Schmarotzendes Symbol der Liebe: Die Mistel

Auch bei uns wird die Mistel in der Adventszeit immer beliebter. Ein Kuss unter dem Mistelzweig ist Tradition, den Druiden galt sie als heilig und sie fand Einzug in die Medizin. Botanisch gesehen ist die Mistel ein Schmarotzer, sie braucht eine Wirtspflanze.

Die Mistel ist eine immergrüne Pflanze, weil sie Chlorophyl enthält und selbst Photosynthese betreibt. Die Mistelzweige gehören auch bei uns mittlerweile zur Weihnachtszeit dazu wie der Adventkranz, Zimtstangen oder der Duft nach Weihnachtskeksen. Immer häufiger bekommt man die Misteln auf Adventmärkten zu kaufen. Sie ist in erster Linie Symbol für die Liebe.

Misteln können Bäumen schaden

Die Mistel sei ein Schmarotzer, so Felix Schlatti vom Kärntner Botanikzentrum in Klagenfurt: „Die Mistel wird als obligatorischer Halbschmarotzer bezeichnet. Das heißt, sie braucht zum Leben unbedingt eine Wirtspflanze, von der sie Wasser bezieht. entzieht dem Wirtsbaum Wasser und Nährsalze in relativ großer Menge.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Family, 21. Dezember 2015

Wenn Misteln in großer Zahl am Baum auftreten, könne dies dem Baum schaden oder er könne sogar absterben, wenn ein Sommer oder ein Winter sehr trocken sei, sagte Schlatti. In den meisten Fällen brechen aber Äste vom Baum ab, wenn die Misteln zu schwer werden. Schlatti: „Der Baum versucht auch Trenngewebe auszubilden, um sich vor dem Mistelangriff zu schützen. Dann fallen die Äste ab.“

Misteln im Baum.

ORF

Vier Mistelarten in Kärnten

Misteln kommen weltweit vor, es gibt zwischen 400 und 1.400 Arten, je nach dem wie man sie einteilt. In Kärnten gibt es die Laubholz-, die Tannen- und die Föhrenmistel. Sie gehören in die Familie der Sandelholzgewächse. Mit der Eichelmistel gebe es noch eine vierte Art, die aber nicht näher mit den drei anderen Formen verwandt sei, so Schlatti: „Das Aussehen ist ähnlich und auch die Lebensweise ist fast gleich.“

Misteln haben Embryonen

Im Herbst tragen die Misteln Beeren: Die der Laubholzmistel sind weiß, die der Eichemistel gelblich. Wenn man diese Beeren zerquetscht, kommt eine klebrige Flüssigkeit heraus. Zusätzlich schmecken sie sehr süß und werden gerne von diversen Vogelarten gefressen. Samen haben die Mistel keine, man spreche biologisch von Embryonen, die in einem Embryosack liegen, so Experte Schlatti. Die Embryosäcke sind gegen Frost geschützt. Wenn sie im Herbst an einem Ast kleben bleiben, überwintern sie dort, so Schlatti. Sie keimen erst ab 15 Grad.

Bei Apfelbäumen, Pappeln, Linden und Ahornen beispielsweise sind die Misteln sehr häufig anzutreffen. Manche Gehölze wehren sich mit aber mit Chemikalien gegen den Befall.

Begleiter bei Krebstherapie

Misteln sind auch Heilpflanzen, so Schlatti. Vor allem die getrockneten Blätter und Sprossachsen wurden für Unfruchtbarkeit eingesetzt. Auch gegen Rheumatismus wird die Mistel eingesetzt, als krampflösendes Mittel bei Asthma oder auch gegen Bluthochdruck. Bekannt ist auch, dass die Mistel das Immunsystem stärkt. Bei Krebserkrankungen wird deshalb immer häufiger die Misteltherapie zusätzlich zu anderen Heilmethoden herangezogen. 1917 habe Rudolf Steiner die Mistel für die Krebstherapie vorgeschlagen. Vor allem bei Brustkrebs werden Mistelpräparate eingesetzt und gespritzt.