Der Luchs: Ausgerottet und doch heimisch

Der Luchs kommt nur sehr selten nach Kärnten, ist scheu und doch hier heimisch. Eine eigene Luchspopulation gibt es bei uns nicht. Die Wildkatze lebte Jahrtausende in Kärnten und wurde zwischen 1850 und 1900 ausgerottet.

Der Luchs ist wild, zahm und scheu zugleich. Vor rund hundert Jahren sind vermutlich zum letzten Mal junge Luchse in Kärnten auf die Welt gekommen. „In den 70er Jahren hat es daher Wiedereinbürgerungsprojekte gegeben, in der Schweiz, in Slowenien, im bayrischen Wald, im Gran Paradiso, aber auch in Österreich in den Revieren Schwarzenberg an der Turrach und von dort sind in dieser Zeit Luchse nach Kärnten gekommen“, so Wildbiologe Thomas Huber aus Afritz.

Luchsfamilie

APA/HT

Die Wiederbesiedelung in der Steiermark hat jedoch nicht funktioniert. Bis in die 1990er Jahre wurden in Kärnten daher Luchse aus Slowenien gesichtet, vor allem in den Karawanken und in den Karnischen Alpen. In Slowenien ist die angesiedelte Population zurückgegangen. Mittlerweile sind im Kanaltal aber wieder Luchse angesiedelt worden, „die wir auch aktuell in diesem Sommer im karnischen Raum im oberen und mittleren Bereich immer wieder im grenznahen Raum sehen.

Keine Luchspopulation in Kärnten

Auch in den Karawanken tauchen von diesen Luchsen gelegentlich welche auf und da gibt es auch Nachwuchs“, so Huber. Laut ihm wäre es aber übertrieben von einer Population zu reden. Von einer Population spreche man laut dem Wildbiologen erst dann, wenn man in einem Gebiet Jungennachweise habe.

Luchsnachwuchs Schönbrunn

Daniel Zupanc

Es gibt immer wieder Beobachtungen von Luchsen, die sich sehr zahm benehmen können, „weil der Luchs eine Katze ist und eine Katze kann oft unglaublich neugierig sein. Der Luchs bleibt dann 40 Meter vor den Leuten sitzen und schaut sie an. Und immer wieder kommen dann Meldungen, das müsse ein zahmer Luchs sein“, so Huber. Das sei aber nicht der Fall.

Beutetiere in gleicher Gewichtsklasse

Grundsätzlich sind Luchse nacht-, und dämmerungsaktiv. Das hängt natürlich auch mit der Lebensweise seiner Beutetiere zusammen, „die in der Hauptsache unsere kleinen Schalenwildarten sind. Das heißt das Reh und die Gämse, also Tiere in seiner Gewichtsklasse“, so der Experte. Weibliche Luchse wiegen 18 bis 22 Kilogramm und männliche Luchse, die in der Fachsprache Kuder genannt werden, haben zwischen 18 und 25 Kilo.

Luchsnachwuchs Schönbrunn

Daniel Zupanc

Weltweit gibt es vier Arten

Der Luchs, der Kärnten vereinzelt durchstreift, ist der Eurasische Luchs, lateinisch Lynx lynx genannt. Das ist die größte Art, die es auf der Erde gibt. Die Schulterhöhe liegt zwischen 55 und 70 Zentimeter und die Kopfrumpflänge bei rund einem Meter. Charakteristisch für den Eurasischen Luchs sind sein Stummelschwanz und die Pinselohren, bei denen jeweils ein Haarbüschel weg steht. Weltweit gibt es insgesamt vier Arten.

Wildtiere Weißensee Bär Luchs

Respect to wildlife

„In Europa gibt es nur noch einen zweiten. Das ist der Pardell Luchs, der in Spanien und Portugal lebt, der fast verschwunden ist und zu den gefährdetsten Arten überhaupt gehört. Dann gibt es noch auf dem amerikanischen Kontinent den Kanada Luchs und in den Rocky Mountains nach Süden angrenzend den Rotluchs“, so Huber.

Im Durchchnitt zwei Junge pro Jahr

Die Paarung, in der Fachsprache Ranz genannt, findet im Februar und März statt. Die Ranzschreie könne man sehr, sehr weit hören. „Aufgrund der großen Reviere müssen sich die Tiere zusammenrufen und das wird hin und wieder gehört, wird aber hin und wieder mit Greifvögeln verwechselt“, so der Wildbiologe, der die Laute als heiseres, grobes Miauen beschreibt.

Im Durchschnitt kommen Ende Mai, Anfang Juni zwei Junge zur Welt. Bis Mitte, Ende Juli werden sie gesäugt. Anfang August gehen die Jungen mit zu den Rissen und fressen Fleisch. Im ersten Winter sind sie noch von der Mutter abhängig, weil das Milchgebiss noch nicht so ausgebildet ist, um damit reißen zu können. Sie lernen von der Mutter das Jagen. Vor der nächsten Ranz werden die Jungen dann verlassen. Dann kann es hohe Ausfallsraten geben. Ein Grund dafür könnte die Reviergröße sein. Ein Kuder benötigt laut Huber bis zu 200.000 Hektar, das Weibchen ungefähr 15.000.

Luchs Kora wird im Nationalpark Kalkalpen freigelassen

Nationalpark/Sieghartsleitner

Keine hohe Reproduktionsrate

„Die Größe des Reviers hängt von der Beute ab. Der Luchs ist ein Intervalljäger, der alle drei bis vier Wochen in einem Gebiet wieder auftaucht. Es kann aber auch sein, dass er länger bleibt“, so Huber. Im Grunde mache er laut dem Experten eine große Runde und wenn ein Revier frei wird, werde es erst dann wieder besetzt. Das Luchsrevier habe diese bestimmte Größe und daher brauche es auch nicht so eine hohe Reproduktionsrate.

„Neben Rehen und Gämsen reißt der Luchs auch Füchse, Hasen und kleinere Säugetiere, aber auch Haustiere sind nicht vor ihm sicher“, erklärte Wildbiologe Thomas Huber. Grundsätzlich würden alle Beutegreifer versuchen das zu töten, was sie leichter kriegen und insofern habe man beim Luchs auch die Problematik, dass es immer wieder vorkomme, dass Haustiere gerissen werden, am ehesten aber Schafe oder auch Ziegen.

Luchs

APA/dpa/Julian Stratenschulte

Winterfett beim Luchs nicht notwendig

Das Jagen auf Schnee bereitet dem Luchs keine Probleme, da er aus schneereichen Gebieten kommt und im Verhältnis zum Körper große Pfoten besitzt. „Eine Luchsspur hat im Grunde wenn er ruhig geht, die Größe des Tellers einer Männerhand, also rund acht Zentimeter. Das ähnelt einer Hauskatze, nur stark vergrößert. Da der Luchs ein Überraschungsjäger und Sprinter ist, braucht er sich im Herbst kein Fett anzufressen“, so der Afritzer Wildbiologe Thomas Huber.