Elvine de la Tour: Gründerin der Diakonie

Die Diakonie in Kärnten gedenkt dieser Tage der Gräfin Elvine de La Tour, deren 100. Todestag am 7. Oktober stattgefunden hat. Sie war mit ihren sozialen Projekten ihrer Zeit weit voraus, aus ihrem Nachlass wurde die Diakonie mitbegründet.

Der Rektor der Diakonie Kärnten, Hubert Stotter, sagt über die Frau, die das soziale Engagement der Evangelischen Kirche in der Diakonie mitbegründete, ihr Erbe sei vor allem die Inspiration und die Sensibilität für soziale Not. Damals hatte sie in Treffen und im friulanischen Capriva, wo ihre Wurzeln lagen, schon früh soziale Initiativen gesetzt.

Elvine de la tour

Diakonie

Betreuung alter Menschen - bis heute

Soziales Engagement vor 150 Jahren

Elvine de La Tour wurde 1841 als Maria Caroline Elvine Ritter von Zahony in Triest geboren und wuchs in einer wohlhabenden evangelischen Industriellenfamilie im Küstenland auf. Schon früh nahm sie die Armut in ihrer Umgebung wahr, und begann zu helfen, so Hubert Stotter. Zuerst in Friaul, später vor allem auch hier in Kärnten: „Ihre Initiativen wirken heute noch in einem breiten Spektrum nach, mit dem Krankenhaus de La Tour für Menschen mit Suchterkrankungen, bis zur Altenpflege, der Begleitung von Menschen mit Behinderung, der Schaffung eines Zuhauses für Kinder und Jugendliche bis hin zum Bildungsangebot. Das alles gibt es heute und geht zurück auf die Vision von Gräfin de La Tour vor fast 150 Jahren.“

Elvine de la tour

Diakonie

Flüchtlingsmädchen im Vereinshaus

Heirat mit katholischem Grafen

Eine entscheidende Rolle spielte dabei auch ihre persönlicher Lebensweg, der von Friaul nach Kärnten führte. Mit 26 Jahren verliebte sich in den katholischen Grafen de la Tour, der aus der Steiermark kam. Elvines Vater baute den beiden in einem Weingarten in Russiz ein Schloss. Der Graf war zwar verarmt, machte aber ein reiches Erbe und bewies viel Geschick mit den Weinreben. Bis heute gibt es diese Weine, so Stotter. Sie heißen „Graf de la Tour“ und „Gräfin de la Tour“.

Rektor Hubert Stotter, Diakonie

ORF

Rektor Hubert Stotter

Elvine lebte in Reichtum und wollte anderen in Not helfen. Vor allem das Schicksal junger Mädchen ohne Ausbildung und Zukunft rührten das Herz der Gräfin. Sie nahm sie im Schloss auf und bildete sie aus. 1885 kaufte sich der Graf das Schloss Treffen, vor allem, weil er begeisterter Jäger war, so Stotter. So verbrachte das Ehepaar die Sommer in Treffen. Während ihr Mann der Jagd frönte, kaufte seine Frau alte Häuser und begann, alte, arme Menschen und Kinder aufzunehmen. Auch Alkoholkranke wurden betreut, sie setzte in Treffen ihr Werk fort. Eigene Kinder hatte Elvine nie.

Treffen Asyl Haus Bethanien Diakonie

ORF/Petra Haas

Heute betreibt die Diakonie in Treffen ein Asylheim und eines für jugendliche Asylwerber

1.300 Mitarbeiter in der Diakonie

Hundert Jahre nach dem Tod von Elvine de La Tour arbeiten in der Diakonie in Waiern und Treffen über 1.300 Mitarbeiter in den verschiedenen Einrichtungen. Die Gräfin sei nach wie vor allgegenwärtig, so Stotter. Sie gehöre zu Treffen, war eine geschätzte und geachtete Persönlichkeit, bekannt als soziale Wohltäterin. Das wirke bis heute nach. Am Freitagnachmittag wurde in einer Andacht am Grab von Elvine de La Tour beim Schloss Treffen an diese außergewöhnliche Frau erinnert und ein Kranz niedergelegt. Sie starb im Treffen im Alter von 75 Jahren.

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