Immer noch vor allem Frauen Gewaltopfer

Am Mittwoch hat die alljährliche Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ begonnen. Immer noch muss das Thema wieder ins Bewusstsein gerückt werden, denn nach wie vor werden Frauen vor allem in Beziehungen und Familie zu Opfern.

Immer noch werden vor allem Frauen und Mädchen Opfer von Gewalt, die meisten davon im familiären Nahbereich bzw. in einer Ehe oder Beziehung. Erste Anlaufstelle für betroffene Frauen sind die Frauenberatungsstellen, die es in allen Bezirken gibt und die vom Frauenreferat des Landes gefördert werden. Demnach sei häusliche Gewalt die weltweit am stärksten verbreitete Menschenrechtsverletzung. Das betreffe körperliche, als auch verbale Gewalt.

Bei Gewalt nicht wegschauen

Wichtig sei es laut einem Folder des Frauenreferates, nicht wegzuschauen, wenn man Gewalt bemerke. Man könne auf das Opfer zugehen und sagen, was man gesehen oder gehört habe. Der mutmaßliche Täter sollte nicht dabei sein. Man könne immer wieder Hilfe anbieten, auch wenn das Opfer sie nicht möchte, man solle aber nicht gegen dessen Willen aktiv werden. Man könne sich als Zeuge zur Verfügung stellen oder sich selbst bei der Beratungsstelle Tipps holen. Bei einem Gewaltakt solle man die Polizei rufen, seien Kinder betroffen, auch das Jugendamt einschalten, so die Ratschläge des Frauenreferats.

Vier Frauenhäuser in Kärnten

Aus akuten Gewaltsituationen können Frauen mit ihren Kindern in die vier Kärntner Frauenhäuser flüchten, wo sie vorübergehend Schutz finden.

Frauenhaus Klagenfurt Tel: 0463 44966, Frauenhaus Villach Tel: 04242 31031, Frauenhaus Wolfsberg Tel: 04352 36929, Frauenhaus Spittal/Drau Tel: 04762/61386.

Allgemeine Frauenhelpline: 0800 222555

Frauenberatungsstellen in allen Bezirken

Die Frauenberatungsstellen, die vom Frauenreferat des Landes Kärnten gefördert werden, sind oft erste Anlaufstelle. Bewusst gibt es in jedem Bezirk eine Beratungsstelle, damit jede Frau, die Hilfe sucht, sie auch bekommen kann. Auch die Öffnungszeiten sind dem angepasst. Die Beratung reicht von Recht über Gesundheit und Psychologie bis hin zu Problemen mit Kindern bzw. Sorgerecht und ist kostenlos.

Bisher 418 Wegweisungen

In Klagenfurt berät auch das Gewaltschutzzentrum als größte Opferschutzvertretung. Bis 25. November 2015 wurden in Kärnten 879 Menschen beraten, über 750 davon Frauen. Generell könne man laut Roswitha Bucher vom Gewaltschutzzentrum sagen, dass im Bereich häusliche Gewalt Frauen zu 95 Prozent als Opfer betroffen seien. Im Familienbereich generell, wenn man die Generationenkonflikte einrechne, seien Frauen zu zwei Dritteln und Männer zu einem Drittel betroffen. Von Gewalt waren heuer auch 720 Kinder zwischen 0 und fünf Jahren betroffen.

Auch über 700 Kinder betroffen

418 Wegweisungen wurden heuer ausgesprochen, wobei die Polizei bei Kindern bis 14 Jahren auch vom erweiterten Betretungsverbot von Schulen und Kindergärten Gebrauch machen kann. Die Mehrheit von Opfern und Tätern findet sich in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren. 392 Strafverfahren seien eingeleitet worden (vor allem wegen Körperverletzung, gefährlicher Drohung und Stalings), man habe aktuell rund 150 Klienten, die man auch während eines Gerichtsprozesses begleite, so Bucher.

Roswitha Bucher ist seit 25 Jahren in diesem Bereich tätig und stellt fest, dass Opfer heutzutage früher Beratung und Hilfe suchen. Sie appelliert auch, sich aus dem Kreis der Gewalt zu lösen, sich anonym und gratis beraten zu lassen und dann eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen. Man mache mit den Frauen auch eine Gefährlichkeitsanalyse, nur dann könne man für sich entscheiden, wie es weitergehen solle.

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