Staatsanwalt ermittelt wegen Schotter und Depot

Schimmelskandal, personeller Wirbel, ausständiges Museumsgesetz – das Kärntner Landesmuseum bleibt eine politische Großbaustelle. Nun ermittelt auch die Staatsanwaltschaft wegen eines angemieteten Depots und einer mysteriösen Schotter-Lieferung an das Römermuseum.

In vier Monaten wird die Ära Thomas Jerger am Kärntner Landesmuseum Geschichte sein. Jerger war 2012 als Direktor angetreten, um das in vielen Bereichen modernisierungsbedürftige Museum auf neue Beine zu stellen. Nach dem Schimmelskandal schien unter dem damaligen Kulturreferenten Wolfgang Waldner von der ÖVP plötzlich vieles möglich. Aus den hochfliegenden Umgestaltungsplänen - genauso wie aus einem neuen Museumsgesetz – wurde bis heute allerdings nichts.

Wenn es um offizielle Stellungnahmen zum Landesmuseum geht, ist Reden derzeit Silber und Schweigen Gold. Die Mitarbeiter dürfen nicht reden, sie würden sonst ihren Job riskieren, hieß es auf Nachfrage des ORF Kärnten. Andere wiederum wollen nicht reden: Interviewanfragen wurden reihum abgelehnt, von Seiten der Politik, der Beamtenschaft wie auch museumsintern.

Persönliches Naheverhältnis zu Baufirma vermutet

Die vielen Vorwürfe richten sich nicht nur gegen Direktor Thomas Jerger, sondern vor allem gegen einen seiner Mitarbeiter. So sollen beispielsweise für die Anlieferung von Schotter zum Römermuseum Teurnia in Spittal 20.000 Euro bezahlt worden sein, ohne dass es Angaben zu den Fuhren und zur Schotter-Menge gäbe, wird kritisiert. Der Auftrag in Spittal/Drau ging an eine Klagenfurter Baufirma.

Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft eine anonyme Sachverhaltsdarstellung, wonach bei der Auftragsvergabe das persönliche Naheverhältnis besagten Mitarbeiters zu besagter Baufirma eine Rolle gespielt haben soll.

Kaiser ortet dringenden Handlungsbedarf

Dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, ließ Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) über sein Büro ausrichten. Wohl deshalb stellte Kaiser erst vor wenigen Tagen den Museumsexperten Igor Pucker als Problemlöser und Koordinator eigens für das Museum ab – mehr dazu in Landesmuseum bekommt Koordinator.

Von Kulturreferent Christian Benger (ÖVP) abgenickt, soll Pucker nun richten, was seit 16 Jahren politisch nicht zustande kam – etwa ein neues Museumsgesetz und eine Haushaltsordnung. Die jetzige Haushaltsordnung, seit dem Jahr 2000 in Kraft, widerspricht laut Rechnungshofbericht der österreichischen Gesetzgebung. Unbestätigten Aussagen nach, muss sie auch noch in Schillingbeträgen abgefasst werden.

Schwierige Aufgabe für den „Brückenbauer“

Beneidet wird der allseits anerkannte Museumsexperte Pucker um seine Aufgabe als Brückenbauer jedenfalls von niemandem. Auch Pucker selbst gibt zu, dass im Landesmuseum „atmosphärisch“ einiges zu tun sein werde. Tatsächlich wirft das, was hinter vorgehaltener Hand erzählt wird, nicht das beste Licht auf die Vorgänge innerhalb des Museums.

Das ganze Haus sei gespalten, heißt es von mehreren Seiten. Neben der schlechten Personalsituation wird über Mobbing geklagt, über den sorglosen Umgang mit Exponaten und massive Besucherrückgänge in den Außenstellen. Nach einem Wasserschaden im Keller sollen Entfeuchter über Nacht absichtlich abgestellt worden sein, um Strom zu sparen.

Scharfe Kritik vom Rechnungshof

Auch vom Rechnungshof werden dem Museum in puncto Auftragsvergabe schwere Mängel attestiert, das Bundesvergabegesetz sei nicht immer eingehalten worden, heißt es in dem Bericht. Außerdem seien Rechnungsabschlüsse zu spät oder nicht nach den gesetzlichen Vorgaben erfolgt. Für die Jahre 2012 und 2013 fehlten die Jahresabschlüsse, diese seien aber auch nicht von der Finanzaufsicht des Landes eingefordert worden. Für 2014 weise der Bericht nicht nachvollziehbare Positionen und Fehler auf, kritisiert der Rechnungshof.

Dass die Ausgliederung des Landesmuseums als gescheitert angesehen werden darf, legen die Feststellungen im Rechnungshofbericht jedenfalls nahe. Museumsintern ist hier von „Pseudoreformen“ die Rede. Auch der Kontrollausschuss befasste sich zwei Mal mit den diversen Vorwürfen. Beiden Sitzungen blieb der zuständige Kulturreferent Christian Benger fern.

Depot ebenfalls in Bauffirmen-Besitz

Neue Baustellen tun sich ebenfalls auf: Der Pachtvertrag für den Botanischen Garten läuft 2020 aus, 2017 auch jener für das angemietete Depot. Die Mieten für ein weiteres Depot - das ebenfalls besagter Klagenfurter Baufirma gehören soll - wurden übrigens erst kürzlich erhöht.

Viel zu tun also für Igor Pucker - dessen Arbeitsaufenthalt im Landesmuseum sich dementsprechend in die Länge ziehen dürfte. Stellung nehmen wollte Direktor Thomas Jerger zu den Vorwürfen nicht: Er übt sein Amt zwar noch bis Dezember aus, lehnt es im Gespräch mit dem ORF aber ab, auch nur mit einem Satz zitiert zu werden.

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