ÖGB: Österreich bei Gleichberechtigung säumig

Der ÖGB hat am Montag kritisiert, dass sich die Situation der Frauen in Punkto Gleichberechtigung auch in Österreich verschlechtert habe. Als Grundlage dient eine Umfrage aus 144 Ländern, Österreich rutschte in zwei Kategorien nach hinten ab.

Frauen seien schwächer, kleiner und weniger intelligent als Männer, deshalb müssen sie auch weniger verdienen, sagte der für seine extremen Ansichten bekannte polnische EU-Parlamentarier Janusz Korwin-Mikke in der Vorwoche. Dies zeige vor allem eines: Für Gleichberechtigung müsse sich in den Köpfen noch viel tun.

Ein wichtiges Mittel dagegen sei Bildung, sagte ÖGB-Frauenvorsitzende Waltraud Rohrer am Montag. Vielleicht schaffe man es mit gesellschaftlicher und kultureller Bildung, das in Österreich hintanzustellen, ausschließen könne man es nirgends. Denn es gebe weltweit kaum ein Land, aus dem es in der letzten Zeit keine sexistischen Meldungen gegeben habe. Zeitweise habe es ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, so Rohrer.

Österreich in Statistik abgerutscht

Auch in Österreich gebe es, 20 Jahre nach dem Frauenvolksbegehren, noch viel Luft nach oben: Bei der Lohngerechtigkeit belege Österreich unter 144 Ländern nur noch Platz 100, auch bei der Gleichstellung sei man weiter abgerutscht: Von Platz 37 auf Platz 52. Dementsprechend lang ist die Liste an Forderungen, die der ÖGB und die ÖGB-Frauen präsentierten. Dazu gehören ein verpflichtendes, zweites Kindergartenjahr oder verpflichtende Pensionsbeträge auch bei Teilzeitarbeit.

ÖGB Landesvorsitzender Hermann Lippitsch sagte dazu, für ihn sei Arbeit Arbeit, für die man Pensionsbeiträge zahlen und auch eine Pension bekommen sollte. Eine der wichtigsten Forderungen betrifft aber den kollektivertraglichen Mindestlohn. 1.500 Euro könnten nur ein erster Schritt sein, sagte Rohrer: „Wenn ich mit 1.700 Euro brutto rechne und den Nettoverdienst anschaue, bin ich genau über der Armutsgrenze.“

Kinderbetreuung für flexible Arbeitszeit

Mit einem Mindestlohn geholfen wäre vor allem Frauen, die überwiegend im Handel und im Dienstleistungssektor tätig sind. Zur Flexibilisierung der Arbeitszeit mit zwölf Stundentagen kommt vom ÖGB ein vorsichtiges Ja: Wenn es ausreichend Kinderbetreuungsplätze mit 14 Stunden Öffnungszeit gebe. Sonst würden Frauen aus dem Erwerbsleben gedrängt.

Rechtsverbindlichkeit und damit einen Anspruch sollte es auch beim Papamonat geben. Die Anrechnung des Partnereinkommens bei Notstandshilfe müsse dagegen endlich abgeschafft werden, so der ÖGB: Frauen und auch Männer bekommen, obwohl sie berufstätig waren, kein Notstandsgeld vom Staat, wenn der Partner zu viel verdient.

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