Kärnten seit Jahren ohne Umweltmediziner

Trotz HCB, HCBD und Glyphosat - seit zwei Jahren hat Kärnten keinen Umweltmediziner mehr. Die Stelle wurde zwar ausgeschrieben, es gab aber keine Bewerber. Nun soll das Gehalt erhöht werden, um Interessenten anzulocken.

Die weit überhöhten Werte von krebserregendem Glyphosat im Boden sorgten am Montag für Aufsehen - mehr dazu in Hohe Glyphosatwerte in Waldfrüchten (kaernten.ORF.at; 21.11.2016). Die Fachmeinung eines Umweltmediziner würde bei solchen und anderen Vorfällen ohne Zweifel dringend gebraucht. Kärnten hat im Gegensatz zu anderen Bundesländern aber seit zwei Jahren keinen. Das Land schrieb den Posten zwar zweimal aus, doch es meldete sich niemand, weil offensichtlich zu wenig Geld geboten wurde. Das soll sich jetzt ändern.

KABEG-Ärzte verdienen bis zu 40 Prozent mehr

In den zuständigen Abteilungen läuteten schon längst die Alarmglocken. Es sei zwar verwunderlich gewesen, dass sich niemand gemeldet habe – dies könne aber mit dem Gehaltsschema erklärt werden. Weshalb der Job im Landesdienst nun mittels Sondervertrag deutlich aufgewertet werde, so der Chef der Abteilung 5 für Gesundheit und Pflege, Günther Wurzer: „Mediziner verdienen in den Krankenanstalten aktuell sicher um 30 bis 40 Prozent mehr als im Landesdienst, wenn sie neu beginnen.“ Dies werde nun mit einem Sondervertrag abgefedert. Für die Zukunft sei die Personalabteilung bereits dabei, ein Gehaltsschema zu erarbeiten, dass das Problem auf lange Sicht lösen solle.

Neben Medizin auch rechtliche Grundkenntnisse nötig

Der Umweltmediziner des Landes ist jener Fachexperte, der mit seiner Expertise den Stein ins Rollen bringen und Maßnahmen im Ernstfall erlassen kann. Und: Er müsse anders als „normale Ärzte“ neben der Medizin auch rechtliche Grundkenntnisse und gute Kommunikationsfähigkeiten mitbringen, so Wurzer: „Es geht um rechtliche und medizinisch-hygienische Grundlagen wie beispielsweise Umwelttoxiologie, Bäderhygiene, Trinkwasser, Lebensmittel, Altlasten, Luft, Abfall, und Radioaktivität – es ist also ein sehr breites Aufgabenspektrum und spannendes Betätigungsfeld.“

Land zahlt sechsmonatige Zusatzausbildung

Die Anforderungen an den Kärntner Umweltmediziner „in spe“ lauten: Er muss Humanmedizin studiert und das „Jus practicandi“ erworben haben. Eine zusätzliche, sechsmonatige Ausbildung würde vom Land bezahlt werden, so der Abteilungsleiter. In den vergangenen beiden Jahren, als der Posten unbesetzt war, habe das Land Expertisen von Experten der Meduni-Wien zukaufen müssen.

Auch Klagenfurts Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) war einst Umweltmedizinerin des Landes. Wer als Arzt Interesse und die geforderten Kenntnisse hat, kann sich noch bis Mitte Dezember bewerben.

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