Gedenken an NS-Opfer in Klagenfurt

Am Nationalfeiertag ruft das Kommitee „Memorial Kärnten Koroska“ stets zu einer Gedenkveranstaltung am Friedhof in Klagenfurt-Annabichl, um der Opfer der Nazis zu gedenken. Festredner war der Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek.

Beim Mahnmal der von den Nazis ermordeten Menschen, wird derer gedacht, die Widerstand leisteten, die in Zwangsarbeit umkamen, die als lebensunwert getötet wurden. Auf der Gedenkstätte stehen die Namen von Kindern, Kriegsgefangenen und Kämpfern für ein freies Österreich.

Gedenken als „Herzensangelegenheit“

Wären diese nicht gewesen, wäre der Staatsvertrag, den am 26. Oktober gefeiert wird, so wohl nicht möglich gewesen. Nicht nur aus diesem Grund bemüht sich Memorial Kärnten Koroska um das Erinnern, sagt Franc Wakounig von Memorial: „Gott sei Dank gibt es noch einen Tag, an dem man der Opfer gedenkt. Memorial nimmt das sehr ernst, es ist uns eine Herzensangelegenheit, diese Feiern durchzuführen.“

Mehr als 3.000 Opfer sind namentlich erfasst, aber es sind viele mehr, deren Namen die Geschichte vergessen ließ, deren Leben in dem Regime nichts zählte. Vor diesem Hintergrund betonte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) angesichts der politischen Diskussion der letzten Tage: „Dass wir eben nicht in herbei geredete Bürgerkriege oder eine Situation kommen, in denen Initiativen gegen Hasspostings als staatlich verordnete Zensur bezeichnet werden.“

Das Gedenken an die Opfer des Faschismus sei lange Zeit nicht selbstverständlich gewesen, so Kaiser. Nunmehr habe sich das kollektive Gewissen weiterentwickelt und das Gedenken schließe jene mit ein, die ausgelöscht wurden. Dennoch stelle sich ihm auch die Frage nach dem Nutzen von Gedenkkultur. Diese Frage sei letztlich nicht endgültig zu klären.

„Wehret den Anfängen“

Allerdings habe er mehr und mehr das Gefühl, dass das Politische immer mehr lächerlich gemacht werde. Es sei öfters gleichsam zur Mode geworden, Demokratie, Parteiensystem, Pluralismus abzuwerten. Dieses „Nie Wieder“ und „Wehret den Anfängen“, das über den Gräber der Opfer stehe, gelte über die Gräber hinaus, denn es stelle sich gegen Diktaturen, gegen Hetze und Unterdrückung, so Kaiser.

„Hätte ich mich verführen lassen?“

Miguel Herz-Kestranek wurde als Festredner nach Kärnten geladen. Als Sohn emigrierter jüdischer Eltern stellt er sich angesichts des Gedenkens die Frage, was hätte er getan, wäre er dabei gewesen: „Hätte ich mich verführen lassen damals? Hätte ich geglaubt, gehofft, oder hätte ich widerstanden, hätte gar Widerstand geleistet. Und was tue ich heute?“ Auch er hegt Zweifel an der Erziehungskraft von Gedenkstunden zu Humanismus und an der Tauglichkeit von Gedenken. Daher plädiert er dafür, das Gedenken in einen Zusammenhang mit dem eigenen Gewissen zu stellen und Gewissensforschung zu betreiben.

Ausbau der Gedenkstätte geplant

Bundesrätin Ana Blatnik trug Zusammenfassungen der Reden in slowenischer Sprache vor. Architekt Klaus Holler erläuterte die Gedenkstätte mit Granitblock und Granitsitzbank. Sie wird in einer weiteren Bauphase ergänzt, um die Anlage sichtbarer und die Auffindbarkeit von Gräbern in den einzelnen Gräberfeldern des Friedhofs zu erleichtern.

Wie Helge Stromberger sagte, würden am Friedhof mindestens 323 Nazi-Opfer begraben sein. Die Zahl dürfte aber höher liegen, unter den Opfern waren auch viele Kinder und Jugendliche. Die Gräber hätten nach 1945 nicht aufgelassen werden sollen.

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