„Bauer unser“ – Doku abseits der Idylle
Die bäuerliche Wirklichkeit abseits von landwirtschaftlicher Idylle, Wachstumswahn, TTIP - damit beschäftigt sich der Kärntner Filmemacher Robert Schabus, der von einem Bauernhof im Gailtal abstammt, in „Bauer unser“ sehr eingehend. Die Dokumentation zeigt, wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft immer öfter vor der Industrie kapitulieren.
Allegro Film
Die „idealisierte Darstellung in der Werbung, wo es nur glückliche Tiere, kernige Bauern und Bio auf allen Ebenen gibt“, das ärgere ihn schon lange, sagt Schabus. Dieses vorindustrielle Werbebild entspreche natürlich in vielen Fällen nicht der Wirklichkeit. Denn auch die Landwirtschaft sei dem freien Markt unterworfen.
Grasser setzt „we feed the world“ fort
Produzent ist Helmut Grasser, der mit seiner Dokumentation „we feed the world“ schon für Aufsehen sorgte. Er setzt mit seiner Allegro Filmgesellschaft und „Bauer unser“ den kritischen Blick auf die Landwirtschaft fort.
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Zwei Jahre Arbeit stecken in „Bauer unser“, inklusive Recherche, Dreharbeiten und Schnitt. Schabus war mit seinem Team in ganz Österreich, in Brüssel und Straßburg unterwegs, um die ungeschminkte Wahrheit zu erfahren. Zu Wort kommen Politiker, Industrielle und Landwirte.
Zitate aus dem Film:
- „70 Prozent von unserem Einkommen kommt aus öffentlichen Geldern. Und dann sollst du nicht frustriert sein.“
- „In Zukunft kann man nur mehr über die Menge überleben. Der Zwang zu wachsen, erfasst jetzt auch die letzten Bauern.“
- „Die Landwirtschaft ist am Markt angekommen. Das ist da und dort schmerzhaft.“
- „Jeder Bauer ist für den Handel beliebig austauschbar. Es findet sich schnell jemand, der noch billiger produziert.“
- „Seit Jahrzehnten hat sich die Politik dem freien Markt ausgeliefert. Die Preise werden also nicht in Österreich festgelegt.“
- „Österreichische Schinken sind eigentlich Brasilianer, weil das Futter großteils aus Soja aus Brasilien besteht.“
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Auf der Suche nach Alternativen
Aber Robert Schabus zeigt in „Bauer unser“ auch Alternativen. Statt immer mehr zu produzieren, setzen manche Landwirte auf Regionalisierung und Bioproduktion.
ORF
Die Landwirtschaft betreffe immerhin nicht nur die Bauern, sagt Schabus: „Es geht auch um das Dorfleben und um den Tourismus.“ „Bauer unser“ ist eine Bestandsaufnahme eines unbefriedigenden Zustandes, für Bauern ebenso wie für Konsumenten, der aber auch Alternativen aufzeigt. Am Donnerstag ist Vorpremiere im Wulfeniakino in Klagenfurt. Ab 11. November läuft die Dokumentation in Spielfilmlänge in den österreichischen Kinos an.