Abriss Kanaltalersiedlung: Weiter Proteste

In Villach gibt es weiter heftige Proteste gegen den Abriss der Kanaltalersiedlung. Schon ab März wird dort mit dem Bau neuer Wohnungen begonnen. Die Mieter kämpfen weiter für „ihre“ Siedlung und hoffen auf späte Rettung.

Die Kanaltalersiedlungen gibt es in einigen Städten Kärntens, jene in Klagenfurt wurde aufwendig renoviert. Die Siedlungen wurden in den 1940-er Jahren für die fast 6.000 deutschsprachigen Bewohner des italienischen Kanaltals geschaffen, die im Zweiten Weltkrieg gezwungen wurden, auszuwandern. Die meisten von ihnen kamen nach Villach.

Rund 250 Mieter wohnen heute in der Villacher Siedlung im Stadtteil Lind, genauso viele Unterschriften wurden auch gegen den Abriss gesammelt. Die Siedlung soll neuen Wohnbauten weichen, gebaut von der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Neue Heimat. Innerhalb der nächsten vier Jahre soll Platz für rund 160 Wohnungen entstehen, letztlich sollen es 420 werden, rund 60 Millionen werden investiert. 2017 sollen die ersten Mieter ihre neuen Quartiere beziehen, dann sollen in weiterer Folge die leer stehenden Häuser abgerissen werden.

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„Jetzt bekommen wir charakterlose Blöcke“

Baubeginn soll bereits im März sein, erste Bäume wurden bereits gefällt. Trotzdem kämpfen einige der Mieter noch um ihre Siedlung und wandten sich auch an die Landespolitik. Die Mieter werfen der Genossenschaft vor, ein historisches Erbe der Stadt Villach zu vernichten. Mit dem Abriss verschwinde ein Stück Geschichte, „dafür bekommen wir charakterlose Blöcke“, sagt Hans Haider, Mitglied der Bürgerinitiative. Deswegen wünscht sich die Bürgerinitiative zumindest eine Neuplanung der künftigen Wohnungen, bei der mit der alten Bausubstanz vorsichtiger umgegangen wird.

Deutschprachige Italiener ausgesiedelt

Die Kanaltalersiedlungen entstanden Anfang der 1940-er Jahre. Zwischen dem Nazi-Regime in Deutschland und dem faschistischen Italien wurde vereinbart, die Deutschsprachigen in den Regionen Italiens vor die Wahl zu stellen, entweder ins Deutsche Reich auszuwandern oder sich „italienisieren“ zu lassen. Damals entschlossen sich rund 5.700 Kanaltaler, ihre Heimat zu verlassen.

Auch die großzügig angelegten Gärten würden durch die Neubauten verschwinden, kritisiert die Sprecherin der Initiative, Edith Eva Kapeller, sie fordert eine „Nachdenkpause“. Zudem hätten die Bewohner Angst, dass die Mieten teurer würden.

Runder Tisch mit Bürgerinitiative

Auch politisch ist der Abriss nicht unumstritten, zuletzt stellten sich die Villacher Grünen auf die Seite der Bürgerinitiative und kritisierten, dass das Projekt zu wenig diskutiert wurde.

Die Wohnbaugenossenschaft Neue Heimat argumentiert, ein Neubau sei nötig, die Wohnungen veraltet. Trotzdem wird teilweise eingelenkt. Aufsichtsratsvorsitzender Peter Pegam ist bereit, mit der Initiative Gespräche zu führen und glaubt, dass eine Lösung gefunden werden kann. Pegam kündigt einen Runden Tisch an, an dem Vertreter der Neuen Heimat, der Stadt Villach und der Bürgerinitiative teilnehmen sollen.