Dialogwoche: Wie viel Alkohol ist zu viel?

Die Risiken von übermäßigem Alkoholkonsum sind in der kommende Woche Thema von Diskussionen, Tagungen und Workshops in Kärnten und in ganz Österreich. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Frage: Wieviel Alkohol ist zu viel?

Forscher haben erhoben, dass eineinhalb Liter Bier pro Tag bei Männern, sowie ein Liter Bier pro Tag bei Frauen als problematisch gelten.

14 Prozent der Österreicher alkoholkrank

360.000 Österreicher (14 Prozent) gelten als alkoholkrank, 760.000 Personen (fünf Prozent) konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. 19 Prozent der österreichischen Bevölkerung trinkt laut Statistik überhaupt keinen Alkohol.

Dennoch sei es schwierig, pauschal zu sagen, wie viel Alkohol tatsächlich zu viel sei. Das sei von Mensch zu Mensch verschieden, sagt Barbara Drobesch von der Suchtprävention des Landes Kärnten.

Es gebe große Unterschiede zwischen Frauen und Männern, auch die Unterschiede zwischen den Altersgruppen seien auffallend, erklärt Renate Clemens-Marinschek von der Diakonie de La Tour. Es sei oft schwer abschätzbar, wie die eigene Genetik beschaffen sei: „Jeder Mensch hat im Gehirn ein eigenes Sucht- oder Belohnungszentrum. Das reagiert nicht bei jedem gleich empfindlich auf Alkohol.“

Symbolbilder Alkohol trinken

ORF

Abwärtsspirale führt in die Sucht

Die größte Riskogruppe, in die Alkoholsucht zu gelangen, liege laut Statistik bei den über 50-Jährigen. Der Weg in die Alkoholsucht folge oft einem ähnlichen Muster: Schwierige Lebenssitautionen können nicht mehr alleine bewältigt werden und der Betroffene sucht Ablenkung und Trost im Alkohol.

Übermäßiger Alkoholkonusm wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit aus, sondern hat oft auch soziale Folgen: Verlust des Führerscheines, in der Folge auch des Arbeitsplatzes, Beziehungen und Ehen gehen zu Bruch, Betroffene beginnen dann oft, noch mehr zu trinken.

Dialogwoche: Vorurteile abbauen und informieren

Alkoholsucht sei eine Krankheit, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Generell wisse man über diese gesellschaftsfähige Droge viel zu wenig Bescheid. Es gehe darum, darüber zu sprechen und zu enttabuisieren. Von den Betroffenen müsse das Stigma des Alkoholkonsums genommen werden.

Mit der Dialogwoche, die erstmals in Österreich durchgeführt wird, soll die Bevölkerung sensibilisert werden. 25 der bundesweit 220 Veranstaltungen finden dazu in Kärnten statt. Laut Barbara Drobesch sei das Ziel, eine möglichst breite Bevölkerungsschicht zu erreichen. Die Menschen sollten dazu angeregt werden, darüber nachzudenken, welche Mengen an Alkoohl zu viel seien. Auch Informationen über die Gefahren und die Hilfsangebote würden bei der Dialogwoche ausgetauscht.

Prävention beginnt schon in der Schule

Die Zahl der jugendlichen Alkoholtrinker wird immer niedriger, wenngleich das „Einstiegsalter“ sinkt. Lag dieses in Großstädten Ende der 1990er noch bei 15 Jahren, so haben jetzt schon viele mit elf Jahren den ersten Kontakt zum Alkohol. Deshalb wird mit der Präventionsarbeit schon in der Schule begonnen.

Drobesch: „Wir arbeiten mit standadisierten und evaluierten Programmen schon im Volksschulbereich. Es geht nicht nur um die Substanz an sich, aber um die sogenannten Lebenskompetenzen, die die Basis dafür sind, ob jemand später möglicherweise ein Suchtverhalten entwickelt oder nicht. Im höheren Schulbereich geht es weiter. Von der fünften bis zur achten Schulstufe geht es weiter, mit anderen Lebenskompetenzangeboten, aber auch schon mit dem Fokus auf das Thema Alkohol.“

Umdenken auch beim Trinken in der Schwangerschaft

Unter werdenden Müttern gab es in den vergangenen Jahren offenbar ein Umdenken, wenn es um Alkoholkonsum in der Schwangerschaft geht. In einer Broschüre des Landes für Schwangere aus dem Jahr 2013 wird noch empfohlen „sehr selten, wenig und keinesfalls hochprozentigen“ Alkohol zu trinken. In der nun aufliegenden neuen Broschüre wird vom Trinken ganz abgeraten. Diesem Ratschlag folgen immer mehr Schwangere - mehr dazu in Sinneswandel bei Trinken in der Schwangerschaft.