Ein „Alpenkasperl“ aus Berlin

Seit zehn Jahren lebt der gebürtige Berliner Andreas Ulbrich in Kärnten. Mit seinem Puppentheater „Alpenkasperl“ reist er viel durch den Alpenraum. Auch ernste Themen verpackt der 58-Jährige kindgerecht und witzig.

Seit über zehn Jahren lebt der 58-jährige Andreas Ulbrich mit seiner Familie in Winklern. Die Entscheidung, nach Kärnten auszuwandern bereut er keineswegs: „Ich gucke morgens aus dem Fenster und denke, ich bin im Urlaub.“ Vor allem die Berge haben es der Familie angetan, „wir gehen viel wandern“, sagt Ulbrich.

Puppen Kasperl Giraffe

Andreas Ulbrich

Ursprünglich war Ulbrich Deutsch- und Geschichtslehrer, vor rund 30 Jahren wechselte er dann das Fach. Auch aus politischen Gründen erzählt er: „Ich war Lehrer in der ehemaligen DDR, das war nicht immer einfach.“ Schon damals hatte Ulbrich Kontakt zu Puppenspielern in der deutschen Staatsoper. Nach dem Fall der Mauer hätte er zwar wieder als Lehrer arbeiten können, entschied sich dann aber doch für seine „Berufung“: „Es macht mir großen Spaß, die verschiedenen Figuren und eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln darzustellen.“

Mit den Puppen stets auf Tour

Leben könne man schon vom Puppenspiel, sagt Ulbrich, „aber das ist nicht ganz ohne. Man muss viel reisen. Wir fahren 50.000 bis 60.000 Kilometer im Jahr.“ Und so bereist Ulbrich den gesamten Alpenraum mit seinem „Alpenkasperl“. Aber auch in seiner Heimat Berlin ist Ulbrich immer wieder zu Gast. Mit dem „Prenzlkasper“ betreibt er dort vor allem im Winter ein Puppentheater für die ganze Familie.

Puppen Kasperl Giraffe

Andreas Ulbrich

Seine Puppenstücke schreibt Ulbrich selbst, seine Frau Verena unterstützt ihn bei der Gestaltung von Bühne und Puppen. Die Musik komponiert Ralf Zimmermann, bei größeren Produktionen gibt es Regieunterstützung von Wladimir Beljajew aus Moskau.

Kasperl unterstützt den Umweltschutz

Wichtiger Teil von Ulbrichs Puppentheater sind aber auch Improvisation und Kommunikation mit dem Publikum. Neben den klassischen Themen, wie Hexe, Zauberer und Räuber, hat der Puppenspieler auch ernsthaftere Themen im Repertoire: „Es stört mich auch nicht, wenn der Wissens- und Erfahrungsschatz meiner kleinen Gäste nach dem Theaterbesuch größer ist als vorher.“

In „Kasperl und der Müllzauberer“ geht es zum Beispiel um den Umweltschutz: Kasperl und Seppel treffen darin den Zauberer Spiritus Rumpulus, der die ganze Welt in einen Müllhaufen verzaubern will. Mit Mülltrennung und Müllvermeidung wird der Zauberer schließlich besiegt. Auch das Stück „AB und ZU im Wald“ widmet sich Umweltthemen, konkret geht es um den Umgang mit natürlichen Rohstoffen.

Puppen Kasperl Giraffe

Andreas Ulbrich

Mozart und Faust für Kinder

Klassik-Bildung witzig verpackt bietet hingegen „Kasperl und die Zauberflöte“. Darin gerät der berühmte Puppenheld versehentlich auf eine Opernbühne, was für ziemliches Chaos in der Mozart-Oper sorgt. Auch die Faust-Thematik greift Ulbrich auf. In seiner Version verfällt Faust dem gentechnischen Machbarkeitswahn, während Kasperl bei Erlebnistourismus und Techno seine Gesundheit riskiert.

„Auch das Kasperltheater ist eine Kunstgattung“, betont Ulbrich. Zumindest versucht der Puppenspieler es als solche zu etablieren, „was nicht einfach ist, aber es wird langsam.“ An die Pension denkt der 58-Jährige noch immer nicht. „Zehn Jahre mache ich mindestens noch.“ Und außerdem habe er noch viele Pläne, „als nächstes möchte ich mich wieder mehr dem Kasperltheater für Erwachsene widmen.“

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