Video-Dolmetsch für Klagenfurter Gefängnis

Jeder zweite Häftling im Klagenfurter Gefängnis ist kein österreichischer Staatsbürger. Ein neues Video-Dolmetsch-System soll dabei helfen, Sprachbarrieren zu verringern und Missverständnisse abzubauen.

351 Menschen sitzen im Haupthaus und den dazugehörigen Außenstellen ihre Strafe ab. Sie stammen aus 46 verschiedenen Nationen.

Justizanstalt Klagenfurt Peter Bevc

ORF

Peter Bevc

Die Liste der Top 3 Herkunftsländer der Häftlinge führen Nigeria, Serbien und Rumänien an. Das Schulenglisch reiche im Gefängnis meist nicht aus. Deshalb wird in der Strafvollzugsakademie spezielles Vollzugsenglisch in Seminaren angeboten. Bei künftigen Stellenbesetzungen in der Justizanstalt Klagenfurt sollen Bewerber mit Sprachkenntnissen oder Migrationshintergrund bevorzugt behandelt werden, heißt es von der Anstaltsleitung.

„Kulturelle Obdachlosigkeit“ oft problematisch

Die dutzenden Sprachen seien oft ein Hindernis, aber auch die unterschiedlichen Kulturen, sagt Anstaltsleiter Peter Bevc, der von einer „kulturellen Obdachlosigkeit“ spricht: „Viele Insassen haben Kultur weder in ihrem Heimatland, noch in Österreich kennengelernt. Das erschwert den Strafvollzug immens.“

Dolmetsch Justizanstalt Klagenfurt

ORF

Für die Gespräche mit den Insassen unterschiedlicher Herkunft braucht die Anstaltspsychologin viel kulturelles Verständnis und Vorwissen.

Videokonferenz mit Dolmetscher

Vor allem die afrikanische Kultur sei für viele Justiz-Mitarbeiter schwer zu verstehen. Nicht nur als Anstalts-Psychologin, sondern gewissermaßen auch als Kulturvermittlerin arbeitet die gebürtige Südafrikanerin Karin Perchtold: „Jede Kultur hat ihren eigenen Weg, Symptome auszudrücken. Die Kollegen, die im Vollzug Probleme haben, diese zu verstehen, können sich an mich wenden.“

Bei medizinischen Problemen ist es den Insassen mit exotischen Muttersprachen nicht immer zumutbar, Stunden oder Tage auf einen Dolmetscher zu warten. Deshalb nahm die Anstalts-Ordination vor wenigen Tagen ein Video-Dolmetsch-System in Betrieb. Damit können Häftlinge über Dolmetscher im Internet ihre Probleme dem Anstaltsarzt schildern.

Dolmetsch Justizanstalt Klagenfurt

ORF

Anstaltzarzt untersucht Häftling

Fehlzuweisungen vermeiden

Für den Allgemeinmediziner und Anstaltsarzt, Manuel Treven, ist das eine enorme Erleichterung. Sprachliche Barrieren seien einer der Hauptgründe dafür, dass Insassen von der Justizanstalt ans Klinikum Klagenfurt zur weiteren Abklärung fehlzugewiesen werden." Neben dem medizinischen sei dies auch ein sicherheitstechnischer Aspekt.