Secessionskuppel wird in Kärnten restauriert
Betriebe aus ganz Europa bewarben sich um die Restaurierung der goldenen Kuppel, die die Wiener Secession ziert. Den Zuschlag bekam der auf Metallrestaurierung spezialisierte Familienbetrieb Steiner aus Stockenboi. In monatelanger Arbeit kümmerten sich Enkel Andreas, Vater Siegfried und dessen Vater, Siegfried Steiner senior, um die Restaurierung der 240 Äste, 2.500 Blätter und 311 Beeren.
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Die Sanierung der Kuppel war dringend notwendig geworden. Ende Mai sollen die Arbeiten fertig sein, dann soll die Goldkuppel mit einem Durchmesser von 8,5 Metern wieder wie früher aussehen – mehr dazu in Secession: Sanierung offenbart maroden Zustand (wien.ORF.at).
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Träger mit 800 Nieten befestigt
Das Grundgerüst, die vier grünen Träger, sind bereits zurück in Wien. Mit 800 Nieten wurden die Unterkonstruktion nach historischen Methoden von den Kärntner Handwerkern befestigt, sagt Siegfried Steiner junior. Allein hier gab es viel nachzubessern, erzählt er: „Ein Bombentreffer aus dem Zweiten Weltkrieg und Granatsplitter haben den Trägern stark zugesetzt.“
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Jedes Blatt wurde beschriftet
Auch die Arbeiten am Blattwerk sind nun großteils abgeschlossen. Logistisch war der Auftrag eine große Herausforderung, sagt Siegfried Steiner junior: „Jeder Ast und jedes Blatt wurde vor der Demontage genau beschriftet und vermessen. Für den Transport mussten wird auch eigene Stellagen bauen.“
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Nach einer Sandbestrahlung gingen die Handwerker mit viel Umsicht ans Werk, das Blattwerk musste repariert, nachgeschmiedet und ergänzt werden. „Die historischen Formen müssen bei der Restaurierung unbedingt erhalten bleiben, nötige Ergänzungen müssen stilgetreu sein“, so Steiner.
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Nur noch wenige Original-Beeren erhalten
Der Zahn der Zeit ging auch bisher nicht spurlos an dem Blattwerk vorbei. Steiner: „Manche der Blätter sind Originale, andere mussten bereits einmal nachgebaut. Auch von den 311 Beeren in Kugelform sind nur noch wenige Originalbestand.“ Bei der letzten Restaurierung in den 1980-er-Jahren wurden große Teile der Kugeln ausgetauscht.
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Und diese neueren Kugeln hielten nur 30 Jahre, „jetzt waren sie alle schon wieder kaputt, während einige der 120 Jahre alten Originalkugeln noch immer intakt sind.“ Nach dem Vorbild dieser alten Originalkugeln wurden in Stockenboi nun die neuen „Beeren“ geschmiedet.
Nun kommt Farbe ins Spiel
„Hunderte Stunden Arbeitszeit“ brauchte es laut Steiner, bis die Restaurierung abgeschlossen war. Nachdem die Arbeiten am Blattwerk jetzt abgeschlossen sind, bekommt jeder Millimeter des Metalls noch einen vierfachen Anstrich, zum Beispiel werden zwei Lagen Zinkstaubfarbe als Korrosionsschutz und Grundierung aufgetragen. Danach folgt noch die farbliche Verzierung, auch hier gilt es, dem Original möglichst nahe zu kommen. Nächste Station der Blätter und Kugeln ist dann die Wiener Werkstätte des Kärntner Betriebes. Dort bekommen sie den letzten Feinschliff in Form von goldenen Verzierungen.
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Restaurierung mit alten Schmiedetechniken
Erbaut wurde die Secession 1897 vom Architekten Joseph Maria Olbrich. Genauso alt sind auch die Techniken, derer sich die drei Handwerksmeister in Stockenboi bedienen, um der Kuppel wieder den alten Glanz zu verleihen. „Schmiedetechniken, wie das Breiten, Strecken und Lochen, blieben über die Jahrhunderte gleich.“
Die Schmiedekunst hat in Stockenboi übrigens eine lange Tradition, zumindest seit 1709 gibt es Aufzeichnungen über eine Schmiede am Standort der heutigen Werkstatt.