Bärenrisse: Entschädigung keine „Dauerlösung“

Die Almbauern im Gailtal fordern gesetzlich verankerte Entschädigungszahlungen, nachdem im Sommer Bären mehrere Schafe gerissen haben. Erneut sprechen sich die Bauern auch dafür aus, den Schutzstatus des Bären aufzuheben.

Wie viele Schafe diesen Sommer im Gailtal genau von Bären gerissen wurden, ist nicht bekannt. Denn nicht jedes fehlende Schaf könne einem Bären zugerechnet werden, sagt der Kärntner Bärenanwalt Bernhard Gutleb. Gutleb vermutet, dass sich derzeit drei bis vier Bären im Gailtal entlang der Karawanken aufhalten. Vor dem Winter befinden sie sich jetzt auf Futtersuche, um ihre Fettreserven aufzufüllen. Eine unmittelbare Bedrohung gehe von ihnen nicht aus, betont der Bärenanwalt.

Für jedes gerissene Schaf erhalten Bauern über eine Versicherung der Kärntner Jägerschaft eine Entschädigung. Außerdem gebe es auch einen „Kulanztopf“, so Bärenanwalt Gutleb. Aus diesem erhalten die Bauern eine Entschädigung bei nicht bestätigten Bärenrissen - pro Schaf sind das 220 Euro, pro Lamm 110 Euro. Das sei mehr als die Tiere eigentlich kosten, so Gutleb.

Bär Sichtung Windische Höhe

Leopold Mayerdorfer

Aktuell soll sich Bär „Rudolf“ auf Streifzug im Gailtal befinden. Er oder einer seiner Kollegen muss für die Wildrisse verantwortlich sein, davon sind die Almbauern überzeugt

Bauern fordern Rechtsanspruch auf Entschädigung

Anders sehen das freilich die Almbauern im Gailtal, für sie ist die Entschädigung über die Versicherung der Jägerschaft keine Dauerlösung. Sie fordern eine gesetzlich verankerte Entschädigungszahlung, wenn Schafe vom Bären gerissen werden. „Wenn man den Bären wieder ansiedeln will, dann ist es das Mindeste, dass die Bauern einen Rechtsanspruch auf Entschädigung haben“, sagt Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, der 1.400 Albauern vertritt.

Rechtsanspruch auf Entschädigung soll es demnach künftig aus einem vom Landtag beschlossenen Fonds geben. Versprochen habe man das den Bauern schon vor zwei Jahren in einer „Radio Kärnten Streitkultur“, „bis heute wurde das nicht umgesetzt.“ Geregelt seien die Entschädigungen in jedem Bundesland anders, Kärnten sei aber durch die Bärenzuwanderung aus Slowenien besonders betroffen.

Almbauern gegen Schutzstatus des Bären

Das Verständnis für Großraubtiere und ihren Schutzstatus halte sich bei den Almbauern in Grenzen, sagt deren Obmann Josef Obweger. Gemeinsam mit anderen Almwirtschaftsverbänden im Alpe-Adria-Raum habe man deswegen heuer in Slowenien eine Resolution verabschiedet, um auf EU-Ebene durchzusetzen, dass der Schutzstatus von Bären und Wölfen herabgesetzt werde. Damit könnte der Bär auch in Kärnten gejagt werden - mehr dazu in Bär und Wolf: Kritik am Schutzstatus.

Plänen, in Österreich mehr Wölfe anzusiedeln, erteilt Obweger eine klare Absage. Dann sei eine Almwirtschaft in der jetztigen Form nicht mehr möglich.

Schafe Kühe Ziegen

ORF

Gailtaler Bauern beunruhigt

Auf der Poludnig-Alm hoch über Hermagor dokumentieren heuer einige Fotos Bärenrisse. Für den Obmann der Almgemeinschaft, Vinzenz Pichler, sind es heuer ungewöhnlich viele, obwohl laut offiziellen Zahlen die Bärenrisse heuer unter dem langjährigen Durchnschitt liegen. Pichler spricht von einer Gefahr auch für den Menschen, da Schafe auch in unmittelbarer Nähe zu den Almhütten gerissen worden seien. Eine „Panikmache“ sei das nicht, sagt Pichler: „Bären wurden von Bauern, Jägern und Wanderern auf der Alm und im Tal gesehen.“

„Zäune bringen wenig“

Häufig wird den Bauern geraten, Nutztiere durch Zäune zu schützen. Das sei aber nicht immer möglich, so Vinzenz Pichler. Die Schafe grasen den Gipfel ab, für die wesentlich schwereren Kühe bestünde Absturzgefahr. Einen Schutzzaun in dem großflächigen und steilen Gelände zu errichten, sei deswegen problematisch. Sinnvoll seien Zäune ohnehin wenig, sagt der Obmann der Kärntner Almbauern, Josef Obweger. Auch wenn man eine Alm „unter größten Aufwand“ mit einem Zaun sichere, „dann verschiebt sich das Problem eben auf die nächste Alm.“

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