Mehr Hilfe für depressive Menschen

In Kärnten und der Steiermark setzen am meisten Menschen ihrem Leben selbst ein Ende, die meisten davon sind Männer. Das Land will mit einer Reihe von Maßnahmen gegensteuern, dazu gehören Fachtagungen und ein Ausbau der psychiatrischen Versorgung.

Jeden Tag beenden drei bis vier Menschen Österreich ihr Leben selbst. 2016 begingen 119 Kärntner Suizid, drei Viertel davon Männer. Hauptursache ist eine Depression, unabhängig von Alter oder Beruf. An Selbstmord sterben in Österreich zweieinhalb Mal so viele Menschen wie durch Verkehrsunfällen.

Mehr Suizide als Unfalltote

Bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 ist der Suizid die zweithäufigste Todesursache. Trotzdem ist das gesellschaftliche Problem „Selbstmord“ mit großen Tabus behaftet, genauso wie die Depression selbst. Alarmierend sind die Zahlen auch deshalb, weil die Depression weltweit bis zum Jahr 2030 eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt sein wird: Experten schätzen, dass jeder Fünfte einmal im Leben von einer depressiven Erkrankung betroffen ist.

Hauptrisikogruppe ältere Männer

Risikogruppe Nummer eins sind ältere Männer, so Primaria Christa Rados von LKH Villach. Man glaube, dass Männer mit Alter und Einsamkeit, Verlust von Funktionen, schlechter umgehen können. Alkoholmissbrauch ist neben der Depression ein wichtiger Faktor. Bestimmte Berufsgruppen scheinen in der Suizid-Statistik ebenfalls häufiger auf als andere, dazu gehören Landwirte, Mediziner, Sicherheitskräfte, Fabriks- und Hilfsarbeiter.

Nicht zu unterschätzen seien auch vorbeugende bauliche Maßnahmen, so Rados. Suizide seien meist Impulshandlungen. Wenn man sagt, man springt jetzt vom Balkon und sehe, das gehe baulich nicht, müsse man sich besinnen und in diesem Zeitfenster könne man intervenieren.

Psychotherapie auf Krankenschein

Das Land Kärnten schloss sich als drittes Bundesland nach Tirol und Niederösterreich dem „Bündnis gegen Depression“ an. Eine Zentrale Maßnahme ist die Einrichtung einer Suiziddatenbank, um wissenschaftliche Ursachenforschung zu betreiben. Bis zum Jahr 2020 soll die Flächendeckende psychiatrische Versorgung - Psychotherapie auf Krankenschein - in allen Bezirken gewährleistet sein, so Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Das werde nicht von Betroffenen bezahlt, auf Dauer sei das nicht leistbar. Das wolle man auch in Kärnten mit Ambulatorien lösen. Am 14. September findet eine Fachtagung zur Suizidprävention in Klagenfurt statt, außerdem sollen Schulen sensibilisiert werden.

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