Lieserschlucht: Poröse Ertlwand wird saniert

Seit 2012 kommt es in der Lieserschlucht häufig zu Steinschlägen. Ab Herbst soll die Straße ohne die alljährlichen Sperren passierbar sein. Dann wird auch die lange Zeit von Geologen als unkritisch eingestufte Ertlwand saniert.

Die Sanierung der Lieserschlucht ist eine Art „unendliche Geschichte“ - zumindest bis jetzt. Die Verbindung von Spittal an der Drau zum Millstätter See musste bisher jedes Jahr wegen Steinschlägen und den darauf folgenden Sicherungsarbeiten gesperrt werden. In den vergangenen vier Jahren investierte das Land 2,3 Millionen Euro in das Straßenstück. Auch heuer steht mit der Sanierung der Ertlwand wieder eine Millionenbaustelle an. Dann soll die Straße durch die Schlucht wieder besser befahrbar sein.

Lieserschlucht

ORF/Bernd Radler

Übersteile Hänge mit tiefen Klüften

Überall dort, wo in Kärnten Steinschlaggefahr besteht, führt die Straßenmeisterei Kontrollen durch. Lockergestein und Bewuchs wird entfernt, um das Erdmaterial nicht über Gebühr zu belasten. Oft führen Spezialfirmen diese Aufträge durch, weil sich die Einsätze in extremen Gelände befinden. Die Arbeiter müssen neben ihren handwerklichen Fähigkeiten auch im Klettern geübt sein.

Für den Bereich von der Lieserschlucht bis zum Katschberg wurde 2010 eine Risikoanalyse durchgeführt. Die Schlucht ist deshalb in geologischer Hinsicht problematisch, weil es übersteile Hänge gibt und das Gestein durch die tektonische Beanspruchung tiefgründig zerlegt ist, so der Leiter der Straßenbauabteilung, Volker Bidmon: „Die Lieser hat sich über Jahrtausende in das Gelände geschnitten, wir haben übersteile Hänge und durch das vorhandene Gestein Gneis und Schiefer, die an der Oberfläche sehr stark verwittern, kommt es immer wieder zu Steinschlägen.“

Lieserschlucht

ORF/Bernd Radler

Nachdem seit 2012 gehäuft Steinschlagereignisse auftreten, wurden massive Steinschlagschutznetze angebracht und die Wände mit Spritzbeton und Ankerbalken gesichert.

In den vergangenen Wochen wurden Anker bis zu zwölf Meter in die poröse Steinwand geschlagen, sie halten das Gestein zusammen. Es gibt kaum mehr eine Wand oberhalb der Katschbergbundesstraße, die nicht verbaut wurde. Arbeiter haben allein in den letzten Wochen etwa 1.200 Quadratmeter Metallnetze angebracht, um die Sicherheit für den darunter liegenden Straßenverkehr zu gewährleisten.

Ertlwand lange Zeit als unkritisch eingestuft

Die mächtige Ertlwand wurde lange Jahre als unkritisch eingestuft. Bei einer exakten Durchsteigung erwies sich eine mittelfristigen Sicherung nun doch als notwendig, diese soll noch heuer erfolgen. Kostenpunkt: Etwa eine Million Euro. Dann soll aber auch diese Gefahrenstelle Geschichte sein. Straßenbaureferent Gerhard Köfer (Team Kärnten) sagte: „Wir müssen das tun. Es fällt unter den BEreich ‚Katastrophe‘ und belastet natürlich das Budget. Anderswo müssen wir einsparen, aber es lässt sich nicht verhindern.“

Oftmals diskutierte Alternativen zur Absicherung der Ertlwand sind kein Thema mehr. Lange wurde nämlich über eine Sprengung der Wand, oder auch über Tunnel oder Galerien diskutiert. Doch die Sicherung mit Anker und Netzen ist laut Geologen die beste Variante, so Köfer. „Einen Tunnel oder eine Galerie können wir uns nicht leisten, das lässt sich in dieser Form nicht darstellen, zumal wir ein Jahr Bauzeit hätten. Ich glaube, eine derartig lange Sperre wäre für niemanden zumutbar.“

Bauarbeiten beginnen im Herbst

Die neuerlichen Bauarbeiten in der Lieserschlucht sollen nach der Sommersaison im Herbst in Angriff genommen werden. Volker Bidmon rechnet mit einer Totalsperre von vier bis fünf Wochen. Dann wird der Verkehr einmal mehr über die Ausweichstrecke am Fratress rollen. Durch den Ausbau dieser Straße gebe es kaum mehr Beschwerden der Anrainer, zeigt sich Straßenbaureferent Köfer erfreut.

Eine 100-prozentige Sicherheit in der Lieserschlucht gibt es aber auch nach der Verbauung der Ertlwand nicht, wie der Straßenbaureferent und der Leiter der Straßenbauabteilung eingestehen.