Neues Buch zur NS-Euthanasie

„Geerbtes Schweigen – Die Folgen der NS-Euthanasie“ heißt das neue Buch des Vereins „Erinnern Gailtal“. Betroffene aus ganz Österreich kommen darin zu Wort, in manchen Familien wurde ein jahrzehntelanges Schweigen gebrochen.

Im letzten Jahr publizierte der Verein Erinnern Gailtal mit „Ausgelöschte Namen“ ein Buch über NS-Opfern aus dem Kärntner Gailtal – mehr dazu in Schon 1934 erste NS-Opfer im Gailtal. Nach mehreren Jahren Vorbereitung erscheint im September das nächste Buch, diesmal widmet sich der Verein den Folgen der NS-Euthanasie, Morde an Behinderten unter dem Vorwand der „Rassenhygiene“. Bis zu 300.000 Menschen sollen zwischen 1939 und 1945 Opfer der NS-Euthanasie geworden sein.

Interviews mit bis zu drei Generationen

Das Team unter Obmann Bernhard Gitschtaler begleitete etliche Familien bei der Suche nach von den Nazis ermordeten Vorfahren und Familienmitgliedern. In mehreren Familien wurden Interviews mit bis zu drei Generationen geführt um Folgen und Auswirkungen der NS-„Euthanasie“ auf die Spur zu kommen.

„Dabei wurde mir klar, dass speziell die Nachfahren von sogenannten Euthanasie-Opfern unter den traumatischen Gewalterfahrungen und dem unverarbeiteten und nicht betrauerten Verlust eines Vorfahren leiden“, so Gitschtaler. Manchmal seien es auch Angehörige, welche die Einlieferung in „Pflegeanstalten“ erwirkten und so wissentlich oder unwissentlich zu Mittätern wurden.

Jahrzehntelanges Schweigen

„Euthanasie“-Opfer und die Belastungen der Nachfahren sei bislang wenig im Fokus wissenschaftlicher Auseinandersetzung gestanden, so Gitschtaler. Jahrzehntelanges Schweigen in den Familien habe auch zu posttraumatische Belastungen geführt: „Jahrzehnte danach geht es nicht mehr um offene Wunden, sondern beinahe ausschließlich um tiefe, seelische Verletzungen und Traumatisierungen, die das Leben vieler Menschen bis heute begleiten und beeinflussen. Wunden, die ebenso präsent wie unsichtbar sind.“

Vorgestellt wird das neue Buch am 22. September im Pavillion V „Am Steinhof“ in Wien. Dort befindet sich auch eine Ausstellung mit dem Titel „Der Krieg gegen die Minderwertigen“.

Link: