Abenteuer Antarktis: Drei Wochen im ewigen Eis

Auf Skiern bei minus 50 Grad zum Südpol: Als einziger Österreicher nimmt der Klagenfurter Alexander Tauchhammer ab 3. Dezember an einer Expedition zum Südpol teil. Seit einem Jahr trainiert der Kärntner für die dreiwöchige Reise.

Zehn internationale Teilnehmer nehmen an der Südpol-Expedition teil. Auf Skiern, mit Rucksack und einem Lastschlitten werden sie auf 3.000 Metern Höhe über Eis und Schnee zum Südpol wandern. Bei Temperaturen von bis zu minus 50 Grad und Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 km/h. Dazu haben die Teilnehmer schwere Lasten zu tragen: 50 Kilo wiegt jeder der Schlitten, noch einmal 25 Kilo der Rucksack.

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A. Tauchhammer

Antarktis Base Camp am Union Glacier. Bereits 2013 bestritt Tauchhammer dort einen Marathon

„Das ist schon eine große Herausforderung“

Seit einem Jahr trainiert der 42-jährige Hobby-Extremsportler und Marathonläufer Alexander Tauchhammer für die wohl extremste Reise seines Lebens. Genauso wichtig wie das körperliche Training sei die mentale Vorbereitung: „Bei minus 50 Grad Wochen auf Skiern, das ist schon eine große Herausforderung.“ Bei dieser Expedition sei alles extrem, die Landschaft und das Wetter sowieso. „Wenn man in der Antarktis heißen Tee in die Luft wirft, kommt Eis zurück.“

Drei bis vier Wochen wird die Expedition dauern, je nach Wetter. „Wenn die Schneestürme kommen, sieht man die Hand vor den Augen nicht mehr, dann muss man im Zelt abwarten.“ Beim Antarctic Ice Marathon, an dem Tauchhammer 2013 teilnahm, mussten die Teilnehmer wegen der Schneestürme zehn Tage in den Zelten verbringen.

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A. Tauchhammer

Tauchhammer 2013 im Antarktis Base Camp

Der Extremsportler rechnet bei seiner Reise zum Südpol auch mit einem extremen Gewichtsverlust. „Zehn bis 15 Kilo Gewichtsabnahme muss man wegen der Höhe und Kältebelastung schon einrechnen.“ Deswegen riet ihm sein Arzt, vor der Abenteuerreise noch zehn Kilo zuzunehmen, „eine Aufgabe, die mir gut gefällt.“ Am Südpol gibt es dann für Wochen nur Astronautenkost.

Tagelanges Warten auf Rettung

Erfahrung mit Wetterextremen machte der Marathonläufer bereits auf allen Kontinenten und am Nordpol. Trotzdem, die Expedition zum Südpol berge ganz besondere Risiken, sagt er. „Wenn etwas passiert, wie Erfrierungen oder ein Herzinfarkt, kann es Stunden dauern, bis ein Rettungsflieger kommt. Und dann dauert der Flug selbst noch Stunden. Im schlimmsten Fall kann es zehn Tage dauern, bis Hilfe eintrifft.“

Die ersten Menschen, die den geographischen Südpol erreichten, waren übrigens der Norweger Roald Amundsen und seine Expeditionsgruppe. Sie erreichten den Südpol am 14. Dezember 1911. Erst 1956 waren die nächsten Menschen mit einem Militärflugzeug am Südpol, bis 1957 wurde dort eine Forschungsstation errichtet.

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National Science Foundation

Amundsen-Scott-Südpolstation, das Ziel der Reise

Mit Schlitten und Skiern durch die Arktis

Von Klagenfurt aus fliegt Tauchhammer am 3. Dezember nach Punta Arenas an der Spitze Südamerikas. Von dort geht es mit einer russischen Militärmaschine in das Basecamp der Antarktis, wo die Teilnehmer einige Tage mit Vorbereitungen verbringen. Mit einem kleinen Flieger geht es dann weiter. Und dann? „Dann werden wir in der Mitte der Antarktis mit Schlitten und Skiern aus dem Flieger geschmießen.“

Nach dem „Rausschmiss“ gilt es, in wochenlanger Qual den Südpol zu finden. Dazu benutzen die Extremsportler GPS. Ein Kompass reicht nicht, meint der Klagenfurter: „Je näher man dem magnetischen Südpol kommt, desto schwieriger wird das mit dem Kompass.“ Neun bis zehn Stunden am Tag werden die Expeditionsteilnehmer auf Skiern verbringen und versuchen, sich ihrem Ziel zu nähern.

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A. Tauchhammer

In den Ruhezeiten werden in Eis und Schnee Zelte aufgebaut. Schlaf zu finden, sei derzeit am Südpol gar nicht so einfach, so Tauchhammer: „Derzeit gibt es dort 24 Stunden Sonne. Geschlafen wird nur mit Augenmaske, der Biorhythmus gerät völlig außer Rand und Band“.

Ein Sackerl für’s Gackerl

Weil die Antarktis das größte Umweltschutzgebiet der Welt ist, gestaltet sich die Körperpflege sehr schwierig. „Man darf nichts reinbringen und muss alles wieder mitnehmen“, so Tauchhammer. Das gilt auch für die „menschlichen Bedürfnisse“, selbst Kot und Urin müssen die Teilnehmer in speziellen Behältnissen wieder mitnehmen.

Nur mit der richtigen Bekleidung kann man das Antarktis-Abenteuer überstehen. „Sie hat ganz kleine Membrane, die Feuchtigkeit nach außen leiten, aber nichts nach innen“, erklärt Tauchhammer. Verschiedene Handschuhe sollen vor Erfrierungen schützen, „wir haben Handschuhe für die Skitouren, den Zeltaufbau und die Ruhepausen.“ Denn Erfrierungen bekomme man sehr schnell, „und dann muss man die Expedition abbrechen.“

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A. Tauchhammer

Auf der Suche nach Grenzerfahrungen

Das Abenteuer findet mit Hilfe eines amerikanischen Expeditionsunternehmens statt. Und dieses sichere sich sehr genau gegen alle Eventualitäten ab, sagt Tauchhammer: „Wir mussten zahlreiche Verträge unterschreiben. Schon der erste Satz weist darauf hin, dass man bei dieser Expedition sterben kann.“

Auf die Frage, warum er das macht, meint Tauchhammer: „Das hat wohl mit Grenzerfahrungen zu tun. Ich wollte schon als Kind all die spannenden Orte der Welt sehen.“ Billig sei die Expedition jedenfalls nicht: „Um das Geld könnte man ein schönes Carport bauen. Egal, mein Auto steht halt weiter im Regen. Aber eine solche Expedition macht man nur einmal im Leben.“ Die Adventzeit verbringt Tauchhammer im ewigen Eis, bis Weihnachten hofft er, wieder zuhause zu sein.