mütterchen, wenn ich sie in ihrem Garten über den Zaun gegrüßt habe, sehr erfreut, wenn ich dober dan gesagt habe. Und später einmal haben sie mich böse angeschaut. Ich denke mir, was ist da los. Wenn man bedenkt, dass damals, als ich weggegangen bin, noch alles slowenisch gesprochen hat und heute sind es vielleicht 6.000, die sich bekennen und vielleicht noch 10.000 die den Dialekt sprechen, dann ist das auch eine Erniedrigung für mich, weil ich dadurch ja auch minderwertig geworden bin. Und das war vielleicht auch gleichzeitig der Anlass, die Bücher zu schreiben.“

„Spreche noch immer Jauntaler Dialekt“

Auf die Frage, was er sich für seine Volksgruppe in Kärnten wünschen würde, sagte Skuk, dass sich nach dem Kompromiss - bei dem von etwa 1.100 slowenischsprachigen Ortsnamen 163 eine zweisprachige Ortstafel bekommen haben - schon einiges beruhigt habe. „Es spricht niemand mehr darüber. Aber es ist zu wenig, dass derjenige, der zu Hause und in der Öffentlichkeit auch Slowenisch sprechen will, das auch mag. Dafür gibt es zu wenig Background. Ich weiß nicht, warum mir Leute, mit denen ich jahrelang in meiner Muttersprache - dem Jauntaler Dialekt - gesprochen habe, sagen, ich solle doch Deutsch sprechen, wo ich doch schon so lange in Wien lebe.“

In seinem Buch richte er sich an alle Leser, die mehr über die damalige Zeit wissen wollen, sagte Skuk. „Es ist ja ein Roman, der erzählt wie es zugegangen sein könnte. Die Handlung selbst ist ja erfunden. Allerdings habe ich die Vergangenheit sehr gut recherchiert.“

Lesungen in Klagenfurt und Arnoldstein

Der Roman „Heimatverräter“ von Ferdinand Skuk ist im Hermagoras Verlag erschienen. Lesungen aus dem Buch finden am Mittwoch, dem 11. Mai in Klagenfurt, in der Buchhandlung Hermagoras um 17.00 Uhr statt. Am Donnerstag liest Skuk in Arnoldstein, um 19.00 Uhr in der Buchhandlung Bärndt.