Mehr Schule für Lehrlinge gefordert

Während alle anderen Lehrlinge zwölf Wochen Zeit für die Berufsschulausbildung haben, sind es im Tourismus und im Einzelhandel nur acht Wochen. Dadurch ist der Druck durch Prüfungen größer. Der Landesschulrat fordert eine Vereinheitlichung.

Wieviele Wochen im Jahr Lehrlinge in der Berufsschule sitzen sollen, darüber wird zwischen Unternehmern, Arbeitnehmervertretern und Bildungsexperten schon ewig diskutiert. Ein Brennpunkt ist die Berufsschulzeit für Einzelhandels- und Gastronomielehrlinge. Letztere müssen zwei Fremdsprachen erlernen und haben dafür nur acht Wochen Berufsschule pro Jahr, während alle anderen Lehrberufe zehn Wochen zur Verfügung haben.

Vereinheitlichung auf zehn Wochen gefordert

Das bedeute eine enorme Belastung für die Lehrlinge, sagt Herbert Torta, der Landesschulinspektor für die Berufsschulen in Kärnten. Er fordert eine Vereinheitlichung auf zehn Wochen. „Das ist mitunter sehr stressig, weil wir teilweise bis zu zwölf Gegenstände haben. Es ergeben sich Überlagerungen in unserem Schulalltag. Das heißt, es kann durchaus vorkommen, dass zwei bis drei Prüfungen an einem Tag stattfinden. Weil so auch eine praktische Prüfungssituation entstehen kann, sind die Schüler natürlich sehr gefordert“, so Torta.

Es werde versucht, mit allem zur Verfügung stehenden pädagogsichen Geschick den Schülern zur Seite zu stehen, sagt der Landesschulinspektor für die Berufsschulen: „Wir versuchen, die Stärken zu stärken und nicht auf die Schwächen hinzuschauen. Wir wollen sie motivieren und sagen ihnen, dass sie wertvolle Menschen in der Gesellschaft sind.“

„Sieben Stunden Pflicht-, zwei Stunden Freifächer ideal“

Durch die Ausweitung könnten Grundfertigkeiten viel besser geübt werden, auch die Persönlichkeitsbildung könnte noch verstärkt werden, so Torta: „Wir haben sehr heterogene Klassen - von Maturanten bis zu Integrationsschülern. Wir bräuchten mehr Zeit, damit wäre die Schulzeit am Tag ein bisschen entlastet. Es wäre wünschenswert, sieben Stunden am Tag Pflichtgegenstände zu haben und ein bis zwei Stunden für Freigegenstände zur Verfügung zu haben.“

WK und Betriebe gegen Neuregelung

Der Berufsschulinspektor erwartet sich von den Sozialpartnern eine Einigung. Die Wirtschaftskammer hat mit dem Vorschlag naturgemäß wenig Freude. Gastgewerbe und Einzelhandelsbetriebe sagen, Sie könnten sich eine Abwesenheit der Lehrlinge von zehn Wochen im Jahr nicht leisten.

Torta entgegnet, dass die Ausbildung in der Berufsschule sehr wichtig sei. Nur mit gut ausgebildeten Lehrlingen könnten die Betriebe auch konkurrenzfähig bleiben. Auch das Bildungsministerium habe sich mittlerweile dieses Themas angenommen.