Protest gegen geplanten Zwölfstundentag

400 Kärntner Betriebsräte haben sich am Freitag gegen den von der Bundesregierung geplanten Zwölfstundentag ausgesprochen. Bei der Demonstration in Wien werden auch Kärntner Betriebsräte teilnehmen.

Das von der Bundesregierung vorgesehene Arbeitszeitpaket mit der Einführung des Zwölfstundentages sorgte für viele Diskussionen. Die Gewerkschaft setzte am Freitag erste Maßnahmen dagegen. In ganz Österreich wurden die Betriebsräte informiert, auch in Kärnten nahmen mehr als 400 Personalvertreter aus verschiedenen Kärntner Unternehmen an der Konferenz teil.

„Wenn die Regierung nicht einlenkt, muss sie mit schärfsten Protestmaßnahmen rechnen“, so der Kärntner ÖGB-Chef Lipitsch. Für den 30. Juni rief der ÖGB zur Großdemonstration in Wien auf. Auch Busse aus Kärnten werden dazu nach Wien fahren, so Lipitsch. Es sei eine Bundesregierung der Industriebosse, die nichts für Arbeitnehmer übrig hätte, kritisierten die Gewerkschaftsvertreter weiter. Bislang gebe es auch nur spärliche Informationen zum geplanten Arbeitszeitpaket.

Mehr Unfälle und Krankenstände befürchtet

Dem Zwölfstundentag könne er, so Lipitsch, nichts Positives abgewinnen. „Das heißt, keine Zeit mehr für die Familie zu haben.“ Vor allem für Alleinerzieherinnen sei das sehr problematisch, außerdem sei die Kinderbetreuung in Randzeiten schwierig. Und gesund sei eine so lange Arbeitszeit sicher auch nicht, so Lipitsch. „Wir wissen aus der Arbeitsmedizin, dass alles, was über zehn Stunden Arbeit hinausgeht, für den Körper nicht gut verträglich ist.“ Und das würde sich dann auch auf den Gesundheitszustand der Mitarbeiter auswirken. Mehr Unfälle und Krankenstände seien zu befürchten.

Die Gewerkschaft kritisiert auch die fehlende Gesprächsbasis zwischen Gewerkschaft und Regierung. Arbeiterkammerpräsident Günther Goach forderte die Bundesregierung am Freitag zum Dialog auf. Eine Umfrage unter mehr als 300.000 Kammermitgliedern hätte mit 90 Prozent eine klare Absage an den Zwölfstundentag gebracht.

Mit Kritik an der Bundesregierung sparte Goach nicht. Die Idee stamme „von einem Herrn Bundeskanzler, der in seinem Leben nie gearbeitet hat und vom Schreibtisch aus bestimmt, dass die Leute zwölf Stunden am Tag zu arbeiten haben.“

„Freiwilligkeit gibt es in der Realität nicht“

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte zuletzt eingelenkt und will die Freiwilligkeit für die längere Arbeitszeit explizit im Gesetz verankern. Davon halten Gewerkschaft und Personalvertreter aber nichts. Denn in der Realität sei diese Freiwilligkeit nicht einzuhalten, sagte Wolfgang Knes, Nationalratsabgeordneter und Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Mondi in Frantschach: „Wenn man eine Überstunde ablehnt, bekommt man am nächsten Montag die Kündigung.“ Auch eine Mitbestimmung der Betriebsräte sei derzeit kein Thema, kritisierte Knes.