Bürsten aus dem Lavanttal in Asien geschätzt

Karl Lientscher aus St. Stefan im Lavanttal stellt seit mehr als 30 Jahren Sonderanfertigungen von Bürsten und diversen Besen her, möglichst aus Naturmaterialien. Trotz großer Konkurrenz auf den Weltmärkten verkauft er seine Waren bis nach Singapur.

Es war ein Glücksfall, dass sich Karl Lientscher, ein gebürtiger Liesertaler, die Kunst des Besen- und Bürstenmachens bereits in jungen Jahren aneignen konnte: „1970 kam ich zufällig in einer deutschen Bürstenfabrik vorbei. Ich blieb 15 Jahre lang.“

Bürstenmacher Besenmacher Karl Lientscher

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1985 übersiedelte er - trotz extremer bürokratischen Hürden - nach St. Stefan ins Lavanttal. Der begann er klein mit Spezialbürsten: „Angefangen hat alles mit Bürsten für die Zahntechnik und Ziegenhaarbürsten, die für die Pflege der dritten Zähne gebraucht werden, aber auch Strickmaschinenbürsten. Am Anfang wurde alles aus Naturhaar gemacht, zum Beispiel Schweinsborsten oder Rosshaar.“

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Antistatische Bürsten für Computer

Seine Kenntnisse als gelernter Schlosser und Mechaniker kommen ihm zu Gute, so Lientscher: „Meine Spezialmaschinen habe ich alle selbst gebaut. Bei den gepressten Bürsten muss man die Werkzeuge dazu alle selbst machen. 1995 ging es mit den Anti-Statik-Bürsten los, die immer gefragter wurden. Wir konnten uns stark am Markt positionieren. Für diese Bürsten wird Karbonfaser oder Edelstahlgarn verwendet.“

Im Laufe der Jahre entwickelte er ein Stück nach dem anderen weiter, sodass er bald mehrere, verschiedenartige Exemplare zur Auswahl anbieten konnte - von kleineren Pfannenreibern aus Reißwurzeln, über Straßenbesen aus Bassine, das sind Palmfasern aus Ostindien, bis hin zu Werkzeugbürsten aus Draht und diversen, selten zu findenden Materialien.

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Nische durch Sonderanfertigungen

Bald florierte der Lavanttaler Betrieb: Bis zu zehn Mitarbeiterinnen gingen ihm zur Hand und auch die Industrie orderte vermehrt Spezialbürsten in Millimeterarbeit oder mit speziellen Zusatzstoffen, die in die Bürstenbüschel mitverarbeitet werden mussten. Als Beispiel nennt Lientscher Nylonmaterial mit speziellen Schleifmitteln in allen Stärken und Körnungen oder Drahtbürsten für die Autoindustrie. Es wurde auch Mähnen- und Schweifhaar von Pferden verarbeitet.

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Solche Naturprodukte stehen heute in unseren Breiten kaum mehr zur Verfügung und müssen aus Übersee importiert werden, oft zum doppelten Preis als vor zehn Jahren. „Wenn ich heutzutage zum Beispiel Rosshaar benötige, muss ich 500 oder 1.000 Kilogramm bestellen, damit es vom Preis her interessant wird.“

Ehefrau und Tochter gehen Lientscher zur Hand, er hat auch eine Mitarbeiterin. Kunden schätzen die große Erfahrung des Bürstenmeisters und vor allem seine Flexibilität, wenn es gilt, Sonderwünschen gerecht zu werden. Immer noch exportiert er seine Produkte bis nach Asien, vor allem nach Singapur: „Es ist zwar unlogisch, aber es ist so.“

Dringend Nachfolger gesucht

In Deutschland gibt es derzeit noch eine Bürsten- und Pinselmacherlehre, in Österreich nicht mehr. „Ich bin glaube ich der Einzige in Kärnten, der so etwas macht.“ Wenn sich jemand finden lässt, der dieses Handwerk gerne erlernen würde, wäre Lientscher bereit dazu, seine Kenntnisse weiterzugeben. „Es ist mir wichtig, dass es weiter geht.“