Wirbel um „wertlosen“ Doktortitel

Ein Kärntner Polizeioffizier hat mit seinem Doktoratsstudium in Nordzypern eine bitte Erfahrung gemacht: Er darf den dort erworbenen Doktortitel nicht in amtliche Dokumente eintragen lassen. Er sagt, er sei darüber nicht informiert worden.

Eigentlich ist Wolfgang Gabrutsch Doktor der Wirtschaftswissenschaften, doch diesen Titel darf er in keinem öffentlichen Dokument führen. Obwohl er nach zehn Semestern Studium an der Cyprus international University im türkischen Teil der geteilten Insel den Doktortitel verliehen bekommen hatte wird dieser in Österreich nicht anerkannt.

Das Ministerium schreibt in einer Stellungnahme unter anderem, dass die Geltung des Europäischen Rechts aufgrund eines Beschlusses des Europäischen Rats in jenen Teilen augesetzt sei, in denen die Behörden der Republik Zypern keine Hoheitsgewalt ausüben. Das sei bis zur eines Lösung des Zypernkonflikts der Fall.

Gabrutsch wertloser Doktortitel

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Urkunde

Bescheinigung über anerkannte Universität

Der Kärntner ist verärgert, da ihm das Wissenschaftsministerium zu Beginn des Studiums versichert habe, dass der Titel sehr wohl in öffentlichen Dokumenten geführt werden darf: „Nachdem ich weiß, dass es auch Probleme mit der Anerkennung von ausländischen Studien gibt, war es für mich sehr viel Wert, dass diese European Education Group ein Schreiben des Wissenschaftsministeriums bei ihren Unterlagen beilegte.“ Es wurde bescheinigt, dass es sich um eine anerkannte Universität handle, die auf europäischen Hoheitsgebiet liege. Für ihn sei klar gewesen, dass „somit sowohl eine Führung, als auch die Eintragungsmöglichkeit in österreichische Dokumente gegeben sei.“

Gabrutsch wertloser Doktortitel

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Wolfgang Gabrutsch fühlt sich nicht ausreichend informiert und wandte sich an den Bürgeranwalt.

Nicht über Änderung informiert

Volksanwalt Peter Fichtenbauer kritisiert, dass das österreichische Wissenschaftsministerium 2009 noch bescheinigt hätte, dass es mit der Anerkennung des Titels keine Probleme geben würde. Der betroffene Akademiker sei danach nicht von der geänderten Einschätzung der Hochschule in Nordzypern informiert worden.

Waren die rund 40.000 Euro, die Wolfgang Gabrutsch für das Studium samt Doktorarbeit investiert hatte, gar hinausgeworfenes Geld? Dieser Frage wird unter anderen am Samstag um 17.30 Uhr in ORF 2 in der ORF Sendung „Bürgeranwalt“ nachgegangen. Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand abrufbar und wird auch als Live-Stream auf der TVthek angeboten.