Bio-Hühnerstall stinkt Anrainern
Frowin Kokail aus Tiffnerwinkel stinken die Pläne schon jetzt zum Himmel. Noch bevor der Hühnerstall des Nachbarn errichtet ist, ist er mit einer Unterschriftenliste von Haus zu Haus unterwegs, um gegen den geplanten Betrieb zu mobilisieren. Die Anrainer befürchten durch die Lärm- und Geruchsbelastung eine Minderung der Lebensqualität.
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Das ist nur der Anfang - glauben die Anrainer
Keiner sei bis jetzt informiert worden, was gebaut werden soll. Mehrere Bäume seien für die Hühnerhalle schon geschlägert worden. Von Seiten der Gemeinde gebe es keine Auskünfte, beklagen die aufgebrachten Anrainer. Kokail: „Das ist der Beginn, am Ende wird er 20.000 bis 30.000 Hühner haben. Dann ist es nicht mehr so locker. Denn mit 2.000 Hühnern kann er doch nichts verdienen.“
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Biobauer versichert keine Erweiterung zu planen
Wir fragen nach am Hof der Familie Tengg. Dort heißt es, gerne hätte man den Nachbarn das Projekt mit Bio-Hühnern vorgestellt, doch bis jetzt habe niemand das Gespräch gesucht.
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„Vergleichbar mit acht Milchkühen“
Biolandwirt Christian Tengg: „Derzeit halten wir noch 15 Milchkühe. 2.000 Hühner kann man mit acht Milchkühen vergleichen. Diese 2.000 produzieren dementsprechend weniger Mist und werden im Freiland gehalten, vom Geruch her sollte es also auch in Zukunft keine Probleme geben. Wir haben keine Vergrößerungen und Ausweitungen geplant, sondern es soll der bestehende Betrieb so weitergeführt werden.“
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Naturschutzrechtliche Genehmigung notwendig
Der Bezirkshauptmann von Feldkirchen, Dietmar Stückler stellt klar, dass nicht nur seine Behörde, sondern auch die Gemeinde im Genehmigungsverfahren grünes Licht geben muss. Erst dann könne mit dem Bau eines Stallgebäudes begonnen werden. Der besagte Stall mit 2.000 Hühnern sei bei weitem nicht der größte im Bezirk. Die Ausgangslage sei aber für alle dieselbe und ohne spezieller Widmung des Gebietes sei auch eine naturschutzrechtliche Genehmigung einzuholen.
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Stückler: „Es wird also geprüft, ob das Bauwerk vom Landschaftsbild und vom Gefüge der Natur dorthin passt, ob der Lebensraum für Tiere geeignet ist. Nicht geprüft wird der Schutz des Menschen, das Naturschutzgesetz schützt die Natur vor den Menschen – Anrainerschutz wird im Naturschutzverfahren nicht wahrgenommen.“
Für Anrainerschutz ist der Bürgermeister zuständig
Der Anrainerschutz ist Sache des Bürgermeisters. Ihm obliegt es auch, ob es in weiterer Folge eine öffentliche Bauverhandlung abgehalten wird, oder nicht. Parallel mit dem Bausansuchen des Landwirtes an die Gemeinde, prüft auch das Land vorab, ob das Projekt überhaupt Aussicht auf Realisierung hat. Das kann Monate dauern.
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Riesige Mastbetriebe im Lavanttal - keine Probleme
Um ganz andere Größenverhältnisse geht es im Lavanttal. Hier wollen mehrere Hühner- Mastbetriebe deutlich erweitern, weil die Nachfrage beim Geflügelproduzenten Wech enorm sei. Der Lavanttaler Geflügelring hat etwa 60 Mitglieder, schon jetzt gibt es insgesamt 1,5 Millionen Geflügel-Mastplätze. Erich Kainz vom Geflügelring: "Die Größe allein ist nicht entscheidend. Auch ein kleiner Stall mit 10.000 Tieren, das geht dann bis zu 30.000, kann für den Lavanttaler Geflügelring, Hühner mästen.“
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Peter Stauber, Bürgermeister von St. Andrä im Lavanttal. „Zunächst werden alle Verfahren geprüft. Bezirks– oder Landesbehörde prüfen die Emissionen, also die Auswirkungen auf die Umwelt. Hier können auch Anrainer Einsicht nehmen. Wenn es negative Gutachten gibt, wird kein Beschluss gefasst.“
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Neues Raumgesetz für mehr Anrainerschutz
Dass riesige Mastbetriebe und Bio-Hüherfarmen von Behörden unterschiedlich bewertet werden, scheint nachvollziehbar. Im neuen Raumordnungsgesetz des Landes, das in Ausarbeitung ist, soll der Anrainerschutz jedenfalls ausgebaut werden.