Europäisches Toleranzzentrum in Fresach

Das kleine Bergdorf Fresach soll zu einem neuen Europäischen Toleranzzentrum werden: Am 22. und 23. Mai werden dort die ersten „Europäischen Toleranzgespräche“ stattfinden. Europaparlamentspräsident Martin Schulz hat bereits sein Kommen zugesagt.

Es ist eine Nachnutzung im besten Sinn des Wortes: Nach der Landesausstellung 2011 sollen in Zukunft interessierte Besucher jedes Jahr für ein Wochenende in das 1.300 Einwohner-Bergdorf kommen und Kärnten damit zu einer Vorbildregion auf neuen Wegen machen. Internationale Teilnehmer aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik liefern Denkanstöße in Sachen Dialog und Integration. Das Thema im heurigen Jahr lautet: „Wie weit geht Toleranz? - Aufgaben von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“.

Superintendent Manfred Sauer sagte dazu: „Weil das Thema eines ist, dass eine unglaubliche, leider dramatische Aktualität hat, wenn man sich die Entwicklungen anschaut. Auf der anderen Seite ist Toleranz ein Thema, das immer wichtig ist für das Zusammenleben der Menschen. Die Frage ist immer: Wie gehen wir mit Menschen um, die anders denken, die anders glauben.“

Modelle für ein friedliches Zusammenleben

Im Rahmen der Toleranzgesprächen sollen Modelle des Zusammenlebens überlegt werden, so Sauer: "Wie es möglich ist, miteinander zu leben, auch wenn man unterschiedliche Haltungen hat, ist, denke ich, eine große Herausforderung.“

Organisiert werden die Toleranzgespräche vom „Denk.Raum.Fresach“, einem neu gegründeten Verein für Toleranz und Integration in Europa, der von der Alpen Adria Universität, dem Land Kärnten, der Wirtschaft und dem österreichischen Penclub unterstützt wird. Als Präsident des Kuratoriums wurde Hannes Swoboda bestellt. Selbst 18 Jahre im Europäischen Parlament, bringt er viele Kontakte mit ein: "Mein Beitrag wird sein, zu schauen, dass wir gute Leute zu den Toleranzgesprächen zu bekommen. Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, hat schon zugesagt, dass er die erste Veranstaltung eröffnen wird. Ich werde immer wieder versuchen, Menschen aus den verschiedenen Regionen Europas und vielleicht auch darüber hinaus anzusprechen und Ideen einzubringen: Was sind die Themen, mit denen wir uns besonders beschäftigen müssen?“

International besetztes Podium

Die Gästeliste der ersten Toleranzgespräche ist international besetzt. Neben Parlamentspräsident Martin Schulz haben bereits die kenianische Philosophin Philo Ikony, der indische Autor Pravu Mazumdar und Schriftsteller Sama Maani zugesagt. Für Kärnten werden Alois Brandstätter und Fabian Hafner sprechen. Für Penclub-Präsident Helmut Niederle soll in Fresach einfach ein Dialog der Kulturen entstehen: "Ich möchte gerne die Idee der Toleranz, die auf Wissen beruht, fördern. Wir haben Autoren aus mehreren Ländern der Welt, die sehr genau sagen können, was in ihrer Region Toleranz heißen kann und soll. Und was sie nach Europa mitgebracht haben und worauf sie hoffen, dass die Europäer eine Antwort geben.“

Dialog in alle Himmelsrichtungen

Fresach kann auf gute Tradition verweisen: Von 1972 bis 1993, bis zum Fall des eisernen Vorhangs, trafen sich in der kleinen Gemeinde internationale Schriftsteller, um Auswege aus dem Ost-West-Konflikt zu diskutieren. Der „Denk.Raum.Fresach“ setzt diese Tradition fort und verknüpft den wieder dringlichen Ost-West-Dialog (mit Russland und China) mit dem dringlicher werdenden Nord-Süd-Dialog (Afrika, Islam).

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