Messerattacke: 28-Jährige wird eingewiesen

Am Landesgericht Klagenfurt ist am Montag die Einweisung einer 28-Jährigen in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verfügt worden. Sie soll im März eine Pensionistin mit einem Messer attackiert haben.

Die 28-Jährige sagte vor den Geschworenen und Richter Gerhard Pöllinger aus, sie sei 17-mal nach massiven Selbstverletzungen in der geschlossenen Psychiatrie gewesen. Auch bis kurz vor der Tat sei sie in psychiatrischer Behandlung gewesen. Sie bereue, dass sie ihr 66-jähriges Opfer verletzt habe und würde die Tat gern ungeschehen machen. Sie wolle selbst in eine Anstalt.

Prozess Messerattacke City Arkaden Pensionistin Drogensüchtige

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Fünf Persönlichkeiten in einem Menschen

Damit schloss sich die Frau auch selbst den Empfehlungen der Gerichtspsychiater und der Staatsanwaltschaft an. Auch ihr Verteidiger wies darauf hin, dass die Therapie der letzten Monate schon erste Erfolge zeige. Es sei ein Wunder, dass es so lange gedauert habe, bis die schwer kranke junge Frau eine Tat gesetzt habe, sagte Gutachterin Anita Reiger vor Gericht.

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Die Hochrisikopatientin vereine fünf Persönlichkeiten in sich, von denen sie sich immer wieder besessen fühle - eine davon sei gewalttätig. Psychiater Manfred Walzl erklärte den Geschworenen, dass die Frau auch eine andere Handschrift annehme, sobald eine der anderen Persönlichkeiten dominant werde. Sie merke diesen Vorgang zwar, könne aber nichts dagegen tun. Sie sei von einem Moment auf den anderen nicht mehr sie selbst. Sie sei massiv selbst- und fremdgefährdend, weitere Straftaten seien zu befürchten.

Cityarkaden Messerattacke

Thomas Holzer

Hier griff die Täterin die Pensionistin an

Psychiater Walzl sagte, für ihn gebe es keine Alternative zu einer Unterbringung in einer Anstalt. Auslöser für die Erkrankung und die multiple Persönlichkeitsstörung sei mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kindheitstrauma durch sexuellen Missbrauch. „Ich wollte nicht immer Opfer sein, ich wollte einmal Täter sein“, sagte die Frau vor den Geschworenen. Damals habe sie wie in einem Rausch aggressiv gehandelt.

„Gedanken, jemanden zu töten“

Auslöser sei der Diebstahl ihres Handys gewesen. Sie habe schon lange diese Gedanken gehabt, jemanden töten zu wollen. Durch ihre Drogensucht hätten sich diese Gedanken im letzten Jahr massiv verstärkt. Jetzt, da sie durch die Therapie wieder klar denken könne, habe sie diese Gedanken nicht mehr. Auf die Frage eines Geschworenen, warum nicht schon früher, nach den Selbstmordversuchen, reagiert worden war, erklärte Psychiater Walzl, vor jeder Entlassung aus der geschlossenen Abteilung trete eine Gerichtskommission zusammen, die aus Patientenanwalt und Sachverständigen bestehe. Hier könne man niemandem Leichtfertigkeit unterstellen. Und ein Seelenröntgen gebe es nicht, stellte der Psychiater fest.

Zufallsopfer ausgewählt

Opfer und Angeklagte kannten einander nicht. Laut Anklage, vertreten von Staatsanwalt Marcus Pacher, war es ein Zufall, dass sich die 28 Jahre alte Angeklagte beim Ausgang zur Garage des Einkaufszentrums City Arkaden auf eine 66-jährige Penionistin stürzte. Die Pensionistin hatte gerade einen Zebrastreifen überquert, als sie von der jüngeren Frau aus dem Nichts heraus mit einem Klappmesser bedroht wurde.

Passant hielt Täterin fest

Die Pensionistin versuchte noch, die Messerstiche abzuwehren, dabei erlitt sie neben Verletzungen im Gesicht auch Wunden an den Händen. Gerade als die mutmaßliche Täterin dem Opfer die Handtasche entreißen wollte, ging ein Passant dazwischen und hielt die Täterin bis zum Eintreffen der Polizei auf dem Boden fest.