Tourismus sucht dringend Nachwuchs

Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern im Tourismus steigt, aber es gibt zu wenig Nachwuchs. Wirtschaftskammer, Wirtschaftsförderungsinsitut und Arbeitsmarktservice Kärnten wollen mit dem Projekt „Glücksstart im Tourismus“ zum Lehrabschluss motivieren.

Vom Lehrling zum Küchenchef oder Hoteldirektor ist ein Werdegang, der laut Wirtschaftskammer im Tourismus gar keine so große Seltenheit darstellt. Trotzdem fehle es an Fachpersonal. Viele Kärntner Tourismusbetriebe sind Hände ringend auf der Suche nach Lehrlingen. Oft hätten Jugendliche aber auch Eltern falsche Vorstellungen von der Arbeit im Tourismus. Mit diesem schwierigen Image aufzuräumen und Jugendlichen eine Chance auf einen Lehrplatz zu geben ist das Ziel des Projektes „Glücksstart“.

Fünf Wochen „touristisches Einmaleins“

Unterteilt ist das „Glücksstart“-Programm in drei Module, die insgesamt fünf Wochen dauern. Peter Makula, Landesausbildungsreferent für Tourismusberufe beim WIFI, erklärt den Modus: „Im Basiskurs lernen die künftigen Lehrlinge das ‚touristische Einmaleins‘. Die Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Service, Küche sowie Hotel- und Gastgewerbeassistenz - und zwar in Kärntens modernstem WIFI Gastrozentrum. Danach geht es in die Praxis.“

Nach Theorie folgt Praxis

Die Jugendlichen dürfen eine Woche lang in einem Betrieb mitarbeiten, der nach Projektende zu ihrem Lehrbetrieb werden könnte. Zum Abschluss findee noch ein Gespräch mit dem Unternehmer statt, in dem er über die Fortschritte des Jugendlichen informiert werde, so Makula. Die Teilnahme ist für die Jugendlichen, wie auch für die Betriebe kostenlos. Entsteht durch das Projekt ein fixes Lehrverhältnis, deckt das AMS die Ausbildungskosten. Für ihr Engagement werden die Jugendlichen mit einem Taschengeld entlohnt.

12 von 17 erhielten Lehrstelle

722 Lehrstellensuchende - etwas mehr als im Vorjahr - sind beim AMS gemeldet. 17 Interessierte haben in den vergangenen fünf Wochen einen theoretischen und praktischen Einblick in die Bereiche Service, Küche und Hotellerie bekommen und eine Woche in einem Betrieb mitgeholfen. Zwölf von ihnen haben eine fixe Lehrstelle zugesagt bekommen.

Junger Asylwerber überzeugte

In den vergangenen vier Jahren nahmen 80 Jugendliche das „Glücksstart“-Angebot in Anspruch. „70 bis 90 Prozent haben ein stabiles Lehrverhältnis. Das ist ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis“, so Wolfgang Haberl, Leiter der Förderabteilung des AMS Kärnten. Heuer konnten zwölf Interessierte ausgebildet werden, alle haben zu Programmende eine fixe Lehrstelle. Erstmals nahm auch ein junger Asylwerber aus Afghanistan das Angebot in Anspruch. Er überzeugte in seinem Betrieb durch seine Lernbereitschaft und konnte sich für Herbst den Ausbildungsplatz sichern.

Trend geht in Richtung Jahreshotellerie

Vor allem im Sommer kommt es beim Fachpersonal immer wieder zu Engpässen. Mit Saisoniers könne man die Lücken nicht mehr schließen, der Trend gehe in Richtung Jahreshotellerie, so Helmut Hinterleitner, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeit in der Wirtschaftskammer. „Es wird grundsätzlich schwerer, vor allem auch, weil es Geburtenrückgänge gibt. Der Arbeitsmarkt im Bereich Tourismus ist steigend. Die Tourismusunternehmen sind sehr interessiert, Lehrlinge aufzunehmen. Wir haben mehr Lehrbetriebe als Lehrlinge, die am Markt sind.“ Im Frühjahr wird das Projekt „Glücksstart“ fortgesetzt.

Um Tourismusberufe auch für erwachsene Mitarbeiter attraktiver zu machen, sei Flexibilität gefragt. Nicht nur, um auf die Entwicklungen in der Tourismuswirtschaft einzugehen, sondern auch, was die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie etwa die Arbeitszeit-Flexibilisierung betreffe, so die Wirtschaftskammer.