Müllberg im Bergsteiger-Notquartier

Die Tiroler Bergsteigerin Claudia Harasser hat ihren Augen nicht getraut, als sie vor wenigen Tagen das Winter-Notquartier für Bergsteiger am Großglockner betrat: Alles war vermüllt. Sie postete die Fotos auf Facebook mit dem Titel: „Ohne Worte“.

In der Erzherzog-Johann-Hütte, knapp unter dem Gipfel, sammeln sich die Müllberge. Bergsteiger, die dort im Winter unterwegs sind, lassen ihre Abfälle im sogenannten Notlager einfach liegen.

Saustall Glockner Winterquartier Müll Notlager

Claudia Harasser

Früher nahm jeder Bergsteiger seinen Müll selbst wieder mit

Für Notfälle gedacht

In Österreichs höchst gelegenem Haus, durch das die Grenze zwischen Osttirol und Kärnten führt, gibt es nach der Sommersaison keinen Winterraum, in dem man ein bisschen einheizen kann. Es gibt ein offenes Notlager mit vier Betten. Wie vielen Menschen dieses Lager schon das Leben rettete, weil sie zum Beispiel in einen Schneesturm kamen, kann keiner sagen. Es ist gedacht für all jene, die außerhalb der Hüttensaison auf den Glockner wollen.

Glockner Tour Peter Matha Peter Zirknitzer

ORF/Peter Matha

Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe

Es sei jedes Jahr dasselbe, sagte der bisherige Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte, Peter Tembler. Manchmal sei es noch mehr Müll, diesmal seien es „nur“ zwei Säcke voller Lebensmitteldosen, Plastikflaschen, Getränkedosen und mehr. Das Chaos zu fotografieren habe er nach einigen Jahren aufgegeben. Die Aufschriften auf den zurück gelassenenen Sachen deuten auf meist osteuropäische Bergsteiger als Verursacher hin.

Glockner Tour Peter Matha Peter Zirknitzer

ORF/Peter Matha

Viele wollen auf den Gipfel

Ehrenkodex gilt nicht mehr

Österreichs höchstgelegener Misthaufen ist mittlerweile ins Tal gebracht worden. Tembler war schon oben in seiner bisherigen Hütte, um nach dem Rechten zu sehen. Dass er dabei jedes Jahr zum Müllsammler wird, nimmt der Bergführer und bisherige Hüttenwirt gelassen. Der Ehrenkodex der Bergsteiger, dass jeder seinen Müll wieder mitnimmt, scheint nicht für jeden zu gelten.