19 Mal Nordpol und zurück
Zwischen 2012 und 2016 ging Lisa Wolf immer wieder in den Sommermonaten auf den nuklearbetriebenen Eisbrecher der Arktikaklasse, um ihr Studium zu finanzieren: „Es ist ein russischer Eisbrecher, der stärkste seiner Klasse, der jeden Sommer an zwei Firmen verchartert wird, die Touristen zum geographischen Nordpol bringen.“
Ausgangspunkt der Schiffsreisen für Touristen zum Nordpol ist Murmansk. Man überquert die Barentsee und fährt durch das Franz-Josef-Land, das aus 191 Inseln besteht. Der Eisbrecher „50 Years of Victory“ ist im Winter ein Arbeitsschiff.
Lisa Wolf
Crew, Wissenschaftler und Touristen
Die Crew sei russisch, es gebe ein Expeditionsteam, das aus Wissenschaftlern bestehe, so Wolf. Das Cateringteam kümmert sich um die Gäste: „Ich habe an der Universität für Bodenkultur studiert, das hat gut zum Thema Umwelt und Bioressourcenmanagement gepasst.“ Drei Monate sei ihr Maximum gewesen, denn das Schiff sei sehr abgeschlossen, menschlich sehr fordernd weil man mit so vielen verschiedenen Menschen, Sprachen und Kulturen zu tun habe.
Lisa Wolf
Viel Zeit zum Lesen und für Natur
Die Zeit auf dem Schiff ist eine große Herausforderung, da es auch kein Internet und kein Telefon gibt. „Man ist sehr viel mit sich selbst beschäftigt, ich bin viel zum Lesen gekommen und habe die Natur beobachtet. Ich durfte Ausflüge machen und bin mit dem Hubschrauber über die Gletscherspalten vom Franz-Josefs-Land geflogen. Das sind Dinge, die einen unheimlich bewegen, nach dem Zurückkommen habe ich oft vom ewigen Eis geträumt.“
Lisa Wolf
Hinzu kommt, dass im Sommer Tag und Nacht die Sonne scheint, so Wolf, da sei man sehr energiegeladen. Die Temperaturen lagen um die Null Grad, eine trockene Kälte, schildert Wolf. Sie mache die Reisen nur im Sommer. „Als ich das erste Mal das Eis gesehen habe, hat die Sonne gescheint, der Himmel war strahlend blau, man fährt auf die Eisfläche zu, der Eisbrecher bricht ein und das Eis schimmert wie Millionen Diamanten. Ich bin da gestanden mit offenem Mund.“
Lisa Wolf
Immer öfter ist Nordpol eisfrei
Sie sei mit Menschen auf dem Schiff gewesen, die diese Fahrten seit Jahrzehnten machen. Es habe Jahre gegeben, wo der geographische Nordpol eisfrei war und dies häufe sich. Lisa Wolf kann feststellen, dass die Eisflächen immer dünner werden und dass mit der Schneeschmelze am Franz-Josef-Land immer mehr Erde mit dem Eis in das Meer gelangt.
Lisa Wolf
Die Schneeschmelze gibt am Franz-Josef-Land eine sehr karge Landschaft Preis: „Es gibt Moose und kleine Blumen, man freut sich bei der Rückkehr auf den Wald.“ An Tieren gebe es Eisbären, Wale, Vögel und Walrosse. Da die Eisflächen immer dünner und kleiner werden, hätten sich auch die Lebensräume der Eisbären verringert: „Ich habe einen gesehen, der knapp am Verhungern war, das macht einen betroffen. Da bin ich keine Fachfrau, weiß aber aus Erzählungen, dass es nicht mehr Eisbären werden, sondern eher weniger.“
Lisa Wolf
Eine Insel namens Klagenfurt
In der Arktis, die immer mehr vom Klimawandel betroffen ist, heißt eine der 191 Inseln des Franz-Josef-Lands „Klagenfurt“. Von 1872 bis 1874 fand eine Expedition statt, die Kaiser Franz Josef in Auftrag gab. Das berühmte Schiff „Tegetthoff“ blieb im Eis stecken. Zu Fuß wagte man eine Expedition und gelangte bis zu den Rudolfsinseln. Eine der Inseln ganz in Norden nannten die Forscher Klagenfurt, denn Kärnten war an der damaligen Expeditionsvorbereitung beteiligt.
Lisa Wolf
Die Insel Klagenfurt liegt heute im russisch-arktischen Naturschutzgebiet: „Sie ist sehr klein, die Landschaft ist sehr spartanisch, sehr kahl.“ Sie habe sich sehr gefreut, die Insel von der Schiffsbrücke aus zu sehen. Die Reisen veränderten Lisa Wolf, sie sei achtsamer geworden. Die Erde sei einzigartig und schützenswert und werde für selbstverständlich genommen, meint sie.