Schüler gestalten Mundart-Comicfilm

Die Schüler der Mittelschule FSSZ in Spittal/Drau haben ein Comicfilmprojekt in Kärntner Mundart realisiert. Mitgestaltet wurde das Projekt von Christa Drussnitzer, Lehrerin und Mundartdichterin, der es wichtig ist, den Dialekt ihrer Heimat zu erhalten.

“Am besten red ma, des is gwiss, wie an da Schnobl g’wochsn is” - dieser Ausspruch, der auf den Kärntner Mundartdichter Wilhelm Rudnegger zurückgeht, spiegelt in gewisser Weise auch das Lebensmotto der Oberkärntner Lehrerin Christa Drussnitzer wider.

Buchcover Spuren meiner Kindheit Christa Drussnitzer

Privat

Das Buch „Spuren meiner Kindheit“ von Christa Drussnitzer ist beim Gemeindeamt Mühldorf oder über die Autorin selbst erhältlich

Sie wuchs in dem kleinen Ort Mühldorf im Mölltal auf, wo sie noch heute in ihrem Elternhaus wohnt. In ihrem Buch “Spurn meiner Kindheit” schildert sie Erlebnisse aus ihrer Kindheit. Auf diese blicke sie heute mit ein wenig Wehmut zurück, wie sie sagt, aber sie sei sehr dankbar dafür, dass sie diese erleben durfte.

Spiele und Gerüche aus der Kindheit

Es wurde mit einfachen Mitteln gespielt, aber der Spaß kam dennoch nicht zu kurz, schildert Drussnitzer. Besonders gerne erinnert sie sich an das Spiel „Hahn oda Hen“. Dabei wurde eine Frage gestellt und die Spielteilnehmer mussten die Antwort erraten.

Bei einem bestimmten Grashalm wurde mit Daumen und Zeigefinger der obere Bewuchs nach oben gezogen. Entweder es blieb zwischen den Fingern ein gleichmäßig hohes Büschel übrig, was als Symbol für die „Hehn“, also die Henne, interpretiert wurde. War es aber ein Büschel, wo einige Spitzen höher herausragten, war stand dies für den Hahn. Jener, der zuvor richtig geraten hatte, ob das Ergebnis Henne oder Hahn sein werde, hatte gewonnen.

Buch "Spuren meiner Kindheit" Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer als Kind

Auch das Spiel „Einserle, Zweierle“, ein Geschicklichkeitsballspiel am Boden und gegen die Wand, ist ihr noch gut in Erinnerung. „Tschurteln-Schlachten“, die sie gemeinsam mit ihrem Freunden beim Spielen im Wald machte, bereiteten ihr ebenfalls viel Freude: „Wir spielten in und mit der Natur und mit dem, was wir draußen vorfanden. Wir haben aus allem etwas gemacht“, so die Mölltalerin. Wenn es einmal keine Süßigkeiten gab wurde aus den ersten Frühlingsblumen der Nektar „herausgezutzelt“ und die Kinder kitzelten Insekten in ihren Löchern im Boden mit Grashalmen.

Buch "Spuren meiner Kindheit" Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer

Auch viele Gerüche ihrer Kindheit seien ihr noch heute in Erinnerung, sagt die 56-Jährige: „Ich erinnere mich daran, wie es roch, wenn unsere Bauern das Heu einbrachten; an den Geruch unserer alten Volksschule - so typisch nach Schulbüchern und Pausenbroten - und an den Geruch des ersten frisch gefallenen Schnees.“ Auch den typische Geruch des Waldes, - „mit all seinen weichen Moosböden und seinen Schwammerlplätzen“ - werde sie nie vergessen, sagt sie.

Buch "Spuren meiner Kindheit" Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer beim Lesenüben

Mundartdichterin aus Leidenschaft

Seit ihrer Kindheit verfasse sie Gedichte, ursprünglich auf Hochdeutsch, so Drussnitzer: “Ich habe aber mit der Zeit entdeckt, dass meine Worte in Kärntner Mundart - so wie wir eben sprechen - die Menschen viel mehr erreichen und berühren, da man viele Dinge nicht wortwörtlich auf Hochdeutsch übersetzen kann, ohne ihre eigentliche Bedeutung nicht zu verändern”, merkt die Mundart-Poetin an, die Rainer Maria Rilke und Otto Bünker zu ihren großen Vorbildern zählt.

Von ihrer Großmutter habe sie viele alte Kärntner Mundartausdrücke kennengelernt, zum Beispiel „nåpfetzn“ = ruhen, ein kurzes Schläfchen halten; „fertn, vurfertn“ = voriges Jahr, vorvoriges Jahr und „gemma durch“ = gehen wir hinüber. Als Lehrerin liege es ihr am Herzen, dieses Kulturgut an die nächste Generation weiterzugeben, um es so zu bewahren.

