Umfrage: Klagenfurt quo vadis?

Wohin soll sich Klagenfurt in den nächsten Jahren entwickeln? Das wollte die Politik mit einer Bürgerbefragung herausfinden. Kritik gab es dabei vor allem an desolaten Straßen, der Politik und dem Jobangebot.

Rund 8.000 Bürger der Landeshauptstadt haben an der Befragung teilgenommen, die nun zu einem Leitbild für die Politik zusammengefasst wurde. Das entspricht einer Rücklaufquote von rund 13 Prozent, für eine Massenaussendung eine gute Quote, hieß es am Freitag. Das eindeutigste Ergebnis: 87 Prozent der Befragten wohnen sehr gern oder gern in ihrer Stadt.

Bürgerbefragung Klagenfurt Ergebnis Leitbild

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Die Klagenfurter lieben „ihren“ See

Positiv sehen die Klagenfurter die intakte Umwelt, Lage, kompakte Größe der Stadt, das Stadtbild und natürlich den Wörthersee. Die Lebensqualität beurteilen 75,5 Prozent als gut und sehr gut. Eine „coole“ Stadt für Jugendliche und eine Stadt für Künstler, das ist Klagenfurt laut der Befragung nicht.

Klagenfurter wollen Sparkurs ohne Tabus

Es gab aber auch zahlreiche Kritikpunkte. Die desolaten Straßen, Radwege, öffentlicher Verkehr, Sicherheit, das Aussterben der Innenstadt und die Stadtpolitik erhielten schlechte Noten. Am unbeliebtesten bei den Klagenfurtern sind die desolaten Straßen. Gleich danach kommt die Berufsgruppe der Politiker. 71 Prozent fordern die Vermeidung von neuen Schulden, fast gleiche viele Klagenfurter sind der Meinung, dass es beim Sparen zur Sanierung der Stadtfinanzen keine Tabus geben darf.

Bürgerbefragung Klagenfurt Ergebnis Leitbild

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Die „Rumpelpisten“ - großes Ärgernis der Klagenfurter

Unzufriedenheit mit Jobangebot

Etwa drei Viertel (74 Prozent) wünschen sich auch einen Ausbau der Radwege. Auch der Öffentliche Verkehr kommt nicht gut weg. Sorgen bereitet den Klagenfurtern auch die wirtschaftliche Zukunft der Stadt. Zwei Drittel (68 Prozent) finden, dass die Stadt kein attraktives Arbeitsplatzangebot bietet, 63 Prozent meinen, dass Klagenfurt kein attraktiver Wirtschaftsstandort ist.

Sehr deutlich fiel auch die Ablehnung von Finanzspritzen für Großevents aus. Mehr als die Hälfte (56 %) will keine Förderung von Unterhaltungsveranstaltungen, ebenso fast jeder Zweite (41 %) will keine Subventionen von Sportveranstaltungen. Ganz will Bürgeremeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) diese Förderungen nicht ausschließen, die Botschaft sei aber klar: „Die Bevölkerung will eine Beruhigung der Wörthersee-Ostbucht, für diese werde ich mich einsetzen.“

80.000 Euro Kosten

Die Befragung kostete 80.000 Euro, das Ergebnis wurde in einem Leitbild zusammengefasst, das der Klagenfurter Stadtsenat am Freitag einstimmig beschloss. Das Ergebnis der Befragung gilt als repräsentativ, der Frauen- und Männeranteil hält sich die Waage. Auch seien alle Bildungsschichten vertreten, hieß es. Präsentiert wurden das Leitbild am Freitag von Agentur-Betreiber Martin Strutz im Stadtsenat. Klagenfurt will künftig als „smarte Stadt der Begegnung“ auftreten - umweltbewusst und weltoffen.

Nun gilt es, 100 Punkte umzusetzen

Mehr als hundert Punkte des Papiers warten jetzt auf die Umsetzung. Vor allem sei das Leitbild für die Politik für alle künftigen Entscheidungen Richtlinie, sagte die Bürgeremeisterin. Was die wirtschaftliche Zukunft der Landeshauptstadt anbelangt, seien Betriebsansiedelungen künftig ein Schwerpunkt, sagte ÖVP-Stadtrat Otto Umlauft. Auf die Kritik am öffentlichen Verkehr will man mit einer Änderung der Fahrtpläne reagieren. Ein dichterer Taktverkehr und die die Umgestaltung des Liniennetzes seien dazu nötig, meinte Stadtrat Frank Frey (Grüne).

Bürgerbefragung Klagenfurt Ergebnis Leitbild

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„Politik muss mehr arbeiten“

Und warum schnitt die Klagenfurter Politik in der Bewertung schlecht ab? Vizebürgermeister Christian Scheider (FPÖ) versuchte sich am Freitag in einer Erklärung: „Konflikte wurden in den letzten Jahren stark öffentlich ausgetragen. Die Bürger wollen aber, dass die Politik arbeitet.“

Klagenfurt hat nun einen etwa hundert Seiten starken Fahrplan für die Zukunft, nun liegt es an der Politik, diesen umzusetzen. Und was denken die Klagenfurter darüber? 90 Prozent sind laut Umfrage der Meinung, dass sie mit entscheiden sollten, aber nur 43 Prozent glauben, dass sie wirklich etwas bewegen können.

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