Mobile Pflege soll ausgebaut werden

Die Überalterung der Gesellschaft nimmt weiter zu. Die SPÖ Kärnten will darauf mit einem Ausbau der mobilen Pflege reagieren. Damit sollen ältere Menschen so lange wie möglich zuhause bleiben können.

Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der über 75-Jährigen in Kärnten um ein Drittel steigen, es wird auch deutlich mehr Menschen über 85 Jahre und Demenzkranke geben. Das besagt eine vom Land beim Grazer EPIG-Institut in Auftrag gegebene Studie, die auch einen Entwicklungsplan bis 2030 beinhaltet. Auch wenn die Menschen länger gesund bleiben, wird es laut Studie ein größeres Angebot an Pflegedienstleistungen geben müssen.

Derzeit werden 80 Prozent aller Pflegegeldbezieher zu Hause von ihren Angehörigen betreut. Der Großteil jener Menschen, die professionelle Pflege in Anspruch nehmen, lebt in einem Pflegeheim. Die Zahl der Personen mit 24-Stunden-Betreuung wird laut Studie bis 2030 von 2.250 auf ca. 3900 steigen. Die Inanspruchnahme der mobilen Pflege wird bis 2030 um 28,3 Prozent bzw. 14.720 Personen zunehmen. Zunehmen soll auch die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen.

Aufholbedarf bei mobiler Pflege

Die stationäre Pflegestruktur sei in Kärnten gut ausgebaut, sagte Studienautor Wolfgang Habacher vom EPIG-Institut. Bei den Pflegeheimen sei Kärnten mit 5.750 Betten gut aufgestellt. Bedarf an zusätzlichen Betten gebe es nur in Unterkärnten, demnächst soll der Grundsatzbeschluss für 100 neue Betten in diesem Bereich fallen. Die Versorgung mit mobilen Pflegediensten sei hingegen „heterogen“, hier brauche es einen flächendeckenderen Ausbau. Aufholbedarf ortet Habacher auch beim betreuten Wohnen und in der wohnortnahen Tagesbetreuung mit Hol- und Bringdiensten.

Pflegekosten könnten explodieren

Das Konzept hat natürlich auch eine finanzielle Notwendigkeit. Wie der Studien-Autor ausführte, würden die Pflegeausgaben bis 2030 „so man nichts tut, auf das Doppelte anwachsen. Setzt man aber die Maßnahmen um und geht der Zukunft voraus, wird die Kostensteigerung halbiert.“

Eigene Pflege- und Sozialkoordinatoren sollen den Menschen den Zugang zu diesen Diensten erleichtern, sagt Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ). Auf rund 10.000 Einwohner soll künftig ein Sozialkoordinator kommen. Diese Koordinatoren fungieren als Bindeglied zwischen Gemeinde und Land und sollen zugleich die Bedürfnisse in der Bevölkerung ausloten. Angesiedelt werden könnten diesen Koordinatoren auch in den geplanten Erstversorgungszentren, so dass Pflege und Medizin unter einem Dach untergerbacht wären.

Mit der Umsetzung des Konzeptes will Prettner im nächsten Jahr mit einem Pilotprojekt mit rund 50 Betten starten, außerdem sollen die mobilen Dienste um bis zu 2,5 Millionen Euro ausgebaut werden. Kritik an dem neuen Pflegekonzept kam am Mittwoch von der FPÖ. Statt für neue Strukturen müsse das Geld direkt für die Pflegebedürftigen verwendet werden, heißt es.