Grippewelle zwingt Kärntner ins Bett

Die Grippewelle zwingt momentan 1.000 Kärntner ins Bett, die Zahl der Krankenstände hat laut der Gebietskrankenkasse weiter zugenommen. Kritik an „unkoordinierten Urlauben“ der Hausärzte kommt nun auch aus dem Klinikum.

Trockener Husten, Kopf- und Gliederschmerzen und hohes Fieber, Atembeschwerden und Schleimbildung: Tausende Kärntner leiden seit der Vorweihnachtszeit an diesen und ähnlichen Symptomen. Doch viele Hausärzte haben noch bis 8. Jänner Urlaub. Deshalb suchen viele Erkrankte die Krankenhausambulanzen auf. Aus diesem Grund hat es am Mittwoch in der Landesregierung eine Besprechung gegeben um künftig Ärztenotdienste und Bereitschaftsdienste besser zu koordinieren.

Mehr Grippepatienten in der Notaufnahme

Etwa 200 Patienten strömen derzeit täglich in die Notfallaufnahme im Klinikum Klagenfurt - 60 Patienten mehr, als an durchschnittlichen Tagen. Für Grippe und Schnupfen wären eigentlich die niedergelassenen Hausärzte zuständig, sagte der medizinische Direktor, Ferdinand Rudolf Waldenberger: "Ich finde es ist eine unverantwortliche Situation, dass man sich unkoordiniert in den Urlaub begibt und die Grippewelle auf uns, das Klinikum Klagenfurt, hereinprallen lässt. Wir sind zwar darauf vorbereitet, aber das Klinikum und die Patienten leiden darunter, die teilweise warten müssen.“

Gesundheitsreferentin: „Kann so nicht funktionieren“

Für Gesundheits-Referentin Beate Prettner eine untragbare Situation, die sie zuletzt vor allem der Ärztekammer anlastete - mehr dazu in Ärztebereitschaft: Neuorganisation angedacht. Die Gesundheitsreferentin lud am Mittwoch leitende Beamte und Vertreter der Gebietskrankenkasse zum Gespräch. Prettner: „So kann es nicht funktionieren. Deshalb war es mir wichtig, für die Zukunft sicherzustellen, dass Patienten wissen, wann sie wen erreichen.“

Insgesamt waren zuletzt mehr als 5.000 Personen bei der Gebietskrankenkasse krank gemeldet. 844 davon wegen Grippe und grippeähnlicher Symptome, so die GKK. In der Vorwoche waren es rund 600, davor 544. Der Anstieg ist also ablesbar. Zum Jahreswechsel vor einem Jahr gab es nur rund 200 grippale Infekte. Nicht alle seien Anzeichen einer echten Grippe, aber auch die gebe es, bestätigte der Chefarzt der Gebietskrankenkasse, Kurt Possnig: „Wir haben jetzt zweifellos mehr Infekte. Es sind auch nachgewiesene Grippeviren dabei. Wir gehen davon aus, dass die Grippewelle auch Kärnten erreicht hat - allerdings etwas früher als erwartet.“

GKK will Ärzte an vertragliche Verpflichtung erinnern

Bezüglich einer besseren Urlaubskoordination sagte Gebietskrankenkassen-Direktor Johann Lintner: "Wir werden unsere Vertragspartner daran erinnern, dass sie eine vertragliche Verpflichtung haben, für eine ordentliche Vertretung zu sorgen. Wir wollen hinkünftig wissen, wer welchen Arzt vertritt, damit wir das der Kärntner Bevölkerung zur Verfügung stellen können.“

Die Ärztekammer verweist darauf, dass es auf ihrer Internetseite bereits eine Liste aller diensthabenden Bereitschaftsärzte an Wochenenden und Feiertagen gebe. Unter der Woche würde der Ärzte-Notruf 141 beim Roten Kreuz Auskunft geben. Grundsätzlich sei man aber bereit, über eine Neuregelung der Ärzte-Bereitschaft zu reden - eine Nacht-Bereitschaft schließt Ärztekammerpräsident Josef Huber bereits im Vorfeld aus.

Nach zwei Tagen Arztbesuch ratsam

Grundsätzlich sollte zunächst versucht werden, mit Hausmitteln eine Linderung der Beschwerden herbeizuführen, sagt Possnig. Allerdings sei es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, sollten die Symptome - wie etwa hohes Fieber, Kopfschmerzen und trockener Husten - nicht nach zwei, drei Tagen vergehen.

Neben den Ärzten sind momentan auch Apotheker sehr gefragt, wobei bei der Einnahme einiger Grippemittel vorsicht geboten sei, sagt Allgemeinmediziner Johann Ernst Butta. Dazu zählen Medikamente, wo bestimmte Vitamine und Paracetamol als Hauptbestandteil enthalten sind. „Man sollte wissen, dass man mit Paracetamol ein Medikament konsumiert, das auch unter Umständen für manche Patienten nicht so geeignet ist.“

Auch wenn landläufig viele Menschen auf Tee mit Schnaps als probates Grippemittel schwören sollte die gleichzeitige Einnahme von paracetamolhältigen Medikamenten und Alkohol unbedingt vermieden werden. Diese Kombination könne der Leber schaden, sagt Butta.

Links: