20 Jahre Hilfe beim Gewaltschutzzentrum

Im Mai 1997 wurde mit dem neuen Gewaltschutzgesetz auch in Kärnten ein Gewaltschutzzentrum eingerichtet. Rund 5.000 Mal wurden bei häuslicher Gewalt die Täter aus Wohnung oder Haus gewiesen, das Zentrum berät Opfer und begleitet sie.

Seit Einführung des Gewaltschutzgesetzes hat die Polizei die Möglichkeit, einem Gewalttäter das Betreten der der Wohnung bzw. des Hauses inklusive der unmittelbaren Umgebung für zwei Wochen zu verbieten. Beinahe täglich ist das in Kärnten der Fall.

Opfer soll nicht allein zurück bleiben

Ein enger Partner der Polizei ist dabei das Gewaltschutzzentrum. Unmittelbar nachdem ein Betretungsverbot verhängt wurde, nimmt ein Mitarbeiter des Gewaltschutzzentrums mit dem Opfer von Gewalt Kontakt auf. Die Leiterin des Gewaltschutzzentrums Kärnten, Roswitha Bucher, sagt, es sei sehr wichtig, die Opfer zu begleiten. Ein Polizeieinsatz sei immer eine Ausnahmesituation. Es werde dafür gesorgt, dass der Gefährder die Wohnung verlasse, das Opfer bleibe aber alleine zurück.

„Man muss mit den Opfern arbeiten, in welche Richtung es weitergehen soll, was genau passiert sei und welche gesetzlichen Möglichkeiten es gibt. Dann können die Menschen entscheiden, ob das Betretungsverbot reiche oder ob man mit einer gerichtlichen einstweiligen Verfügung längeren Schutz herzustellen.“ Die Frage sei auch, was müsse sich verändern, damit das Opfer von Gewalt in Sicherheit leben könne.

Gewaltschutzzentrum Kärnten

Radetzkystraße 9, 9020 Klagenfurt am Wörthersee. Tel: 0463 / 590 290. Fax: 0463 / 590 290 - 10. E-Mail: info@gsz-ktn.at. Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag von 8.00 bis 20.00 Uhr, Dienstag, Mittwoch, Freitag von 8.00 bis 13.00 Uhr und nach Vereinbarung.

Schutz uns Sicherheit im Vordergrund

Das erste, was ein Gewaltopfer brauche seien Schutz und Sicherheit. Aber es müsse auch später jemand für die da sein, man müsse ihnen glauben und sie wahrnehmen. Der Ausweg aus der Gewalt könne in manchen Fällen Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, so Bucher. Es hänge davon ab, in welcher Beziehung das Opfer zum Gefährder bzw. Täter stehe. Oft gehe es aber auch relativ schnell. Die Entwicklung hänge stark mit dem Gewaltschutzgesetz zusammen, viele suchen rascher Hilfe als noch vor 20 Jahren.

Der Fokus in der Beratung sei immer die Sicherheit, das Ende der Gewalt. Ist es eine Partnergewalt, stelle sich die Frage, ob das Opfer eine Trennung wolle oder nicht. Sei der Gefährder bereit, in eine opferschutzorientierte Täterarbeit zu gehen, denn die Gewalt liege ja bei ihm. Wenn er daran arbeiten wolle, bestehe die Hoffnung, weiterhin ohne Gewalt zusammenleben zu können, so Bucher. Das Gewaltschutzzentrum bietet vertrauliche und kostenlose Beratung an, auf Wunsch bis zur Begleitung bei Gerichtsverfahren.

Gewalt Symbolbilder

ORF

Gewalt hat viele Ausprägungen

Beratung für Männer und Frauen

Im Gewaltschutzzentrum Kärnten wurden im Jahr 2016 insgesamt 985 Personen beraten, davon 812 Frauen und 173 Männer. 528 waren von Gewalt in Partnerschaften betroffen. 361 von Gewalt in anderen familiären Beziehungen und 127 wurden durch Stalking in ihrer Lebensführung beeinträchtigt. Insgesamt wurden 10.293 Personen seit dem Jahr 1999 beraten.

Im Jahr 2016 gab es kärntenweit 442 Betretungsverbote. Von den Betretungsverboten wurden 318 wegen Partnergewalt, 64 wegen Generationengewalt (Gewalt an und durch Eltern/Großeltern) und 60 wegen Gewalt in anderen Beziehungsverhältnissen im sozialen Nahraum ausgesprochen (Gewalt in Wohngruppen, Gewalt durch Bekannte etc.). Die meisten Betretungsverbote gab es 2016 in Klagenfurt Stadt (100) gefolgt von Villach Stadt (74) und Klagenfurt Land (59). Kein einziges gab es im Bezirk Hermagor. Insgesamt wurden von 1997 bis 2016 in Kärnten 5.108 Betretungsverbote ausgesprochen.

Für Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß ist dieses Betretungsverbot ein wirksames Mittel, um die Opfer zumindest unmittelbar nach einem angezeigten Übergriff zu schützen: „Gerade wenn es um den Schutz vor Gewalt in der Privatsphäre, im sozailen Nahbereich, in den eigenen vier Wänden geht, ist es wichtig, dass viele Partner miteinander arbeiten.“

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