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

Georg Berger in seinem „Trickfilmstudio“

Idee zu Zeichentrickfilmprojekt entstand durch Zufall

Mit ihrem Erstlingswerk „Spurn meine Kindheit” habe sie zahlreiche Lesungen absolviert, unter anderem in Hermagor im Gailtal, erzählt sie: “Dort war im Publikum zufällig der Integrationslehrer Georg Berger aus Kötschach Mauthen anwesend, der mit hörbeeinträchtigten Schülern arbeitet.“

Er ist selbst hörbeeinträchtigt, weshalb er sich selbst den Spitznamen „GeOHRg“ verpasste. Er führt mit Schulklassen immer wieder Wochenworkshops durch und gestaltet gemeinsam mit den Kindern Zeichentrickfilme. “Er kam nach meiner Lesung begeistert auf mich zu und fragte, ob ich nicht von meinen zwei Gedichten ‘Mei erstes Bussl’ und ‘Im Tirgnåcka’ mit einer Klasse einen Zeichentrickfilm machen wolle.” Er sagte, er könne sich die Texte in Bildern ganz toll vorstellen.

Da sich im Gespräch herausstellte, dass auch Berger viel am Erhalt der Kärntner Mundart liege, war sie sofort begeistert von diesem Angebot, sagt Drussnitzer. Mit Stolz fügt sie hinzu, dass der erste Film bereits fertig sei und im Kino “Million” in Millstatt gezeigt wurde. Ein Trailer davon, ebenso wie von „Das erste Busserl“, ist auch auf YouTube zu sehen.

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

Christa Drussnitzer, Georg Berger und ein Schüler bei der Arbeit an dem Comicfilm

Schüler fungierten als Darsteller und Cutter

Im April arbeitete Drussnitzer gemeinsam mit den Schülern der 8. Schulstufe an ihrem zweiten gemeinsamen Filmprojekt mit GeOHRg Berger. Schon im Vorfeld wurden die zwischen 14 und 16 Jahre alten Jugendlichen dazu angehalten, ihre Großeltern nach alten Mundartausdrücken zu fragen; eigene Mundartgedichte über lustige Erlebnisse zu schreiben und diese vor der Klasse vorzutragen. „Schreibfehler sollten dabei keine so große Rolle spielen“, sagt die Mitinitiatorin des Projekts.

Es entstand an mehreren Schulvormittagen ein von den Schülern selbst gezeichneter Trickfilm. Dieser wurde auch mit einigen real gefilmten Szenen ergänzt. Die Schüler fungierten dabei als Darsteller. „Das ist den Kindern teilweise etwas schwergefallen, da ihnen die Schauspielsituation natürlich nicht vertraut war. Somit haben sie aber auch gelernt, wie viele Takes es braucht, bis eine Szene ‚im Kasten‘ ist.“ Lachend fügt sie hinzu, dass viele der Schüler jetzt ihr Gedicht durch die ständige Arbeit mit Bild und Text schon fast auswendig könnten.

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

Der endgültige Zusammenschnitt mit Vor- und Abspann wurde von Projektleiter Georg Berger angefertigt.

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

Zusammenarbeit funktionierte reibungslos

Beim Schnitt wurde von den Jugendlichen viel selbst gemacht - „von Verschiebetecknik bis zur Tonspur etc.“ Der Projektleiter führte dann den endgültigen Zusammenschnitt durch.

Insgesamt hätten die Schüler der Integrationsklasse viel Spaß bei der Arbeit gehabt, sagt die Pädagogin. Nicht nur das Zeichnen und die Arbeit mit Medien sei dabei im Mittelpunkt gestanden: „Auch das dreidimensionale Denken und Teamwork wurden geübt. Es geht aber auch darum, Aufträge zeitgerecht auszuführen, verantwortungsbewusstes Handeln zu lernen und anschließend ein selbst gemachtes Produkt - in dem Fall den fertigen Film - mit dem man sich identifiziert, zu vermarkten und an den Mann zu bringen, um die Klassenkassa etwas zu füllen.“

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

Auch wenn das Zeichentrickfilmprojekt mit ihren Schülern soeben abgeschlossen wurde, Zeit fürs Ausruhen bleibt Drussnitzer nicht. Derzeit arbeite sie an ihrem zweiten Mundart-Werk unter dem Titel “Inwändig und Auswändig”.

Zeichentrickfilm Projekt Mittelschule FSSZ Spittal/Drau

Christa Drussnitzer

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