Höckerschwan - eleganter Eindringling

Niemand würde seinen Anblick auf Kärntens Seen heute mehr missen wollen. Tatsache ist aber, dass der Höckerschwan erst Mitte der 1960er-Jahre in Kärnten heimisch wurde. Er stammt ursprünglich aus dem Baltikum und Osteuropa.

In Hans Christian Andersens Märchen brütet eine Entenmutter mehrere Eier aus. Eines braucht besonders lange und ist nach dem Schlüpfen zuerst grau, hässlich und tolpatschig - bevor es sich in einen wunderschönen, weißen Schwan verwandelt. Die Verbindung Ente und Schwan gibt es aber nicht nur im Märchen. Sie hält auch der Realität stand.

Schwan

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Denn, so der Naturschutzsachverständige Werner Petuschnig vom Amt der Kärntner Landesregierung: „Der Schwan gehört zu den Entenartigen und ist verwandt mit den Stockenten aber auch mit den Gänsen.“ Der „entenartige“ Höckerschwan ist der einzige Vertreter der Gattung „Cygnus“.

Gefährliche Jugend, beschauliches Alter

Der Einfachheit halber: Spricht man in unseren Breiten von Schwänen, meint man im Normalfall den Höckerschwan. Der namensgebende schwarze Höcker sitzt aber nicht etwa am Rücken, sondern an der Basis der Schnabeloberseite. Höckerschwäne können bis zu 20 Jahre alt werden, wenn sie ihre gefährlichen Jugendzeit überlebt haben, erklärt der Naturschutzsachverständige: „Der junge Schwan ist vielen Predatoren ausgesetzt, z.B. Greifvögeln. Auch im Wasser werden jüngere Schwäne Opfer von Raubfischen.“

Schwan Küken Familie

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Im Erwachsenenalter können Schwänen noch Stromleitungen und harte Winter gefährlich werden, ansonsten sind sie aber recht sicher. Werner Petuschnig: „Im Naturschutzgesetz ist festgehalten, dass er als teilweise geschützte Tierart gilt. Er darf nicht getötet werden, aber er kann gefangen werden, wenn er wo Probleme macht.“

Ausreißer im doppelten Sinne: Trauerschwäne

„Ausreißer“ im doppelten Sinne sind „Trauerschwäne“. Diese kommen vereinzelt bei uns vor, leben aber normalerweise in Australien und Neuseeland, so der Naturschutzsachverständige.

Schwan Trauerschwan schwarz

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Petuschnig: "Diese Schwäne werden gerne als Ziervögel für Teiche verwendet. Wenn die Flügel ausgewachsen sind und die Tiere in der Mauser neue Federn bekommen, sind sie flugfähig und können natürlich entweichen.“ Anders als Höckerschwäne vermehren sich Trauerschwäne in Mitteleuropa nicht.

Mitte der 80er erstmals 100 Schwäne in Kärnten

Auch „unsere“ Höckerschwäne mussten erst den Weg nach Kärnten finden. Die allerersten Hinweise stammen aus den Jahren 1942 und 1943, wo Haus- und Parkschwäne erwähnt werden. Petuschnig: „Der Schwan ist im Laufe der 1960er Jahre durch Ansiedelungen zu uns gekommen und hat sich fleißig vermehrt. Schon in den 80er Jahren gab es dann einen respektablen Bestand an 100 Tieren.“

Erstmals 1957 nachgewiesen

1957 brütete ein Schwanenpaar am Ossiacher See, am Wörthersee wurden sieben Exemplare im Jahr 1962 ausgesetzt.

Zwischenzeitlich - etwa Mitte der 80er-Jahre - sanken die Zahlen zwar rapid auf unter 30 Tiere. Heute ist der Bestand relativ stabil. Eine mögliche Erklärung: Alle brauchbaren Reviere sind besetzt, bzw. mehrere Paare interessieren sich für ein und dasselbe Territorium.

Petuschnig: „Dann kommt es zu Streitereien, die oft sehr wüst sein können. Das kann bis zum Tod eines Schwans gehen. Wir haben zum Beispiel in Selkach an der Drau innerhalb einer Brutsaison vier bis fünf Paare um den gleichen Brutplatz streiten gesehen. Von allen Paaren ist letztlich nur ein einziges Jungvogel aufgekommen. Man sieht, dass sich die Natur gewisse Regelmechanismen auferlegt, die auch funktionieren.“

Der „Langhals“ kann nicht tauchen

Die bedeutendsten Brutgewässer in Kärnten sind der Völkermarkter Stausee und der Wörthersee. Höckerschwäne brauchen nämlich Flachwasserzonen, wie man sie zum Beispiel bei Stauseen und entlang der Drau findet, um dort Wasserpflanzen abzuweiden. Werner Petuschnig: "Es kann durchaus sein, dass Insekten mitgefressen werden, er ist aber Vegetarier und frisst an Land wie eine Kuh oder eine Gans auch Gras. Tierische Beilagen sind die Ausnahme.“

Schwan Wörthersee Wasservogel

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Vom nahe verwandten Singschwan und dem Zwergschwan unterscheidet sich der Höckerschwan durch den orangeroten Schnabel und den schwarzer Höcker.

„Spaßbefreit“ bei Nest und Nachwuchs

Ausgewachsene Tiere wiegen etwa zehn Kilogramm, können aber auch das Doppelte auf die Waage bringen. Nicht leicht, mit so viel Gewicht in die Luft zu kommen: „Er braucht eine Zeit lang, bis er abhebt und muss über das Wasser laufen, bis er abheben kann.“

Das Nest des Höckerschwans besteht meist aus Schilf und anderen Pflanzenresten, hat einen Durchmesser von einen Meter, wird etwa im März fertig und im Schilf versteckt gebaut. Fünf, in seltenen Fällen auch neun Eier werden gelegt und 30 bis 35 Tage bebrütet. Bei seinem Nest, bzw. den Jungen versteht der Schwan keinen Spaß, so Werner Petuschnig: „Die Flügel sind nicht zu unterschätzen, der Höckerschwan kann damit hart zuschlagen, was im Extremfall bis zum Knochenbruch führen kann“.

Badegast erlitt sieben Knochenbrüche

In Kärnten sei das bis dato aber nicht vorgekommen, ein Respektabstand sollte jedoch gewahrt werden, wie folgender Fall zeigt: In der Wiener Lobau griff ein Schwan mit Jungen am 5.Juni 2002 einen Badegast an. Das Tier verletzte den Mann mit Schnabelhieben und Flügelschlägen so schwer, dass er sich nur mit Mühe ans Ufer retten konnte. Er wurde mit sieben Knochenbrüchen ins Spital eingeliefert.