Krieg 1991: Reporter unter Lebensgefahr

„Krieg vor der Haustüre“ oder „Die Grenze brennt“ lauteten Ende Juni 1991 die Schlagzeilen in den Kärntner Medien. Pressefotografen, Kameraleute und Redakteure berichteten damals oft unter Lebensgefahr vom „Zehn-Tage-Krieg“.

Vor 25 Jahren, einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens, begann dort der „Zehn-Tage-Krieg“. Die Jugoslawische Volksarmee kämpfte gegen die slowenische Territorialverteidigung. Einer der Hauptschauplätze war der Grenzübergang Bleiburg-Grablach.

Slowenische Soldaten im Graben liegend 1991

ORF

Presseleute im Kugelhagel auf der Flucht

Der Klagenfurter Pressefotograf Gert Eggenberger erlebte dort eine Kampfsituation Situation hautnah mit. „Wir waren auf der slowenischen Seite beim Grenzhaus. Die Slowenen lagen in der Böschung, oben am Hügel waren jugoslawische Soldaten. Auf einmal riefen die Slowenen, wir sollen verschwinden. In dem Moment fingen die Jugoslawen zu schießen an. Wir sind gerannt – bis zur Grenze waren es aber noch gute 100 Meter.“

Zeitungstitelseiten 1991

ORF

Zollhaus nach Granatenbeschuss in Flammen

Wenige Minuten nach der Flucht der Kärntner Presse - darunter auch einem Team des ORF Kärnten - traf eine Granate das Zollhaus, das wenig später in Flammen stand.

Brennendes Zollhaus 1991

ORF

ORF Kärnten-Kollegin Martina Steiner berichtete Ende Juni 1991 laufend von den Kriegsereignissen an der Grenze und das mehrmals unter akuter Lebensgefahr, wie auf diesem Sendungsmitschnitt von „Kärnten heute“ vom 2.Juli 1991 zu hören ist:

Martina Steiner 1991

ORF

Martina Steiner bei einer Reportage an der Grenze.

Reporter Nik Vogel bei Bombardement getötet

Begleitet wurden die Reporter aus dem Landesstudio von ebenso waghalsigen Kameraleuten - mit dabei waren unter anderen Ivan Klaric, Norbert Janesch oder Gerhard Lapan.

Gert Eggenberger und Gerhard Lapan

ORF

„Es war derartig unwirklich...“

Gerhard Lapan erinnert sich: „Es war derartig unwirklich, weil man sich aus dem Alltag heraus plötzlich in einer Situation befand, die es vorher noch nie gegeben hat und die für unsere Region völlig undenkbar war. Ich habe z.B. am Anfang immer meine Kamera mit dem ORF-Logo in die Höhe gehalten, so quasi: Ich bin wie das Rote Kreuz, tut uns nichts. Dann kam aber schon die Meldung, dass Nik Vogel tot ist – und mit ihm der erste Journalist am ersten Tag dieses Krieges.“

Der Kriegsberichterstatter Nikolas Vogel starb beim Bombardement am Flughafen von Ljubljana, gemeinsam mit seinem Fahrer Norbert Werner.

Frieden: Das Bild eines Soldaten geht um die Welt

Der Krieg um die slowenische Unabhängigkeit fand als „Zehn-Tage-Krieg“ Eingang in die Geschichtsbücher Europas. Anfang Juli 1991 wurde er beendet. Nicht zuletzt durch die Vermittlung der UNO, des EU-Vorgängers EG und der österreichischen Regierung.

Auch beim Frieden kam wieder das Kärntner Fotografen-Urgenstein Gert Eggenberger ins Spiel. Sein Foto eines freudestrahlenden slowenischen Soldaten - neben der Staatstafel „Slovenjia“ - ging als Symbol des Friedens um die Welt.

Slowenischer Soldat am Grenzübergang Lavamünd

APA/Gert Eggenberger

Eggenberger: „Ich habe ihn etwa zehn bis 15 Jahre später in Laibach getroffen. Er wurde Generaldirektor für öffentliche Sicherheit im Innenministerium.“ 76 Menschen hat der „Zehn-Tage-Krieg“ das Leben gekostet.

Die Junge Republik Slowenien erholte sich rasch von den Kämpfen und steht heute als EU-Mitglied mit Österreich und der Europäischen Union in einem engen, partnerschaftlichen Verhältnis - 25 Jahre, nachdem eine kriegerische Front die beiden Länder trennte.

Link: