Strafgebühr: Aufessen oder zahlen

Wer nicht aufisst, soll mehr zahlen: Diese Idee einiger Lokale verbreitet sich auch in Österreich. Allein in Kärntens Gastronomiebetrieben werden jährlich 10.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen.

Aufhäufen, bis nichts mehr geht. Vor allem in Restaurants mit Mittagsbuffet und „All-you-can-eat“-Angebot ein bekanntes Bild. Was auf dem Teller bleibt, landet im Abfall. Nach Deutschland wird eine Strafgebühr für Essensreste am Teller deswegen auch in österreichischen Lokalen zunehmend ein Thema.

Praktiziert wird dies unter anderem in einigen Wiener Lokalen, etwa in einem asiatischen Lokal in der Lugner City. Bis zum doppelten Preis zahlt dort, wer nicht aufgegessen hat. In Kärnten verlangt ein asiatisches Lokal in Wolfsberg bereits seit zehn Jahren einen Aufschlag von zwei Euro für Essensreste - allerdings nur in der Theorie, von einem Gast eingehoben wurde diese Strafgebühr noch nie.

Ein sorgloser Umgang mit dem Essen werde vor allem dort gepflogen, wo das Essen billig sei, sagt Guntram Jilka von der Kärntner Wirtschaftskammer: „Wenn das Essen bei Buffets seinen Wert verliert und der Gast gedankenlos den Teller vollschaufelt, bleiben am meisten Lebensmittel übrig.“

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Vor allem bei Buffets wird häufig Essen verschwendet

Die „Restln“ sind teuer

Lebensmittel, die zu Abfall werden, kosten wertvolle Ressourcen und jeden Gastronomiebetrieb im Schnitt 8.000 Euro pro Jahr, die Entsorgung nicht mit eingerechnet. Die Gastronomiebetriebe könnten sich jährlich 320 Millionen Euro beim Wareneinsatz sparen. Die Entsorgung von einer Tonne Abfall kostet 150 Euro, ein bewusster Umgang mit dem Essen ist also auch ein wichtiger Kostenfaktor für die Gastronomiebetriebe.

Österreichweit fallen insgesamt 175.000 Tonnen Essensabfall pro Jahr an. Laut Global 2000 verursacht die Produktion und Entsorgung jährlich 400.000 Tonnen Co2, das entspricht dem Co2-Verbrauch eines Autos, dass 66.000 Mal die Erde umrundet. 14 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel stammen laut einer Studie der EU-Kommission aus der Gastronomie, etwa 44 Prozent machen Abfälle aus Produktion und Handel aus, 42 Prozent entfallen auf die Haushalte.

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175.000 Tonnen Essensreste fallen jährlich in Österreich an

Rest- oder Tafelbox gegen Verschwendung

Manche Gastronomiebetriebe versuchen auch mit „Restlbox“ oder „Tafelbox“, eine Aktion der Wirtschaftskammer, für Essensreste der Lebensmittelverschwendung gegenzusteuern – mehr dazu in „Restlbox“ bringt Essensreste nach Hause. Die „Tafelbox“ ist eine kompostierbare Verpackung aus Bio-Kunststoff, in der Gäste die Reste ihrer Mahlzeit mit nach Hause nehmen können.

Wirtschaftskammer gegen Strafgebühr

Die Kärntner Wirtschaftskammer spricht sich gegen die Strafgebühren für Essensreste aus. Sinnvoller seien etwa Hinweise am Buffet. Auch der Einsatz von hochwertigen, regionalen Produkten führe dazu, dass Gäste wertschätzend mit dem Essen umgehen. „Wird das Schnitzel beim Gastro-Diskonter um 3,90 Euro verkauft, gehen die Gäste damit anders um, als wenn sie ein Schnitzel von Kärntner Tieren serviert bekommen“, sagt Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie.

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Verfüttern an Schweine verboten

Kritik übt die Wirtschaftskammer auch an einer EU-Verordnung. Diese verbietet den Gastronomiebetrieben aus hygienischen Gründen seit einigen Jahren, Speisereste an Bauern weiterzugeben, die damit ihre Schweine füttern konnten. „Eine Jahrhunderte alte, gelebte Praxis wurde durch EU-Reglementierungen verboten“, kritisiert WK-Sprecher Sternad. Damit sei auch einer sinnvollen Weiterverwendung von Speisenresten ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben worden.

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