Wirbel nach Aus für Schrebergärten

Ungeklärte Abwässer einer Kleingartenanlage bedrohen laut den Klagenfurter Stadtwerken die Brunnenanlage Straschitz II. Sie werden behördlich aufgelassen. Die Pächter werden entschädigt, sind aber ob der späten Information verärgert.

Die „widerrechtlich errichtete Kleingartenanlage“ und deren ungeklärte Abwässer seien eine „große Bedrohung“ für die Brunnenanlage Straschitz II, daher müssten die Stadtwerke mit der gegebenen Sorgfalt reagieren, sagte Vorstand Clemens Aigner am Mittwoch gegenüber dem ORF Kärnten. Neben der Brunnenanlage Zwirnawald handelt es sich bei Straschitz II um eine der wichtigsten Wasserförderungsanlagen der Landeshauptstadt.

Schrebergärten Wasserschongebiet Trinkwasser Schließung

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Die Kleingartenanlage im Süden von Klagenfurt gibt es seit den 1970er Jahren. Die Gründe gehören den Stadtwerken, ein kleiner Teil auch den ÖBB. Die Pächter haben sich im Lauf der Jahre kleine Erholungsoasen geschaffen. Die meisten allerdings auch Senkgruben für Toiletten und Pools - was nicht erlaubt ist.

Wasserrechtsexpertin: Eine Vorsichtsmaßnahme

Bei der behördlichen Auflassung handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Grundwasserschutz, so Wasserrechtsexpertin Barbara Pucker von der Umweltabteilung des Landes. „Die derzeitige Nutzung muss in jedem Fall aufgegeben werden. Aus Sicht des Wasserschutzes ist es am günstigsten, dass diese Schrebergärten in dieser Form gar nicht mehr benützt werden.“ Verunreinigungen wurden bisher zwar keine festgestellt, laut Experten des Landes bedrohen die Abwässer aber das Grund- und damit das Trinkwasser.

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Erlaubt wäre nur „die ordnungsgemäße Land- und Forstwirtschaftliche Nutzung" – nicht aber die Errichtung von Abwasserentsorgungsanlagen, Pools usw. - dies sei in keinem Fall erlaubt. Ein Einzelfall sei ein solches Einschreiten der Behörde nicht. Pucker: „Unsere Gewässeraufsichtsorgane sind fast täglich irgendwo in Kärnten unterwegs und greifen Beanstandungen auf. In den meisten Fällen ist es dann so, dass es keine weitere Zwangsmaßnahme der Behörde braucht, sondern dass man eine Lösung findet.“

Pächter verärgert über späte Information

Schon 1989 sei die Siedlung wegen des Wasserschongebiets vor dem Aus gestanden, sagen die Pächter der Schrebergärten. Viele ärgern sich über die späte Information. Sie wurden am Mittwoch informiert, dass die Senkgruben schnellstmöglich entfernt werden müssen. Ingrid Holzinger hat keine Senkgrube in ihrem Garten. Weil auch das Trinkwasser abgestellt wurde, muss ihr Sohn nun täglich Wasser für die Pflanzen anliefern: „Für uns war das ein sehr großer Schock, vor allem als man uns gesagt hat, dass heuer kein Wasser mehr zugeführt wird. Es hat eigentlich niemand damit gerechnet, weil unsere Verträge noch vier Jahre laufen.“

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Als erste Schritte wurden die umgehende Einstellung der Trinkwasserversorgung mit April 2017 sowie die Entleerung und Reinigung der Senkgruben angeordnet. Die - mit rund 13 Cent pro Monat und Quadratmeter - sehr günstigen Pachtverträge - würden gekündigt und sollen spätestens im Jahr 2021 endgültig auslaufen.

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Bei der Kleingartenanlage handelt es sich um 14 Grundstücke im Eigentum der Klagenfurter Stadtwerke (STW). Möglicherweise sind auch drei Anlagen im Eigentum der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betroffen. Teilweise sei in den vergangenen Jahrzehnten ein großzügiger Ausbau erfolgt, für den jede gesetzliche Grundlage fehle. Den Pächtern würden angemessene Ersatzgrundstücke ebenso angeboten wie die Übernahme der Kosten für die Entleerung und Reinigung der Senkgruben.

Quelle Rain weiterhin wegen HCBD vom Netz

Damit gerät eine weitere Trinkwasserquelle der Landeshauptstadt in die Schlagzeilen. Die Trinkwasserquelle Rain - vormals ebenfalls eine Trinkwasserquelle der Klagenfurter Bevölkerung - musste bereits wegen der Belastung mit HCBD vom Netz genommen werden - mehr dazu in Verseuchte Trinkwasserquelle bleibt vom Netz. Die Trinkwasserschiene St. Veit war vergangenes Jahr von den Stadtwerken wegen einer erhöhten Borbelastungen gesperrt, kurze Zeit später aber wieder eröffnet worden - mehr dazu in Wasserschiene St. Veit wieder am Netz. Nach wie vor unklar ist allerdings die Herkunft der zu hohen Borbelastung des Grundwassers. Vermutet wird, dass es eine unbekannte Altlast gibt - mehr dazu in Zuviel Bor im Grundwasser: Land sucht Altlast.

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