„Buben als Verlierer der Gesellschaft?“

Sind Buben die Verlierer der Gesellschaft? Darüber wurde am 4. November in der Radio Kärnten Streitkultur diskutiert. Soziale und pädagogische Berufe werden noch immer von Frauen dominiert, den Buben fehlen männliche Vorbilder. Eigene Förderprogramme für Burschen sollen dagegen steuern.

Bis zu 77 Prozent der Beschäftigten in Schulen, Kindergärten und Pflegeberufen sind weiblich. Mangelnde Aufstiegs - und Karrierechancen sind häufige Gründe, warum sich Männer gegen einen Beruf in der Bildung entscheiden, sagte Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger. Vor allem in Volksschulen und Kindergärten gebe es kaum männliche Pädagogen. Die Zahl der Kindergärtner liege unter einem Prozent, Volksschullehrer gebe es zwar mehr, aber in der Relation immer noch sehr wenig. Für die Buben würden damit männliche Vorbilder, Vaterfiguren, große Freunde und „Brüder“ fehlen, sagte Georg Hellig, Pflichtschullehrer an der Neuen Mittelschule in Klagenfurt und vierfacher Vater.

Man sollte auch versuchen, mehr auf die Buben in der Schule einzugehen, ihrem Bewegungsdrang Rechnung zu tragen und vielleicht auch beim Lesen Geschichten auswählen, die die Buben interessieren. Hellig sagte, es gebe Buben, die merken sich keine vier Zeilen eines Gedichts und dann sehe er die Buben in der Pause mit ihren Sammelkarten und sie kennen die Namen von 300 Monstern auswendig. Es sei also eine Sache des Interesses.

Noch immer traditionelle Rollenmuster

Unterbesetzt sind die Männer auch im Pflegebereich. Adi Peichl arbeitet als Altenpfleger im Hemmahaus Friesach. Und dort ist er beliebt, sagte er. Dass Männer in Sozialberufen unterrepräsentiert sind, habe mit den traditionellen Rollenmustern zu tun, die sich immer noch in unserer Gesellschaft finden, meinte Jugendpsychologe Kurt Kurnig. Sie werden vor allem dann übernommen, wenn es um die Gründung einer eigenen Familie geht.

Nach der Geburt eines Kindes bleibe meistens die Mutter für einige Monate zu Hause, die Väter würden dann oft mehr arbeiten, sagte auch Karlheinz Weidinger von der Männerberatung der Caritas. Weidinger: „Dadurch verstärken sich Rollenmuster – die Frau sitzt zu Hause, der Mann wird zum Ernährer.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagsjournal,
5. November 2013

Mit einer Väterkarenz in den ersten drei Monaten könnten diese Rollenklischees durchbrochen werden, so Kurnig: „Dadurch würden sich viele Streitpunkte auflösen, die Frauen würden ihre Männer als Partner erleben und die Männer würden besser verstehen, was es bedeutet, ein Kind zu haben.“ Man musste aber einräumen, dass es da sehr oft ums Geld gehe und eine Väter-Karenz bei mehreren Kindern oft nicht mehr möglich sei.

Mehr Förderung für Buben

Michaela Slamanig, Leiterin des Referates für Frauen und Gleichbehandlung des Landes, hält eine eigene Förderung für Männer für sinnvoll. Es gebe Förderungen für Frauen, aber keine für Familien oder Männer. Versorgung und Kinderbetreuung werde noch immer den Frauen angehängt, dabei sei sie kein Frauen-, sondern ein Familienthema. Mit einem so genannten „Boys Day“ am kommenden Donnerstag will die Caritas jungen Burschen Berufsmöglichkeiten im Sozialbereich aufzeigen.