Seegemeinde Millstatt fast pleite

Die 3.400-Seelen-Gemeinde Millstatt muss vier Millionen Euro Schulden abbauen. Darunter die Kosten nach einem Sprungturmunfall 2009, bei dem ein Bub schwer verletzt wurde. Die Gemeinde wurde hier zur Zahlung von 260.000 Euro verurteilt.

Die Gemeinde will versuchen, Waldgrundstücke umzuwidmen und zu verkaufen. Auch ein Volksschulstandort soll geschlossen werden. Bürgermeister Johann Schuster (SPÖ) spricht von Verfehlungen seines Vorgängers. Abgänge bei den drei Gemeindestrandbädern seien nicht abgedeckt und in der Buchhaltung versteckt worden.

Bäderchef mittlerweile gestorben

260.000 Euro musste die Gemeinde Millstatt außerdem der Familie des 2009 lebensgefährlich verletzten elf Jahre alten Buben nach dem Sprungturmunfall zahlen. Der Sprungturm war ohne behördliche Genehmigung geöffnet gewesen, ein 13-Jähriger sprang herunter und traf den kleineren Buben am Rücken - mehr dazu in 13-Jähriger haftet für Sprungturmunfall (kaernten.ORF.at; 18.6.2016). Das Kind lag wochenlang im Koma und leidet immer noch unter Spätfolgen.

Der Geschäftsführer der Bäderbetriebe Millstatt wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt. Er verstarb mittlerweile, die Gemeinde möchte nun einen Teil der 260.000 Euro von den Hinterbliebenen zurückholen, so der Bürgermeister: „Wir haben ein Rechtsgutachten eingeholt, wie die Bäderbetreiber und Geschäftsführer an den Kosten zu beanteilen sind.“ Von Seiten der Verlassenschaft sei ein Angebot gemacht worden. Die Rede war von 70.000 Euro, die Zahl wollte Schuster nicht bestätigen.

Vorwürfe an Vorgänger

Insgesamt hat die Gemeinde Millstatt vier Millionen Euro Schulden. Schuster sagt, vor seiner Zeit, habe die Gemeinde jahrelang die Abgänge der Strandbäder nicht abgedeckt, obwohl sie das müsste. Jahrelang seien die Tricksereien in der Buchhaltung niemandem aufgefallen, auch nicht dem Land als Aufsichtsbehörde. Jetzt muss die Gemeinde sogar darüber nachdenken, einen Volksschul-Standort, entweder in Obermillstatt oder in Millstatt zu schließen. Man gehe davon aus, dass man mit dem Schuljahr 2017/18 mit einem Standort das Auslangen finden werde, so Schuster.

Gemeinde will keine Grundstücke verkaufen

Auf jeden Fall verhindern möchte Schuster, dass die Gemeinde Seegrundstücke verkaufen muss. Sie besitzt drei Strandbäder. Öffentliche Bereiche am Seeufer sollen zugänglich bleiben. Schuster will versuchen, Waldgrundstücke umzuwidmen und zu verkaufen. Bis Monatsende muss die Gemeinde ein beschlossenes Entschuldungskonzept vorlegen. Ob es dann Geld vom Land geben kann, ist offen. Der Bürgermeister ist zuversichtlich, die Gemeinde aus der Misere führen zu können. Millstatt hat ja auch hohe Einnahmen aus dem Tourismus.