Blind den Alltag bewältigen
Von Geburt an blind zu sein oder im Alter zu erblinden ist für die meisten Menschen eine schreckliche Vorstellung. Willibald Kawalirek, Obmann Blinden- und Sehbehindertenverband: „Das Problem ist, dass viele Menschen vor dem Wort ‚blind‘ Angst haben. Sie verbinden Ängste damit, weil sie sich nicht vorstellen können, dass man sich in einer solchen Situation noch ein schönes und lebenswertes Leben gestalten kann.“
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Kinder mussten in Grazer Blindenschule
Alois Glantschnig ist seit 33 Jahren als Telefonist tätig, den Weg zu Arbeit bewältigt er, dank des Blindenleitsystems alleine. Verbesserungen für Blinde hat es in den letzten Jahren nicht nur in Sachen Barrierefreiheit gegeben, auch was die Bildung anbelangt hat sich viel getan. Früher mussten blinde Kinder bei der Einschulung Abschied von der Familie nehmen. Eine Blindenschule gab es nur in Graz, erzählte Glantschnig: „Es war sehr schlimm, man hat sehr viel Heimweh gehabt, es war halt eine komplett fremde Situation fremde Leute, fremde Kinder, alles fremd. Das war momentan fast wie ein Sprung ins kalte Wasser.“
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Auch wenn der Computer und das Internet immer wichtiger werden: Eine der größten Stützen im Alltag blinder Menschen ist die fast 200 Jahre alte Brailleschrift. Neben dem Alphabet lassen sich damit auch Noten oder mathematische Zeichen wiedergeben, auch verschiedene Kurzschriften gibt es. Lesen mit den Fingern geht genau so schnell wie mit den Augen.
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Mit Mut den Alltag bewältigen
Um Blinden den Alltag zu erleichtern, gibt es mittlerweile viele Hilfsmittel. Eines lässt sich aber nicht kaufen: der Mut, sich einer lauten und nicht immer rücksichtsvollen Umwelt auszusetzen. Pensionistin Ottilie Kramer: „Man muss sich halt überlegen: Will ich, dass mir nie etwas passiert, dann muss ich zu Hause bleiben und mich nur in meinem Zimmer bewegen. Oder will ich doch Kontakt mit Menschen, dann muss man Verschiedenes in Kauf nehmen.“
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In diesem Jahr feiert der Blinden- und Sehbehindertenverband seinen 70 Geburtstag. Seit den Anfängen hat sich viel getan. Und eines ist klar: Barrierefreiheit fängt nicht auf der Straße, sondern in den Köpfen an.