Wenn Internet-Liebe blind macht

Wenn Liebe blind macht, haben es Betrüger besonders leicht. Eine Frau aus Klagenfurt überwies ihrem angeblichen Freund über das Internet fast 70.000 Euro. Bei einer Geldübergabe machte sich die Frau sogar selbst strafbar - die Polizei warnt.

Die Opfer werden meist in sozialen Netzwerken kontaktiert, es folgen Chats und Mails, manchmal auch Telefonate. Die Betrüger geben sich seriöse Berufe und verschicken falsche Porträtfotos. Irgendwann kommt dann eine vorgespielte Geldnot ins Spiel. Was bleibt? Im konkreten Fall ein leeres Konto und jede Menge Arbeit für die Kriminalisten, die nicht müde werden zu betonen, mit sozialen Medien vorsichtiger umzugehen.

Die Frau überwies ihrem „Geliebten“ - einem angeblichen US-Bürger - mehr als 60.000 Euro in Teilbeträgen in die Türkei, USA und Nigeria. Außerdem flog sie nach Spanien, um dort einer Kontaktperson 10.000 Euro zu übergeben, kaufte ein hochwertiges Handy und schickte es nach Nigeria - mehr dazu in Schaden von 100.000 Euro durch Liebesbetrug. Ein Verhalten, das äußerst leichtsinnig und naiv erscheint, im Rahmen von „Love- oder Romance Scamming“ aber öfter vorkommt, als man gemeinhin glauben mag.

63-Jährige überwies zehntausende Euro

Ein ähnlicher Fall trug sich vor kurzem in Oberkärnten zu. Die Masche war auch in diesem Fall dieselbe: Der Täter stellte über ein soziales Netzwerk eine Freundschaftsanfrage an eine 63-Jährige. Irgendwann begann er über familiäre, gesundheitliche und finanzielle Probleme zu klagen, wodurch sich die Pensionistin dazu bewegen ließ, mehrmals Geldbeträge auf ein Auslandskonto zu überweisen. Die Frau belastete sogar ihr Eigenheim mit einer Hypothek in der Höhe von mehreren zehntausend Euro. Nun sind der Internetfreund und das Geld verschwunden.

„Vertrauensverhältnis“ lässt Bedenken vergessen

Uwe Bichler ist Spezialist für Internetkriminalität der Kriminalpolizei in Klagenfurt. Ihm zufolge gehen die Täter immer nach demselben Muster vor. Sie suchen zuerst über soziale Netzwerke den Kontakt zu einer Frau. „Dieser jemand schickt einem Fotos, sagt, er sei in einer Notlage und beim Militär in einem kriegsführenden Land und benötige Geld.“ Durch das zuerst aufgebaute Vertrauensverhältnis, teils auch aus Liebe, würden Bedenken über Bord geworfen und über Widersprüche hinweggesehen. Aber, so der Kriminalist: „Ich kenne nicht sehr viele Fälle, wo das wirklich Liebe war und es zu einer Beziehung gekommen ist.“

Sobald es Geldtransfers ins Ausland gebe, werde es schwer, die Spuren der Täter zu verfolgen. Bichler: "Man kann in anderen Ländern wie Afrika oder Amerika mit einem übermittelten Code - den man zum Beispiel per Email bekommen hat - das Geld beheben. Ich muss mich nicht ausweisen, wenn es keine riesen Summen sind, und bleibe anonym.“

Opfer selbst unter Geldwäsche-Verdacht

Der erstgenannte Fall wirft aber auch noch mehr Fragen auf: So halten es die Kriminalisten ebensogut für möglich, dass die Frau genau wusste, was sie tat. Daher sei auch der Verdacht der Geldwäsche zu klären. Faktum ist: Auch wenn sie nichts von den betrügerischen Machenschaften des Unbekannten mitbekam, hat sie sich laut Polizei mit dem Geldtransfer in Spanien strafbar gemacht.

Die steigende Zahl solcher Internet-Betrugsfälle zeigt jedenfalls eines ganz klar: Dass sich noch immer zu viele Menschen in sozialen Netzwerken von scheinbar netten Profilfotos und ebensolchen „netten“ Worten täuschen lassen.