Kritische Töne bei Kulturpreisverleihung

Der Kärntner Landeskulturpreis geht an den Komponisten Bruno Strobl. Bei der Verleihung Sonntagabend im Konzerthaus wurde mit Kritik an der Kulturpolitik nicht gespart. Der Preisträger ließ am Geld gescheiterte Projekte Revue passieren.

Vertreter zeitgenössischer Musik in Kärnten, der slowenischen Kulturvereine und die Freie Kulturszene Kärntens haben eines gemeinsam: Sie fühlen sich, was Förderungen anbelangt, von der Politik seit mehr als einem Jahrzehnt stiefmütterlich behandelt. Auch, wenn es jetzt in der Kultur weitaus freundlicher zugehe, als noch vor ein paar Jahren unter Kulturreferent Jörg Haider.

825.000 Euro für alle

825.000 Euro erhielten alle freien Kulturinitiativen zusammen im Jahr 2014. Das Stadttheater bekam 16,6 Millionen, es muss im nächsten Jahr acht Prozent einsparen. Insgesamt wurden 1,2 Mio. Euro beim Kulturbudget Kärntens eingespart.

"Was ist der Politik die Kultur wert?

In seiner Rede zur Lage der Kultur in Kärnten kritisierte Dietmar Pickl die Fördergebarung des Landes. Kärnten habe von allen Bundesländern das geringste Kulturbudget, was sei der Politik im Land die Kultur wert, fragte Pickl. Geld für die Freie Szene gebe es - im Gegensatz zum Stadttheater - nur wenig. Aber auch die 80 slowenischen Kulturinitiativen müssten aus dem Kulturbudget gefördert werden, sie bekommen nur Mittel aus der Volksgruppenförderung: „Herr Kulturreferent, geben sie den slowenischen Kulturinitiativen dieselben Förderchancen wie den übrigen.“

Kulturpreis Kärnten Bruno Strobl

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Christian Benger gratuliert Bruno Strobl.

„Geld in homöopathischen Dosen“

Pickls Befund: Es müsse anders werden in Kärnten, wenn es gut werden solle. Schon unter Jörg Haider habe die Freie Szene ein kümmerliches Dasein geführt, gut gehe ihr aber auch jetzt noch nicht. Das Geld für die Freien Kulturinitiativen fließe in nur homöopathischen Dosen. Seine Forderung: Eine Verdoppelung der Fördermittel. So kleine Anteilezuo verdoppeln werde kein Budget kaputtmachen, so Pickl.

Kärntens Kultureferent Christian Benger (ÖVP) betonte, dass es im nächsten Jahr einen Schwerpunkt für die Freie Szene in Kärnten geben solle. Zum Sparprogramm des Landes habe die Kultur einen hinreichenden Beitrag geleistet: „Ich führe täglich einen Abwehrkampf gegen weitere Kürzungen des Kulturbudgets. Die Kürzungen retten das Landesbudget nicht.“

Kulturpreis Kärnten Bruno Strobl

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Preisträger: Viele Projekte auf Eis

Stiefmütterlich behandelt, was die Förderungen anbelangt, fühlen sich auch die Vertreter zeitgenössischer Musik: Von Landeskulturpreisträger und Präsident der internationalen Gesellschaft für neue Musik (IGNM), Bruno Strobl, hieß es, Kunst müsse abseits von Quoten gefördert werden, viele Projekte für zeitgenössische Musik lägen seit Jahren auf Eis. Man habe gesagt, es koste zuviel Geld, gleichzeitig seien aber andere Projekt gefördert worden, die es heute nicht mehr gebe. Die hätten auch viel Geld gekostet, waren aber nicht nachhaltig.

Gescheiterte Projekte

Strobl nannte zwei konkrete Beispiele: „In den 90er-Jahren habe ich ein Klangraumschiff des Künstlers Otto Beck bei der Biennale vorgestellt. Die Kosten von rund 15 Mio. Schilling waren für den damaligen Kulturreferenten ‚Ein Wahnsinn‘. Kurz darauf floss ein doppelt so hoher Betrag durch Fehlplanung bei der Landesausstellung in Knappenberg den Bach hinunter.“

Er habe auch ein Zentrum für zeitgenössische Musik installieren wollen. Das Interesse das Landes sei groß gewesen, er sei acht mal vor Ort gewesen. Die Örtlichkeit in Ossiach sei mehr oder weniger hergerichtet gewesen. Die Unterstützung des Landes sei aber so niedrig gewesen, dass es nicht verwirklicht worden sei. Ein anderes Projekt am selben Ort habe neunmal soviel Geld bekommen, das gebe es aber heute gar nicht mehr, so Strobl.

Beim Kulturpreis wurde aber nicht gespart: Etwas mehr als 61.000 Euro wurden an Künstler und Kulturschaffende in den verschiedensten Kultursparten vergeben.