Bodycams: ÖBB filmen aggressive Zugpassagiere

Nach mehreren Übergriffen auf Zugbegleiter erhöhen die ÖBB die Sicherheitsmaßnahmen. Als erstes Bundesland werden in Kärnten die Zugbegleiter regulär Bodycams tragen. Vorerst stehen 15 Kameras für Kärnten zur Verfügung.

Mit den Bodycams reagieren die ÖBB auf mehrere Übergriffe auf Zugbegleiter. Die Kameras sind zwar nur wenige Zentimeter groß, für die Sicherheit der ÖBB-Mitarbeiter und Zugpassagiere sollen sie aber viel leisten. Kärnten ist das erste Bundesland, in dem die Kameras in Zügen im Regelbetrieb verwendet werden, Pilotversuche mit sechs Kameras gab es in Wien, Graz und Linz. Getestet wurden die Kameras auch auf Hauptbahnhöfen und das mit Erfolg - mehr dazu in ÖBB: Weniger Übergriffe seit Bodycam-Einsatz (wien.ORF.at, 12.4.2017).

Zunächst kommen in Kärntens 15 Kameras zum Einsatz, die Kosten betragen rund 14.000 Euro, denn dazu gehören noch die Hardware und die entsprechenden Schulungen. Der Bildschirm ist auf das Gegenüber gerichtet, aggressiven Zugpassagieren wird damit gewissermaßen einen Spiegel vorgehalten.

Bodycam ÖBB Kameras Sicherheit Kärnten

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Bodycam des Zugbegleiters

Kamera wird nur in Notsituationen eingeschaltet

Manuell eingeschaltet werde die Kamera nur in Notsituationen, sagt Zugbegleiter Michael Fritz aus Villach, der die Kamera als erster einsetzen wird: „Die Kamera wird nur bei Verdacht auf eine strafbare Handlung eingeschaltet.“ Zuvor werden Betroffene ausdrücklich auf die Aufnahme hingewiesen.

Das Videomaterial wird über eigens gesicherte Computer eingespielt und kann nur von ausgewählten Mitarbeitern gespeichert oder eingesehen werden. Der Einsatz der Kameras ist für die 160 Zugbegleiter in Kärnten freiwillig.

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In Notsituationen kann die Kamera aktiviert werden

Keine Angaben zur Zahl der Übergriffe

Wie viele Übergriffe es auf Zugpersonal im vergangenen Jahr bundesweit gab, wollen die ÖBB nicht mitteilen. Dazu sei die Causa zu heikel, hieß es. Die kolportierte Zahl von 114 Übergriffen wurde am Freitag bei der Präsentation des Sicherheitsprojektes nicht bestätigt. Es seien deutlich weniger gewesen, sagte ÖBB-Regionalmanager Reinhard Wallner. In Kärnten sei die Zahl der Übergriffe aber im Bundesvergleich unterdurchschnittlich.

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Mitarbeiter werden verstärkt geschult

Hauptsächlich seien die Kameras eine vorbeugende Maßnahme, sagte der Kärntner Mobilitätsreferent Ulrisch Zafoschnig (ÖVP): „Das stärkt auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste.“ Weitere Maßnahmen sollen die Sicherheit auf Bahnhöfen und in Zügen erhöhen, dazu gehören die Videoüberwachung an Verkehrsstationen und die SOS-App für Zugbegleiter, ein Notfall-Knopf, der im Ernstfall umgehend die Betriebsführungszentrale in Villach informiert. Auch werden die Mitarbeiter in Kooperation mit der Polizei verstärkt in Deeskalation und Konfliktlösung trainiert.

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