Aufregung um Plakat mit gekreuzigter Frau

Eine unangemeldete Kunstaktion hat am Palmsonntag zu einem Polizeieinsatz in der Stadtpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt geführt. Auf einem Transparent ist eine gekreuzigte, aus dem Schoß blutende Frau zu sehen.

Während der Prozession, als der Mesner außer Sichtweite war, stellte der Künstler Hans Gerhard Kalian in der Kirche ein Transparent vor dem linken Seitenaltar auf. Darauf war eine gekreuzigte, blutende Frau zu sehen. Die Frau des Künstlers verteilte außerdem Flugblätter in den Bankreihen. Kirchenmitarbeiter riefen die Polizei, durch die Aktion seien der Gottesdienst gestört und die christlichen Lehren herabgewürdigt worden, heißt es.

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Kalian

Flugblatt der Aktion

„Wollte nicht provozieren“

Der Künstler wird angezeigt. Er sagt, er habe nicht provozieren wollen: „Ich wollte auf etwas hinweisen - es geht mir darum, ein Gegenstück zu den üblichen Fastentüchern zu machen. Immer steht Christus mit dem Leidensweg im Vordergrund, da wollte ich darauf hinweisen, dass die Frauen seit Jahrtausenden dieses Leid mittragen.“ Das habe er optisch darstellen wollen. Die Kunstaktion „Martyre femme“ sollte das Leid unterdrückter, verschleppter und missbrauchter Frauen in den Vordergrund stellen.

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Privat

Polizeiaktion in der Kirche

„Wäre sofort verboten worden“

Er habe 2015 eine Kunstinstallation im Klagenfurter Dom gestaltet, so Kalian. Damals sei das Thema aber ein anderes gewesen. Diese Kunstaktion habe er der Kirche nicht im Vorfeld angeboten, weil sie sofort verboten worden wäre. Die Kirche schotte sich so ab, dass man solche Aktionen nicht machen könne, so der Künstler.

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Gerhard Kalian mit seinem Plakat

„Das muss man ohne Genehmigung machen, anders geht es nicht.“ Ein Priester habe das Banner letztlich niedergerissen, ihm dann aber zurückgegeben. Kalian zitierte Papst Franziskus, der 2016 gesagt habe: „Wir haben herzlich wenig für Frauen getan, die sich in sehr schweren Lagen befinden, wo sie verachtet, an den Rand geschoben, und sogar ins Sklaventum herabgesetzt sind.“